Harald Schwarz

Ulrich Gottschalk empfängt zu früher Morgenstunde vor seinem Anwesen in der Lochmatt von Herrischried. Der Tannenhof hat Charme. Der Hausherr gibt sich betont entspannt, eine Baseballkappe gibt ihm Schatten in der Morgensonne. „Damals wurde man beäugt. Und wenn man ökologischen Landbau auf einer Höhe von 900 Metern betreiben will, war das seinerzeit schon etwas, wo man hingeschaut hat“, erinnert sich Ulrich Gottschalk an die Gründungsjahre seines Biohofs. Er kam 1989 nach Herrischried. Drei Jahre hatte er in einer Gärtnerei in Großherrischwand gewohnt und gearbeitet.

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Seine Ausbildung zum Landwirt war solide. Nach einer Lehre als Automechaniker hat er den zweiten Beruf erlernt. Er trat damit in die Fußstapfen seines Vaters, der ebenfalls Landwirt war. „Als ich den Hof übernahm, war das Gebäude bis auf eine Heu- und Mistgabel leer“, erinnert er sich. Seit der Hofübernahme wurden elf Hektar Land dazu gekauft. Inzwischen werden 32 Hektar bewirtschaftet. Gottschalk ist stolz auf seine Hinterwälder Kühe. Diese regionale Rinderrasse, die als kleinwüchsigste Rasse Mitteleuropas gilt, ist vom Aussterben bedroht.

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Getreideanbau sei durch die günstige Südlage im Hotzenwald in 900 Höhenmetern gerade noch möglich, so Gottschalk. Die Entscheidung für Bio sei bereits im Jugendalter gefallen. Die Bearbeitung des Bodens ist eine wichtige Grundlage. „Gutes Essen schafft einen guten Geist“, so sein Credo.

„Wo Bio draufsteht, ist immer auch Bio drin“, sagt man. Im Prinzip ja. Bio ist in der EU ein geschützter Begriff, genau wie „Öko“. Wer eines dieser Worte zur Kennzeichnung seiner Produkte verwendet, muss zwar nicht 100 Prozent, aber immerhin 95 Prozent seiner Zutaten aus biologischem Anbau beziehen.. So ist es in der EU-Verordnung für Öko-Landbau geregelt. Regelmäßige Kontrollen bei der Verarbeitung und den Öko-Importen sind Pflicht.

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Das Ziel ist klar definiert: die ökologische Landwirtschaft über klar definierte Regeln zu fördern. Auf dem Bio-Zertifikat sind diejenigen Produkte aufgeführt, die geprüft und damit vom Bio-Landwirt produziert und vermarktet werden dürfen. Der gesamte Betrieb wird dabei von den Bio-Prüfern unter die Lupe genommen. „Jedes Jahr kommt ein Prüfer vorbei, schaut sich den Hof und eine Menge Papier an, die Felder werden begangen, die Kühe kontrolliert, ob sie sich in einem artgerechten Umfeld aufhalten“, erklärt Gottschalk. Im Sommer halten sich die Kühe auf der Weide auf. Jeden Morgen und Abend werden sie von Hand gemolken. Ulrich Gottschalk ist seit 1992 im Bioland-Verband. Er ist größter Verband für ökologischen Anbau in Deutschland. Gottschalk ist schon als Auszubildender in den Verband eingetreten. Seine Ausbildung absolvierte er auf Bioland-Höfen.

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Wie verläuft ein typischer Arbeitstag bei Bio-Bauer Gottschalk ab? Der Ablauf des Tages ist von der Witterung und der Saison vorgegeben. Im Winter fallen andere Arbeiten an als zur Sommerzeit. Auch der Verlauf der Wochentage variiert.

Biobauer Gottschalk steht in der Früh auf, trinkt eine Tasse Kaffee. Das ist nichts Ungewöhnliches, aber nun zeigen sich Unterschiede. Während der Büroalltag eher strukturiert verläuft, geht Biobauer Gottschalk zu seinen Kühen auf die Weide oder in den Stall. Melken steht an, täglich. Das Melkgeschirr wird sorgfältig und gründlich gereinigt. Im Übrigen: „Milchverarbeitung hat viel mit Putzen zu tun“, meint Gottschalk. Ein täglicher Blick in die Zeitung ist wichtig, um sich über das aktuelle Geschehen auf dem Milchsektor zu informieren.

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Quark, den er am Vortag gemacht hat, muss zur Zubereitung des Frischkäses bearbeitet werden. Im Spätsommer geht es zur Kartoffelernte. Für dieses Jahr ist ein guter Teil schon eingebracht. Doch es wird noch ein paar Tage mit der Kartoffelernte zubringen. Hilfskräfte werden organisiert. Der Kartoffelroder ist im Einsatz. Inzwischen ist der Vormittag weiter vorgerückt. Die Maschinen, die am Tag gebraucht werden, werden gerichtet. Wenn Mähen auf dem Programm steht, ist der Biobauer bis zum Abend beschäftigt. Mit einer Flasche Wasser und einem Bio-Vesper im Gepäck, lässt es sich den ganzen Tag auf dem Traktor aushalten. Jeden Tag werden unterschiedliche Milchprodukte erzeugt, wie zum Beispiel Joghurt, Käse und Quark. Die Produkte werden zu den Kunden gebracht.

Am Abend wird wieder das Melkgeschirr gerichtet. Auf zu den Kühen und melken. Das geht dann schon mal bis 21 Uhr. Nicht jeden Tag, aber zu Arbeitsspitzen. Dann steht ein Besuch bei den Kunden an, um seine Erzeugnisse persönlich vorbei zu bringen. Für den Winter muss noch das Brennholz versorgt werden. Reparaturen stehen an. Alles in Allem: Ein 14 Stunden-Arbeitstag ist nicht unüblich.

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Und wie sieht es mit dem Verdienst aus? Er komme zurecht, versichert Ulrich Gottschalk: „Ich mache als Direktvermarkter meine Preise selbst. Wenn man einen größerer Biobetrieb habe, dann hat man normalerweise Kontrakte mit einem vereinbarten Preis. Auf dem Wochenmarkt sieht die Preisgestaltung flexibler aus.“ Grundsätzlich: Der höhere Preis für Bio-Lebensmittel ergibt sich unter anderem aus dem erhöhten Aufwand der Erzeugung, Verarbeitung und Verteilung. Geringere Erträge durch Verzicht auf Stickstoffdünger sind zu erwarten. Die Verwendung von artgerechtem Futter für Tiere, die direkt oder indirekt zur Lebensmittelgewinnung vorgesehen sind, lassen höhere Kosten erwarten. Mit einem Schuss Euphorie meint am Ende des Tages: „Herrischried ist für mich der schönste Ort der Welt.“