Höchenschwand – Der Bannwald Schwarzahalden ist der größte seiner Art im ganzen Land Baden-Württemberg. Er soll sich ungestört zum Urwald von morgen entwickeln können und dient als wissenschaftliche Beobachtungsfläche für die Urwaldforschung, sagen Christian Müller vom Forstbezirk Südschwarzwald und Robert Becker vom Forstrevier Waldhaus beim Streifzug durch den Bannwald Schwarzahalde. Er befindet sich auf dem Gebiet der beiden Gemeinden Höchenschwand und Ühlingen-Birkendorf. Zudem erhoffe man sich durch dieses Schutzgebiet, in dem schwerpunktmäßig die Holznutzung ausgesetzt sei, Rückschlüsse auf den praktischen Waldbau im Wirtschaftswald.

Die Aufforderung am Bannwaldeingang ist eindeutig: „Bitte entnehmen Sie keine Pflanzen, sammeln Sie keine Früchte und bleiben Sie auf dem Weg.“ Revierförster Becker, der hier verantwortlich ist, informiert: „Dieser Bannwald misst 428 Hektar, fast drei Mal so viel wie 1970, als es mit der ersten Ausweisung des Areals begann.“

Auf den ersten Blick wirkt es hier chaotisch: Geknickte Baumstämme liegen am Wegrand, auf halber Höhe bringen Weißtannen etwas Struktur. Mittendrin eine völlig nackte Fichte. „Die ist schon länger tot“, sagt Becker. Das größte Problem im Wald sei die klimatische Veränderung, die in den vergangenen Jahren galoppierend vorangeschritten sei, erklären Becker und Müller. Bäume würden Opfer des Klimawandels, weil ihnen bestimmte Käferplagen stark zusetzten. Vor allem an der Ostseite, so Becker, da seien noch ein paar gesunde Fichtenbestände gewesen, die wegen der Trockenheit und Hitze inzwischen komplett kaputt gegangen seien.

Fällt ein alter Baum um, so darf er liegen bleiben, wird von Pilzen und anderen Kleinlebewesen zersetzt und geht in den Nährstoffkreislauf über. „Durch die Freiflächen entsteht aber wieder neuer Wald, es kommen geänderte Baumarten, die die letzten Jahre nicht so verbreitet waren.“ Die Weißtanne etwa oder die Kiefer. „Wir haben Laubbäume in feuchteren Schluchtwäldern wie Ahorn, Esche und Buche. Dann natürlich die Eiche, die Linde und mehr.“ Unzählige Tiere, auch bedrohte Tierarten, und Pflanzen leben ungestört im Bannwald, finden Nahrung und Lebensraum.

Spechte holen sich Käferlarven und hämmern ihre Höhlen in die Bäume, in die dann wieder verschiedene Nachmieter wie die Meise oder der Waldkauz einziehen können. „Durch den hohen Totholzanteil sind hier viele Wanderfalken, Hohltauben oder Schwarzspechte zuhause.“ Es gibt Rückzugsgebiete von einzelnen Schlangenarten, Raufußhühnern, Luchs oder seit einiger Zeit der Biber, aber auch andere Wildarten, Reh-, Schwarz- und auch Gamswild. Laut Müller vermute man hier im Schwarzwald bis zu 2000 Gamswildexemplare. „Wir sind hier drin nicht pflegerisch tätig“, unterstreicht Becker. Doch stets aufs Neue sind herabfallende Äste und umstürzende Bäume auf den Wegen oder Straßen eine Gefahr für die Wanderer. „Das heißt, wir machen Wanderwege und Straßen frei, ansonsten machen wir im Bannwald nichts.“ Schlechtes Wetter steigert das Risiko eines Aufenthalts enorm, das sei auch ein Grund, weshalb die Förster empfehlen, den Bannwald nur bei gutem Wetter zu betreten, also zumindest, wenn es nicht windig ist.

Nur Beobachtung, keine Pflege

Seine hauptsächliche Aufgabe, erläutert Förster Robert Becker, sei die Kontrolle, außerdem: „Was passiert im Bannwald, wie verändert er sich, was finden wir an seltenen Arten.“ Im Naturschutzgebiet würden einzelne Arten gefördert, es würden auch Pflegemaßnahmen gemacht. Anders im Bannwald, da greife man hier nie pflegerisch ein, sondern beobachte die Entwicklung.