Stefan Limberger-Andris

Die Unterzeichnung der Weimarer Reichsverfassung jährte sich am gestrigen Sonntag zum 100.Mal. Als Mitglied der Nationalversammlung trägt die Verfassung des Deutschen Reichs, von Reichspräsident Friedrich Ebert am 11. August 1919 unterzeichnet und am 14. August 1919 in Kraft tretend, inhaltlich auch die Handschrift von Constantin Fehrenbach, der 1852 in Wellendingen geboren worden war. In der Weimarer Reichsverfassung finden sich grundlegende Bestimmungen, unter anderem für den Aufbau eines föderativen Staates, das Frauenwahlrecht sowie auch die Staatsflagge (Schwarz-Rot-Gold).

Das könnte Sie auch interessieren

In Wellendingen steht das Geburtshaus von Constantin Fehrenbach (geboren am 11. Januar 1852, gestorben am 26. März 1926), der als letzter Präsident des Reichstags im Deutschen Kaiserreich und dann als erster Reichskanzler (25. Juni 1920 bis 4. Mai 1921) der Weimarer Republik den Staat führte. Er war zusammen mit Reichsfinanzminister Joseph Wirth auch im belgischen Spa (5. bis 16. Juli 1920) zugegen.

Reparationen führen zum Rücktritt

Verhandelt wurde dort die Frage der Reparationen, die das Deutsche Reich nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg an die Siegermächte zahlen sollte. Auch ging es um die Entwaffnung des Deutschen Reichs. Da sich später innenpolitisch keine Mehrheit für die Annahme der Höhe der Reparationszahlungen fand – Constantin Fehrenbach hatte diese im Versailler Vertrag festgesetzte Höhe erneut verhandelt – trat der Wellendinger als Reichskanzler zurück.

Wegzug nach der Geburt

Constantin Fehrenbach gilt als „politischer Ziehvater“ des Freiburgers Joseph Wirth (1879 bis 1956), ebenfalls ein Zentrumspolitiker, der ihm am 10. Mai 1921 als Reichskanzler im Amt folgte. Nachdem die Familie Fehrenbach wenige Jahre nach der Geburt Constantin Fehrenbachs aus Wellendingen weggezogen war – Vater Johann Georg Fehrenbach war Dorflehrer – ging Constantin Fehrenbach in Dundenheim bei Offenburg zur Schule. Das ehemalige Schulhaus in Ortenberg in der Ortenau, 15 Kilometer von Dundenheim entfernt, war ehemals Heimat für Constantin Fehrenbach.

Zeit in Freiburg

Freiburg proklamiert Constantin Fehrenbach gerne als einen Freiburger, obwohl sein Geburtshaus in Wellendingen steht. Tatsächlich hatte er ab 1865 das Freiburger Knabenkonvikt (Berthold-Gymnasium) besucht und katholische Theologie an der Universität Freiburg studiert, was er allerdings 1874 abbrach. Er wechselte zur Juristischen Fakultät und bestand 1879 das Referendarsexamen.

Ehrengrab

1882 ließ sich Constantin Fehrenbach als Rechtsanwalt in Freiburg nieder, wurde zwei Jahre später in die Stadtverordnetenversammlung Freiburgs gewählt und erwarb 1896 ein Wohnhaus in der Schwarzwaldstraße 1. Er war Vorsitzender des Münsterbauvereins und Präsident des Freiburger Männergesangvereins. Constantin Fehrenbach starb in Freiburg und wurde auf dem dortigen Hauptfriedhof in einem Ehrengrab beerdigt. Nach ihm ist die Fehrenbachallee in der Breisgau-Metropole benannt.

Die Stadt Freiburg erinnerte im März 2006 an den 80. Todestag Constantin Fehrenbachs. Im Juli 2013 wurde in der Schwarzwaldstraße 1 auf Initiative der Familienzweige Rosset, Nachfahren von Constantin Fehrenbach, eine Gedenktafel angebracht. Die Stadt Freiburg beteiligte sich an den Kosten.