Martha Weishaar

Man könnte annehmen, die veranstaltungsfreie Corona-Zeit den Verantwortlichen des Kulturvereins Folktreff ein ruhiges Dasein beschert hätte. Dem ist allerdings ganz und gar nicht so. Vielmehr treibt es die Vorsitzende der Kleinkunstinitiative um, dass freischaffende Künstler jedweden Genres mit am stärksten unter der Corona-Krise leiden, ohne jegliche Einkünfte dastehen und noch nicht mal Anspruch auf Soforthilfe haben.

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Zudem seien Verträge abgeschlossen, die man auch einhalten müsse, sofern dies im Rahmen der Corona-Verordnungen möglich sei, bezog Vorsitzende Gudrun Deinzer deutlich Stellung.

So engen Publikumskontakt wird es in naher Zukunft bei Folktreff-Veranstaltungen zwischen Künstlern, wie der aktuellen Bonndorfer ...
So engen Publikumskontakt wird es in naher Zukunft bei Folktreff-Veranstaltungen zwischen Künstlern, wie der aktuellen Bonndorfer Löwe-Inhaberin Rosemie Warth, und Zuschauern nicht geben dürfen. Die Corona-Krise ist auch für die Kleinkunstinitiative eine organisatorische Herausforderung. | Bild: Martha Weishaar

Der Folktreff sei aufgrund des ausschließlich ehrenamtlichen Engagements sämtlicher Mitstreiter sowie finanzieller Unterstützung vonseiten der Stadt und des Landkreises in der komfortablen Situation, dass er diese Krise überleben könne. Bei professionellen Bühnen sei dies anders. Erst recht bei den Künstlern selbst, die sich ihren Lebensunterhalt derzeit mit Putzen oder Brotverkauf verdienen müssen.

Konsequent bereitet der Verein im Augenblick also die nächsten Veranstaltungen vor. Am Freitag, 10. Juli, wird Kabarettist Rolf Miller mit seinem Programm „Obacht“ erwartet. Am Samstag/Sonntag, 25. und 26. Juli, sollen die Medlz ihr für den März geplantes Konzert nachholen.

Beide Veranstaltungen werden in der Stadthalle stattfinden, wo man die Corona-Vorschriften mit einem ausgefeilten Hygienekonzept einhalten kann. Bei Rolf Miller sind nach aktuellem Regelwerk 99 Gäste zugelassen. Ende Juli könnten auch Veranstaltungen mit bis zu 500 Personen stattfinden. Die Stadthalle, die normalerweise 1700 Menschen Platz bietet, darf nach aktuellem Regelwerk nur mit 260 Personen besetzt werden.

Das A-Capella-Konzert soll also an zwei Abenden stattfinden. Eine signifikante organisatorische Erleichterung wäre es, wenn Kartenbesitzer sich mit dem Folktreff in Verbindung setzen, um Termin und Sitzplatzregelungen vorab zu klären. Die Plätze werden der Reihenfolge der Anmeldungen nach vergeben.

Bürgermeister Michael Scharf machte deutlich, dass im Gegensatz zum Lock-down sich das Wiederhochfahren des Kulturbetriebs komplizierter gestalte. „Egal was wir machen – wir können nicht wissen, ob es richtig ist. Man muss sich aber fragen: Wie lange kann man die Leute noch wegsperren?“, brachte der Bürgermeister seinen Corona-Frust auf den Punkt.

Die Vorsitzende Gudrun Deinzer lobte er: „Der Kulturverein hat eine extreme Optimistin an der Spitze. Ich wünsche dem Verein und uns allen eine kulturell geprägte Zukunft.“

Die wiedergewählte Vorsitzende Gudrun Deinzer (rechts) und Schriftführerin Anna Sigwarth.
Die wiedergewählte Vorsitzende Gudrun Deinzer (rechts) und Schriftführerin Anna Sigwarth. | Bild: Martha Weishaar

Zahlen und Fakten zum Kunstverein Folktreff

  • Gudrun Deinzer führt weiter den Kulturverein Folktreff als Vorsitzende. Sie wurde bei der jüngsten Sitzung im Amt bestätigt. Auch Anna Sigwarth wurde als Schriftführerin einstimmig wiedergewählt.
  • Finanzielle Entwicklung: Wie illuster ein Kleinkunstjahr ohne Corona bedingte Krise sein kann, verdeutlichte Schriftführerin Anna Sigwarth in ihrem Rückblick. Mit welchen Kosten dies einhergeht, ging aus dem Bericht von Kassiererin Alice Bündert hervor. Die neun Veranstaltungen im Jahr 2019 bedingten Gagen in Höhe von 22.223 Euro, Technikkosten von 5702 Euro sowie Spesen für die Künstler von 1915 Euro, außerdem Kosten für Werbung. Die Einnahmen durch Eintritte in Höhe von 25.163 Euro können diese Ausgaben nicht ausgleichen, nicht einmal mit den Beiträgen der 146 Mitglieder in Höhe von 2770 Euro.
  • Die Statistik: Der Besucherrekord der Veranstaltungen lag 2019 beim Santana Konzert im Februar mit 800 Gästen, beim Bonndorfer Schlossfest wurden etwa 600 Kleinkunstfreunde gezählt. Durchschnittlich besuchten 200 zahlende Gäste die Veranstaltungen.
  • Der Verein: Gudrun Deinzer ist seit März 2008 Vorsitzende des Folktreff. Der Bonndorfer Kulturverein hat aktuell 146 Mitgliedschaften. Unter diesen finden sich 72 Familienmitgliedschaften mit mindestens zwei Personen sowie 74 Einzelmitglieder aufgelistet. Das aktive Helferteam, das sich bei der Organisation und der Umsetzung der Veranstaltungen engagiert, rekrutiert sich aus 20 Personen. Dies sei ein personell stabiles Team, erläuterte Gudrun Deinzer im Gespräch. Jede weitere Hilfe sei willkommen.