Dass das ziemlich heruntergekommene strohgedeckte Bauernhaus im Herrischrieder Ortsteil Großherrischwand entdeckt wurde, ist eher ein Zufall und dass das kulturgeschichtlich bedeutende Gebäude vor dem endgültigen Verfall, quasi in letzter Minute gerettet wurde, ist seinem Entdecker und unermüdlichem Retter, dem 2013 verstorbenen Wehrer Architekten Hermfried Richter zu verdanken. Am Wochenende 29./30. Juni wird das 600-Jahr- Jubiläum des Klausenhofs mit einem Festwochenende gefeiert.

Nach vielen Unwegsamkeiten und der Überwindung von großen Hindernissen ist der Klausenhof heute ein lebendiges Museum mit historischen Führungen, ein Veranstaltungsort für vielfältige Märkte und kulturelle Events und zudem ein romantischer Ort für Jubilare und heiratswillige Paare.

Balken um Balken und Stein um Stein wurde das alte Gebäude abgetragen und in seiner ursprünglichen Bauweise an seinem jetzigen Standort ...
Balken um Balken und Stein um Stein wurde das alte Gebäude abgetragen und in seiner ursprünglichen Bauweise an seinem jetzigen Standort wieder errichtet. | Bild: Charlotte Fröse

Entdeckt wurde das Kleinod, das seit Jahrzehnten unbewohnt in Großherrischwand sein Dasein fristete und zunehmend dem Verfall ausgeliefert war, in der zweiten Hälfte der 1970er von Hermfried Richter im Zuge der Aufstellung des Flächennutzungsplanes. Richter erkannte die Bedeutung des Fundes und setzte sich vehement für den Erhalt ein. Das Landesdenkmalamt ordnete zunächst das Gebäude dem 18. Jahrhundert, den Kern des Hauses möglicherweise dem 16. Jahrhundert zu.

Verkauf wurde rückgängig gemacht

Helmut Eckert, Vorsitzender des Fördervereins Freilichtmuseum Klausenhof, berichtet, dass das Gebäude vermutlich viel älter ist. „Zufällig wurde nämlich auf einem Balken zweifelsfrei eine Jahreszahl entdeckt, die als 1424 entziffert wurde“, berichtet Eckert. Zu sehen war dies auf einem dokumentarischen Film, der vom Filmamateur Erich Adalbert vom Landratsamt Waldshut gedreht wurde und die einzelnen Phasen der Umsiedlungsaktion festhielt. Leider sind weder der Film noch der besagte Balken mehr auffindbar, bedauert Eckert.

Hermfried Richter beschrieb in seinem 2002 erschienenen umfassenden Artikel „Das Hotzenhaus – die Wiederentdeckung des Klausenhofs in Herrischried“ in der Zeitschrift „Mitteilungen des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz in Freiburg“ wie es gelang, das Haus der Nachwelt zu erhalten. Mit der Entdeckung des alten Hofes war noch nicht sein Weiterbestehen in der Gemeinde gesichert. Der Besitzer des Gebäudes hatte es für 10.000 Mark an das Vogtsbauernhof-Museum in Gutach verkauft, denn das Gelände sollte als Bauplatz weiterveräußert werden.

Helmut Eckert ist Vorsitzender des Fördervereins Freilichtmuseum Klausenhof.
Helmut Eckert ist Vorsitzender des Fördervereins Freilichtmuseum Klausenhof. | Bild: Charlotte Fröse

Mit großen Anstrengungen und dank guter Beziehungen zu Behörden und Entscheidungsträgern gelang es schlussendlich, den Verkauf rückgängig zu machen. Als nächste Hürde galt es, den Kaufpreis aufzutreiben. Herrischried war damals eine arme Gemeinde und die einheimische Bevölkerung stand dem Vorhaben sehr skeptisch gegenüber.

Das Freilichtmuseum Klausenhof ist ein lebendiges Museum mit einer langen Geschichte und auch ein beliebter Veranstaltungsort. Bilder: ...
Das Freilichtmuseum Klausenhof ist ein lebendiges Museum mit einer langen Geschichte und auch ein beliebter Veranstaltungsort. Bilder: Charlotte Fröse | Bild: Charlotte Fröse

Wehrer Architekt federführend bei der Sanierung

Durch die Bewilligung von Zuschüssen konnte der Kaufpreis dann doch aufgebracht werden. Da das Gebäude auf dem angestammten Platz nicht bleiben konnte, musste es in den Jahren 1979 und 1980 Balken um Balken und Stein um Stein abgetragen und rund 300 Meter weiter an dem jetzigen Standort, auf einem Gelände der Gemeinde, in seiner ursprünglichen Bauweise wieder errichtet werden.

Große Schwierigkeiten bereitete es, geeignete Handwerker zu finden, die in der Lage waren, die alte Bauweise nachzuempfinden. Dies galt ebenso für den Innenausbau. Der Wehrer Architekt Hermfried Richter, der die Arbeiten überwachte, schrieb: „Sehr häufig mussten wir die Erfahrung machen, dass es entweder das Baumaterial oder die Handwerker nicht mehr gibt.“

Alle Hindernisse konnten schlussendlich überwunden werden und 1981 wurde der Klausenhof als Hotzenwälder Freilichtmuseum eröffnet. Auf dem Gelände um den Klausenhof wurden im Laufe der Jahre als weitere Attraktion die Lindauer Säge (1984), die Schmiede und das Backhäuschen (2001) sowie der Wagenschopf (2003) errichtet.

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