Karin Steinebrunner

Zum Nachklang des Görwihler Kultursommers hat La Porta Musicale aus Hamburg in der Görwihler Pfarrkirche gastiert. Geigerin Gabriele Steinfeld und Cembalistin Anke Dennert hatten unter dem Titel „Bach zwischen Himmel und Erde“ vier Sonaten von Bach im Gepäck und ernteten dafür Applaus im Stehen vom begeisterten Publikum. Ihre Zugabe war ein Blick in die Bachnachfolge mit dem Andante aus der C-Dur-Sonate des sogenannten Hamburger Bachs, Bachsohn Carl Philipp Emanuel, die bereits dem mehr galanten, „Empfindsamen Stil“ angehört.

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Cembalo im Barockzeitalter, das bedeutet in der Regel die Aussetzung eines mit dürren Zahlen notierten Generalbasses zu einem rein begleitenden, der Komposition das Fundament gebenden Gerüst. Bach setzt mit seinen Sonaten für Violine und Cembalo neue Maßstäbe. Er schreibt dem Tasteninstrument nicht nur Note für Note vor, sondern behandelt es als gleichberechtigten Partner des Streichinstruments, sodass ein über einem Bass konzertierendes Stimmenpaar entsteht. Dabei entfalten die sich abwechselnden und miteinander in einen musikalischen Wettstreit tretenden Stimmen durch die Unterschiedlichkeit des angezupften Cembalotons und des geschmeidig fließenden Geigentons zusätzliche Farbigkeit.

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Die Sonate f-Moll BWV 1018 startete mit einem Cembalovorspiel, dem sich die Geige zugesellte. Der zweite Satz, eine nahezu atemlose Fuge, wurde abgelöst von einer expressiven, mit Doppelgriffen gespickten Geigenmelodie im dritten Satz, begleitet vom scheinbar eigenständig agierenden, in virtuosen Läufen sich ergehenden Cembalo. Der vierte Satz bot vertrackte harmonische und rhythmische Wendungen auf.

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Die Sonate A-Dur BWV 1015 hat einen eher heiteren Charakter. Anmutige Melodiebögen der Geige, mit üppigen Trillerfiguren des Cembalos umspielt, bilden den pastoral anmutenden ersten Satz. Im fröhlichen Wettstreit spielen beide Instrumente im zweiten Satz auf und steigern sich dabei zu effektvoller Virtuosität. Im dritten Satz werden aus dem Duo ganz deutlich drei Instrumente, wenn die linke Hand des Cembalos durchgängig Sechzehntel spielt, während die rechte und die Geige gemeinsam einen um einen Takt versetzten Kanon intonieren. Die abschließende Presto-Fuge behält trotz starker polyphoner Verdichtung immer ihren heiteren Charakter bei, wobei hier die unterschiedlichen Stimmfärbungen in Geige und Cembalo ihren ganzen Reiz entfalten.

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Mit einem Siciliano im 6/8-Takt beginnt die Sonate c-Moll BWV 1017. Die weit ausschwingenden Melodiebögen der Geige umspielt das Cembalo dabei mit dem ihm größtmöglichen Legato. Wie in den Vorgängerwerken ist sowohl der zweite als auch der vierte Satz ein Meisterwerk virtuoser Kontrapunktik. Im dritten Satz hat Bach der Geigenstimme Echowirkungen vorgegeben.

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Die abschließende Sonate E-Dur BWV 1016, die geigerisch anspruchsvollste der vier, ähnelt in weiten Teilen einem Violinkonzert Vivaldi‘scher Prägung, ja insgesamt scheint in ihr die eigenständige Behandlung der Instrumente ausgereifter. So klingt der erste Satz in der Geige wie eine reich verzierte Arie, während das Cembalo mit lebendigen Begleitfloskeln aufwartet.

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Die Fuge des zweiten Satzes wartet mit beinahe tänzerischem Charakter auf. Im dritten Satz wechseln sich Cembalo und Geige in der Melodieführung ab und treten so in einen großartigen partnerschaftlichen Dialog. Das abschließende Allegro bezeichnete Anke Dennert als italienisches Geigenkonzert, „in dem ich mitspielen darf“, wobei dieses Mitspielen – und hier zeigt sich deutlich Bachs kompositorische Meisterschaft – sicherlich als ebenso virtuos bezeichnet werden darf wie der Geigenpart selbst.