„In den Gipfellagen des Südschwarzwaldes ist die Schneedecke auf fast drei Meter angewachsen; neue Schneefälle werden erwartet“, lautete die erste Meldung im Alb-Bote über das Schneechaos, das seit dem 8. Februar 1952 über Tage hinweg das Leben in vielen Schwarzwaldgemeinden völlig lahmlegte. Durch die vom 7. auf den 8. Februar 1952, einem Freitag, einsetzenden ungewöhnlich starken Schneefälle wurden zahlreiche Ortschaften vom Verkehr völlig abgeschnitten.

Als eine der ersten Kommunen traf es Todtnauberg südlich des Feldbergs, das völlig eingeschneit war. Dem Schneepflug gelang es nicht, die Zufahrtsstraßen zu räumen. Der Postbusdienst auf der Linie Säckingen-Herrischried musste eingestellt werden. Auch Pferdefuhrwerke kamen auf den völlig verschneiten Straßen nicht vorwärts. Vielerorts war das Telefonnetz unterbrochen, weil die Leitungen gerissen waren. Am 9. Februar ließen die Schneefälle gegen Abend nach, doch nun fegte am 10. und 11. Februar ein Sturm über den Schwarzwald, der meterhohe Schneeverwehungen hervorrief.
Lawinen im Wehratal
Auf der Wehratalstraße zwischen Wehr und Todtmoos gingen am 12. Februar in kurzen Abständen zwei Lawinen nieder, die die Straße drei Meter hoch verschütteten. Ein zwischen den beiden Lawinen eingeschlossener Postbus musste von der Feuerwehr befreit werden. Die Besserung der Verkehrsverhältnisse betraf nur einige Hauptdurchgangsstraßen, die durch Schneepflüge und Schneeschaufler im Dauereinsatz freigehalten wurden, Straßen zweiter Ordnung waren für Kraftfahrzeuge nach wie vor unpassierbar.
Von der Außenwelt isoliert
„Viele Schwarzwalddörfer sind noch immer von der Außenwelt isoliert“, schrieb der Alb-Bote am 13. Februar 1952 und verglich den Hotzenwald mit einer arktischen Landschaft. Die niederen, meist einstöckigen Bauernhäuser schienen sich bis zum Dach im Schnee eingebuddelt zu haben. Ihre Bewohner mussten den ganzen Tag das Licht brennen lassen, weil die Schneemauer vom Fundament bis zur Dachrinnen reichte. In den Schnee eingestochene Bullaugen ließen nur spärlich Tageslicht ein. Um die Häuser schlängelten sich schmale Hohlwege, durch die, den Maulwürfen gleich, die Menschen die Stallungen erreichten. Höhere Häuser wurden durch die Fenster des Obergeschosses betreten.
Schneepflüge im Dauereinsatz
Weil die Postbusse zwei oder drei Tage nicht verkehren konnten, blieb den im Tal beschäftigten Menschen keine andere Wahl, als am Arbeitsort zu bleiben oder zu Fuß viele Stunden lang in ihre bis zu 30 Kilometer entfernten Berggemeinden zurück zu stapfen. Bis zur Erschöpfung gefordert waren auch die Schneepflugfahrer, von denen einige bis zu 48 Stunden am Steuer durchhielten. Sie mussten für Kollegen einspringen, deren technisch veraltete Pflüge defekt liegen geblieben waren. Das Schneechaos zeigte laut Alb-Bote deutlich, „dass die den Straßenbauämtern Waldshut und Säckingen zur Verfügung stehenden motorisierten Schneepflüge den Anforderungen in keiner Weise gewachsen waren“. Umso mehr waren die Männer mit den Schneeschaufeln gefordert, denen es oft über drei Meter hoch aufgetürmte Schneewände fast unmöglich machten, ihre Schaufellast immer weiter nach oben abzuwerfen.
Schneechaos gab es auch auf dem Dachsberg. Trotz des Einsatzes aller Männer zum Schneeschaufeln war es nicht möglich, die Straßen für den Verkehr offen zu halten. Da und dort wurde dringend der Arzt gebraucht, der den Weg zum Patienten mit einem Allradjeep versuchte, doch schließlich nur zu Fuß vorankam. Noch schwieriger war es für die Krankenschwester, die damals acht Dachsbergorte zu betreuen hatte. Die größten Strapazen wurden dem Postboten auf seinem 20 Kilometer langen Bestellgang von Immeneich zu den Dachsbergorten abverlangt.
Steigende Kosten für das Räumen
„Die Bürgermeister des Höchenschwander Berges sehen die Ausgaben für die Schneeräumung mit Besorgnis steigen“, ging der Alb-Bote in seiner Berichterstattung über das Schneechaos vom Februar 1952 auch auf dessen Folgen für die Kassenlage der Gemeinden ein. Bezahlt werden mussten 40 bis 50 Schneeschipper, die auf den Nebenstraßen eingesetzten Schneepflüge, die jeweils von zehn bis zwölf Ochsen gezogen wurden, sowie die stündliche Räumung der Durchgangsstraße von Waldshut nach St. Blasien. Als Hauptproblem wurde die Offenhaltung der Durchgangsstraße bezeichnet. Die Räumung der Nebenstraßen müsste zurückstehen, wenn sie überhaupt offen gehalten werden könnten.
Selbst der Schneepflug blieb stecken
In den enormen Schneemassen blieb der motorisierte Schneepflug auf der Durchgangsstraße bei Tiefenhäusern und Frohnschwand dreimal stecken und musste freigeschaufelt werden. Damit fiel die Strecke für den regelmäßigen Durchgangsverkehr aus, sodass sich der Verkehr ins Albtal verlagerte. „Der Höchenschwander Berg liegt jetzt abgeschnitten da“, hieß es im Alb-Bote.
Immer wieder fiel stundenlang der Strom aus, wenn Leitungen von umstürzenden Bäumen gekappt wurden. Und die Sorge um die Tragfähigkeit ihrer Häuser, auf denen die Schneelast meterhoch wuchs, trieb viele Bewohner zum Räumen auf die Dächer. „Dies war nicht einmal im Winter 1942 nötig, der schon als sehr schneereich bezeichnet werden konnte“, hieß es im Bericht des Alb-Bote zum Schluss.