Karin Steinebrunner, Sebastian Barthmes

Es war erst die zweite Verabschiedung in der 48-jährigen Geschichte der Gemeinde – Helmut Kaiser ist nun nach 24 Jahren im Amt nicht mehr Bürgermeister. Zu der Feier kamen viele Einheimische und Wegbegleiter aus der Region und auch aus der Partnerkommune St. Jean de Sixt in Frankreich. Viele Geschenke, Dankesworte und eine Überraschung gab es für den 60-Jährigen: Er wurde zum Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde ernannt.

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Was ist ein Bürgermeister und was macht er? Mit „Dachsberg TV“ gaben die Schul- und Kindergartenkinder viele Antworten. Wie viel er für seine Gemeinde tun kann, zeigten verschiedene Redner an dem Abend auf: Für Schule und Kindergarten setzte er sich ein, die Modernisierung und den Ausbau der Abwasserent- und der Wasserversorgung habe er vorangetrieben – fast 2500 Beschlüsse, viele davon mit grundsätzlicher Bedeutung, seien in seiner Zeit gefasst worden, sagte Bürgermeisterstellvertreter Daniel Bücheler.

Großen Rückhalt genoss Kaiser bei den Wählern, und am Sonntag sorgten viele Dachsberger für einen feierlichen Abschied: Alle Musikvereine der Gemeinde, der Musikverein Urberg, die Trachtenkapelle Dachsberg und die Trachtenkapelle Ibach Wittenschwand, traten einzeln und am Schluss gemeinsam auf. Der Jazzclub hatte Tänze einstudiert und auch der Kirchenchor Hierbach-Ibach beteiligte sich am Programm.

Helmut Kaiser ist zum Ehrenbürger von Dachsberg ernannt worden.
Helmut Kaiser ist zum Ehrenbürger von Dachsberg ernannt worden. | Bild: Sebastian Barthmes
  • Helmut Kaiser: „Dachsberg war für mich ein Glücksfall“, sagte Helmut Kaiser. Er konnte alles, was er in den Wahlprospekten versprochen habe, umsetzen – er schaue zufrieden zurück auf seine Amtszeit. Gleich mehrere Glücksfälle habe er in seinem Leben gehabt: Die Eltern schickten ihn aufs Kolleg, die Gemeinde ermöglichte ihm die Lehre und schließlich schenkten die Bürger ihm das Vertrauen, das ihn durch all die Jahre trug. Als Bürgermeister schaffe man nichts alleine, nur zusammen könne man etwas bewegen. Deshalb sei er sehr dankbar für das ehrenamtliche Engagement in der Gemeinde, für die Unterstützung von Abgeordneten und die Zusammenarbeit mit Behörden und Institutionen. Die Unterstützung der Abgeordneten habe er zum Beispiel gebraucht, um Zuschüsse zu erhalten, denn ohne solche Zuwendungen gehe in den beiden finanzschwächsten Gemeinden des Landkreises nichts.
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In den Vereinen habe er darüber hinaus auch gelernt, wie wichtig Vielfalt sei. Diese zu fördern, sei für ihn deshalb immer wichtig gewesen. Er fühle sich der Demokratie verpflichtet und das menschliche Miteinander habe immer eine große Bedeutung gehabt. Fundament seiner Arbeit sei die Familie und der Glaube gewesen, betonte er. Man brauche Beharrlichkeit, um ans Ziel zu kommen. Er kritisierte, dass „alles zu bürokratisch und zu theoretisch“ werde. Seinem Nachfolger Stephan Bücheler gab er einen Rat mit auf den Weg, den er selbst von Gustav Herr erhalten hatte: Er solle seinen gesunden Menschenverstand einsetzen und so handeln, wie er denke, dass es richtig ist.

Auch die Kindergartenkinder und die Schüler der Grundschule dankten Kaiser für dessen Einsatz.
Auch die Kindergartenkinder und die Schüler der Grundschule dankten Kaiser für dessen Einsatz. | Bild: Karin Stöckl-Steinebrunner
  • Bürgermeisterstellvertreter: Die Liste der Projekte, die in der Zeit von Helmut Kaiser vollendet oder angeschoben wurden, ist lang, sagte Bürgermeisterstellvertreter Daniel Bücheler. Aktuelles Beispiel ist der Bau des Glasfaserortsnetzes. All das sei nur mit hohen Zuschüssen möglich gewesen, sagte Bücheler, und Kaiser verstand es, mit großem Einsatz Fördergelder nach Dachsberg zu holen. 17,5 Millionen Euro seien es in Kaisers Amtszeit gewesen, circa 4,5 Millionen investierte die Gemeinde aus eigenen Mitteln. „Egal wie dick die Bretter waren, es ist Dir immer gelungen, den richtigen Bohrer zu finden“, sagte Bücheler an Kaiser gerichtet. Er habe kompetent und zielstrebig, gradlinig daran gearbeitet, ein Ziel zu erreichen. Dabei sei er stets bescheiden, zuverlässig und sehr menschlich gewesen.
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  • Hauptamtsleiter Markus Schlegel: Helmut Kaiser sei Gesicht und Aushängeschild der Gemeinde gewesen, sagte Hauptamtsleiter Markus Schlegel. Er bedankte sich im Namen der Kollegen beim scheidenden Chef, der ein begabter Verwaltungsmann sowie Vorbild und Leitfigur für junge Mitarbeiter gewesen sei. Kaiser sei immer offen für Neues, für Veränderungen gewesen. Mit seiner Tatkraft habe Kaiser sein verhältnismäßig kleines Mitarbeiterteam auch gefordert. Sein Temperament sei aber langsam der Altersweisheit gewichen, sagte Schlegel schmunzelnd.
  • Landrat Martin Kistler: Kaiser ist einer der dienstältesten Bürgermeister der Gemeinde, sagte Landrat Martin Kistler. Das bleibe auch nach seinem Abschied in Dachsberg so, denn er werde weiterhin ehrenamtlicher Bürgermeister von Ibach bleiben. Sein Name und der der Gemeinde sei über Jahrzehnte eine Einheit gewesen. Kaisers Leistung zeigte auch er an der Entwicklung des Internetzugangs auf: Mit Hartnäckigkeit und der festen Überzeugung, dass die Kommunen nur gemeinsam ans Ziel kommen könnten, trieb er die Idee kommunaler Glasfasernetze voran – folgerichtig trage der dafür gebildete kommunale Zusammenschluss den Namen IKZ Dachsberg. Kistler überreichte Kaiser die Medaille des Landkreises in Silber.
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  • Für die Vereine: 27 Vereine seien ein Zeugnis für ein lebendiges Dorfleben, sagte Thomas Vogelbacher. Die Vereinsförderung sei eine Herzensangelegenheit für Helmut Kaiser gewesen, alle Vereine hätten ein Zuhause bekommen. Alle Vereine, Mitarbeiter und weitere Wegbegleiter hätten für ein Geschenk gesammelt – in Zukunft könne Kaiser nun mit einem E-Bike ins Ibacher Rathaus fahren, sagte Vogelbacher.
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  • Grußworte: Die mehrfach genannte Zielstrebigkeit bestätigte auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner: Beim dritten Aufeinandertreffen kannte Landesinnenminister Thomas Strobl den Namen des Dachsberger Bürgermeisters und sein Anliegen. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter lobte Kaisers Mut und die Tatsache, dass er für seine Werte einstehe. St. Blasiens Bürgermeister Adrian Probst dankte im Namen der Bürgermeister, die ihm einen Schwarzwaldrundflug schenkten. Für die Offenheit und entgegenkommende Art dankten auch Pfarrer Jan Grzeszewski und der ehemalige Landtagsabgeordnete Walter Krögner, der nun im Rahmen des Biosphärengebietes mit Kaiser zu tun hat. Brigitte Dupont aus der französischen Partnergemeinde St. Jean de Sixt erinnerte daran, wie Kaiser mit Geduld und viel Freude die Partnerschaft gefördert habe, die zu einer Freundschaft geworden sei.