Gudrun Deinzer

Peter Mim wird gehandelt als legitimer Nachfolger von Marcel Marceau, dem 2007 verstorbenen und möglicherweise berühmtesten Pantomimen aller Zeiten. Pantomime, die „Ur-Kunst“ der Körpersprache beherrscht Peter Mim heute wie kaum ein anderer. „Weltstarniveau“ attestieren ihm die Fachleute. Dieser große Star der Kommunikation ohne Worte kommt am 23. November zum Folktreff nach Bonndorf ins Foyer der Stadthalle.

Peter Mim gastiert beim Folktreff im Foyer.
Peter Mim gastiert beim Folktreff im Foyer. | Bild: Robert Sukuwacz

Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein Pantomime, zumal dieser Klasse, nach Bonndorf kommt. Die Kunst eines Pantomimen müsste als Basis eigentlich jeder Schauspieler mindestens in Ansätzen beherrschen. In Zeiten von Handy, WhatsApp und anderen droht der Ausdruck in Körpersprache indes in einer Flut von Smileys zu ersticken. Menschen tun sich immer schwerer, im direkten Miteinander Befindlichkeiten authentisch zu zeigen und zu lesen, ist doch vermehrt das Display das häufigste Gegenüber. „Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie viele Emotionen diese Kunst vermittelt. Denn sie ist zwar stumm, aber nicht sprachlos“, sagt Peter Mim.

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Seinen Bühnenshows attestiert die Kritik gleichermaßen Sinn für Humor wie poetischen Ausdruck. „Peter Mim hat einen scharfen ‚Blick für unsere kleinen Eitelkeiten, die er uns mit dem unwiderstehlichen Charme und der Rafinesse eines Charlie Chaplin deutlich vor Augen führt“, schreibt ein Chronist. Längst betreibt der Bühnenkünstler in seiner Wahlheimat nahe Hannover eine Pantomimeschule unter dem Namen „mimartstudio“. Beim Folktreff freut man sich, dass man im Kontakt mit dem Bonndorfer Bildungszentrum auch hiesigen Schülern ein besonderes Unterrichtserlebnis verschaffen konnte.

Körpersprache ist für Peter Mim ein wichtiges Kommunikationsmittel.
Körpersprache ist für Peter Mim ein wichtiges Kommunikationsmittel. | Bild: Fabio Arboleda

Denn aufgrund der Vermittlung des Folktreff reist Weltstar Peter Mim früher an und gibt den Schülern der Musical AG am Vormittag des Veranstaltungstags einen Workshop. „Wir freuen uns, wenn wir als Veranstalter von Kulturevents nicht nur zu freudigen Erlebnissen von Musik- und Kleinkunstliebhabern beitragen, sondern gewissermaßen auch einen kulturellen Mehrwert für die Jugend schaffen können“, meint dazu die Folktreff-Vorsitzende Gudrun Deinzer.

Philosoph und Clown

Deshalb lädt der Verein die Workshop-Schüler abends auch zur Vorstellung ein. Dort wartet – ist man bei dem Kulturverein sicher – ein einmaliges Erlebnis auf alle Zuschauer. Seine Mimik zeige die unterschiedlichsten Facetten von Gefühlen. Seine brillante visuelle Illusionstechnik fasziniere, seine Körpersprache erschaffe eigene Räume. „Er ist Poet, Philosoph, Clown und Träumer zugleich“, greift der Kulturverein Beschreibungen seiner Auftritte auf.

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„Komik und Poesie“ würde als Programm sowohl dem Bedürfnis gerecht, sich nach einer langen Arbeitswoche mit Humorvollem zu entspannen, so die Ankündigung des Folktreff. Zudem würde es aber auch sensibel mit lebens-philosophischen Themen wie Liebe und Hoffnung, Vollkommenheit, Freiheit, Leidenschaft und Trauer umgehen. Es erwarte die Zuschauer ein „Bildertheater voller Magie, optischen Illusionen, Emotionen und Musik“.

Termin: Peter Mim, „Komik und Poesie“, 23. November, 20.30 Uhr, Einlass 19.30 Uhr, Foyer der Stadthalle, Karten in der Touristinfo, Martinstraße 5, Telefon 07703/76 07, oder im Internet (www.folktreff-bonndorf.de – gegen Gebühr!)

„Meine Seele fühlt sich besser, wenn ich arbeite“

Peter Mim kommt mit seinem Programm „Komik und Poesie“ am 23. November nach Bonndorf zum Folktreff. Im Interviev redet er über seinen Auftritt in der Region und seine Kunst, die Pantomime.

Herr Mim, worauf freuen Sie sich besonders, wenn Sie hier im Schwarzwald auftreten?

Ich war in der Vergangenheit schon einige Male in Singen und habe dort ein sehr aufgeschlossenes und aufnahmebereites Publikum erlebt. Da ich sicher bin, dass das in Bonndorf genauso ist, freue ich mich natürlich besonders auf ein tolles Publikum.

Am Vormittag Ihres Auftritts in Bonndorf geben Sie einigen Schülern des Bildungszentrums einen Workshop. Was gibt Ihnen die Arbeit mit den Jugendlichen?

Es bringt mir viel Freude, dass ich mein Werk weitergebe. Und es ist auch so, dass ich bei der Begegnung mit der Jugend auch selbst noch lerne. Sie eröffnet mir einen neuen Blick auf die Körperarbeit. Manche wundern sich über die klassische Pantomime, finden aber trotzdem neue Wege, sich mit ihrem Körper auszudrücken.

Sind in Ihrem aktuellen Programm Impulse von jungen Menschen aufgenommen worden?

Nein, das nicht, es ist schon ein klassisches Programm. Impulse kann ich aber allgemein natürlich aufnehmen, allerdings nur in kleinen Passagen, nie in einem ganzen Programm.

Was reizt Sie daran, in einer ‚Digitalen Welt‘ mit der Körpersprache Geschichten zu erzählen?

Das ist sehr interessant. Weil man mit dem Ausdruck des Körpers mehr von seinem Gesprächspartner bekommen und auch mehr von seinen Gefühlen ablesen kann.

Glauben Sie, dass das manche allmählich verlernen?

Ja, das meine ich schon. Gerade mit diesen ganzen neuen Kommunikationsmitteln, haben viele wirklich ihre Körpersprache fast vergessen.

Wie wichtig ist Körpersprache denn im menschlichen Umgang miteinander, etwa beim Flirten?

Das ist tatsächlich auch Teil eines meiner Workshops. Im Dezember hatte ich einen solchen Workshop auf Wunsch einer Theatergruppe in Schwerin. Die waren tatsächlich begeistert, wie viele Neuigkeiten Sie für das Flirten bei mir gelernt haben. Beispielsweise, wo die Grenzen sin und in welcher Situation die Grenzen überschritten werden dürfen.

Nach Jahrzehnten im Berufsfeld der Pantomime sind Sie eigentlich schon im Rentenalter. Warum bleiben Sie weiter aktiv?

Genauer gesagt, bin ich seit 2017 im Rentenalter. Ich akzeptiere einen Ruhestand aber nicht. Denn ich kann weiterarbeiten und meine Seele fühlt sich besser und ich fühle mich jünger, wenn ich arbeite. Und mein Körper macht mit.