Im Juni 1967 ging das Kavernenkraftwerk Säckingen von Schluchseewerk AG in Betrieb. Der Bau des ersten deutschen Pumpspeicherkraftwerks in Kavernenbauweise – es war auch eine der leistungsfähigsten Pumpspeicheranlagen in Europa – dauerte sechs Jahre. Und das nächste Großprojekt stand quasi schon in der Tür. Ein Jahr später, 1968, begann der Bau des Kraftwerks Wehr. Er dauerte bis 1975. In der Zwischenzeit schuf Schluchseewerk AG von 1971 bis 1973 das Hornbergbecken.
1975 ging das Kavernenkraftwerk Wehr mit dem Oberbecken auf dem Hornberg in der Gemeinde Herrischried in Betrieb. Es gehört zu den weltweit größten Pumpspeicherkraftwerken. Beim Bau der Hornbergstufe in den 1970er Jahren waren zwischen 200 und 300 Beschäftigte im Einsatz. Schluchseewerk AG konnte dabei auf die Erfahrungen beim Bau der Unterstufe Säckingen und des Eggbergbeckens zurückgreifen. Die Baukosten für die gesamte Pumpspeicheranlage Kraftwerk Wehr lagen bei 540 Millionen D-Mark. Das entspricht 276 Millionen Euro.
Mit einem Stauziel auf 1048 Meter über Meer handelt es sich um die höchstgelegene Stauanlage Deutschlands. Das 700 Meter lange, 300 Meter breite und 46 Meter tiefe Becken hat einen Ringdamm mit einer Grundrissform wie ein Stadion, besteht also aus zwei Halbkreisen mit zwei Geraden. Der Staudamm besteht aus Fels- und Erdmassen. Er ist auf der Innenseite durch Asphaltbeton abgedichtet, während die Außenseite durch die Begrünung vor Erosion geschützt ist.

Dafür wurden nach Fertigstellung etwa 40 000 Bäume und Sträucher weiträumig gepflanzt – eine Maßnahme, die das Becken fast unsichtbar in die Waldlandschaft integriert. Im Becken stehen zwei Türme, der Einlaufturm und der Aufzugturm. Beide Türme sind an ihrem Kopfende miteinander verbunden. Der Zugang zum Aufzugsturm erfolgt über einen unter der Beckensohle verlaufenden Gang.
Das Hornbergbecken ist das Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerks Wehr, dessen Unterbecken die Wehratalsperre ist. Es liegt bei Herrischried im Ortsteil Hornberg auf der Kuppe des Langen Ecks, dem höchsten Berg des Hotzenwaldes. Das Oberbecken hat die Funktion einer riesigen Batterie. Das Becken speichert Strom in Form von Wasser ein, das bei Bedarf sekundenschnell über einen Schacht auf die 600 Meter tiefer liegende Turbinen bei Wehr strömt und Energie erzeugt. Nach getaner Arbeit wird das Wasser im Unterbecken, dem Wehrabecken, aufgefangen. Ist zu viel Energie im Stromnetz, wird mittels der überschüssigen Energie das Wasser aus dem Unterbecken wieder zurück in das Oberbecken gepumpt. Der Kreislauf beginnt von neuem.
Das Hornbergbecken dient allein der Stromerzeugung im Pumpspeicherbetrieb. Sein Fassungsvermögen beträgt 4,4 Millionen Kubik, was bei maximalem Turbinenbetrieb für etwa sieben Stunden Betrieb ausreicht. Der Einlaufturm enthält eine Zylinderschütze, die den darunterliegenden Druckschacht auch bei Strömung sicher abschließen kann.
Die Entwicklung des Konzeptes erfolgte durch das Planungsbüro der Schluchseewerk AG, die Genehmigungs- und Ausführungsplanung durch die Firma Lahmeyer. Als Grund für das Projekt führt Schluchseewerk AG einen „zunehmenden Bedarf an Regel- und Reserveleistung“ an. Die Herausforderungen in technischer wie auch planerischer Hinsicht erläutert das Unternehmen so: „Die Planung der Form des Hornbergbeckens so, dass ein Massenausgleich zwischen dem Abtragsvolumen und dem Dammschüttvolumen erreicht werden konnte. Dadurch wurden die erforderlichen Transporte minimiert.“
Wie das Wasser in das Becken kam
- Bauablauf: Auf dem Hornberg wurden 2,2 Millionen Kubik Schüttmaterial ausgehoben. Der Abbau des Gesteins wurde teilweise steinbruchmäßig betrieben. Tagesleistungen im Mittel von maximal 14 000 Kubik Schüttgut waren keine Seltenheit. Das ausgehobene beziehungsweise gebrochene Material wurde in 60 Zentimeter hohen Lagen in den Ringdamm eingebaut und mit 14 Tonnen schweren Glattrad-Vibrationswalzen mit mindestens vier Walzenübergängen verdichtet.
- Füllung: Mit der Füllung des Hornbergbeckens wurde im März 1975 erstmals begonnen. Während der Erstfüllung wurde die Anschlussfuge zwischen dem Dichtungsbelag und dem Restentleerungsbauwerk undicht. Das Becken musste deshalb noch einmal entleert werden. Für den Schaden machten die Fachleute eine zu weiche Baugrubenhinterfüllung aus Gneiszersatz aus. Dieser wurde gegen steiferen Beton und Wandkies ausgetauscht. Die Anschlussfuge wurde zusätzlich mit einer Kupferblechschlaufe überbrückt. Nachdem dieser Schaden behoben war, erwies sich die Asphaltbetondecke als dicht.
- Überwachung: Für das Hornbergbecken gibt es eine permanente messtechnische Überwachung des Sicherwassers und der Grundwasserstände. Außerdem werden regelmäßig Kontrollgänge durchgeführt und der Bewuchs auf den luftseitigen Böschungen gepflegt. 2008 fand eine umfassende Sanierung der Asphaltbeton-Oberflächendichtung statt.
- Vermarktung: Mittlerweile wird das Hornbergbecken auch touristisch vermarktet. So wird es von der Gemeinde Herrischried auf deren Homepage als Sehenswürdigkeit wie folgt angepriesen: „Heute dient das Hornbergbecken nicht nur als Pumpspeicherbecken, sondern erfreut seine Besucher als eine der schönsten Aussichtspunkte im Hotzenwald.“ Auch die Ferienwelt Südschwarzwald wirbt mit „schöner Rundwanderung um das Hornbergbecken“. Und: „Ein Abstecher zum Hornbergbecken hinauf lohnt sich auf jeden Fall, da man einen Blick über das ganze Tal genießen kann.“
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