Grenzach-Wyhlen – Zurzeit wird in Wyhlen der Kreuzungsbereich der nördlichen Gartenstraße mit „In den Abtsmatten“ ausgebaut. Dies bietet die Gelegenheit, sich anzuschauen, wie der Unterbau der Straßen vor dem Zweiten Weltkrieg aussah.

Für diesen wurde heimischer Kalkstein verwendet – und zwar in einer Schicht von 20 Zentimeter Stärke mit einem sogenannten Gestick. Mit einem Hammer, der mit einer etwa einen Meter langen Haselnussrute ausgestattet war, wurden größere Stücke zerschlagen, um die Zwischenräume auszufüllen. Darüber hinaus kamen mehrere Schichten Split, die man mit heißem Teer übergoss und mit einer Dampfwalze zusammendrückte. So wurde die Gartenstraße noch 1939 fertig. Sie konnte aber erst gebaut werden, nachdem ein Bauernhaus an der Rheinfelder Straße, das auf der Trasse stand, in den 1920er-Jahren abbrannte. Anschließend wurde die Ruine abgerissen und die anfallenden Kalksteine zum Straßenbau verwendet. Beim Ausheben einer Baumgrube für eine Linde stieß man vor einigen Jahren auf das Fundament des ehemaligen Bauernhauses.

Bis zum Jahr 1939 standen an der Gartenstraße nur zwei Wohnhäuser und eine Villa an der Ecke zu „In den Abtsmatten“ mit dem einzigen Pyramidendach in Wyhlen. Die Villa gehörte der Familie Franz Beck, die in der Rheinfelder Straße 16 als Nachfolger von Hermann Bürgin ein Eisenwaren- und Lebensmittelgeschäft betrieb. Die Schreinerwerkstatt von Gustav Schwander an der Gartenstraße 5 war das erste Gebäude in der nördlichen Gartenstraße, das dazugehörige Wohnhaus trägt die Jahreszahl 1928 über dem Hauseingang. Das andere Wohnhaus mit Blechnereiwerkstatt an der Gartenstraße 3 wurde in den 1930er-Jahren von Berthold Braun gegründet und wird heute von Blechnermeister Mike Braun betrieben.

Der damalige Bürgermeister Heribert Mutter (1934 bis 1943 im Amt) wollte Wyhlen zu einem Kurort machen, deshalb legte er die heute noch bestehende Anlage von der Bundesstraße bis zur Blechnerei Braun an mit 30 Zentimeter breiten Randsteinen, zwei Rosenbeeten, drei Ruhebänken und fünf Lindenbäumen. Weitere dieser breiten Randsteine, die vor dem Zweiten Weltkrieg verlegt worden waren, kann man noch an der Lörracher Straße von der Lindenstraße bis zur Gärtnerei Hinn sowie an der Bundesstraße in der Siedlung sehen.

Als Krönung kam noch der Dorfbrunnen hinzu, der bis dahin vor dem Haus in der Rheinfelder Straße 7 stand und dem Neubau des Friseurgeschäftes Oberle weichen musste. Er ist der einzige der neun Dorfbrunnen, der aus Solothurner Kalkstein hergestellt wurde. Im Gegensatz zum Laufener Kalkstein, welcher glatt ist und eine gelbliche Farbe hat, ist der Solothurner Kalkstein weißgrau und weist viele Risse auf.