Mit brutaler Pünktlichkeit erstürmte am gestrigen Schmutzigen um 8.30 Uhr die Narrenzunft Bohnenviertel die Schaltzentrale der Gemeinde. Schließlich galt es, einen Vertreter der Obrigkeit dingfest zu machen, der sich zahlreicher Vergehen strafbar gemacht hat – und das, obwohl er noch nicht einmal ein Jahr im Amt ist. Die Rede ist von Bürgermeister Jürgen Wiener.
Nach der Öffnung der Rathaustür passten Narren und Narrenbolisei den Bürgi bereits im ersten Stock ab, wo dieser bereitwillig und ohne Widerstand den Rathausschlüssel übergab. Anschließend ging es samt Narrentrott in den katholischen Pfarrsaal, in dem Narrengericht über das Gemeindeoberhaupt gehalten wurde.

Und anfangs sah es doch ganz gut aus für Bürger Jürgen Meister-Wiener: „Er hat noch keinen Benzmist gebaut, sodass wir das heute kurz und bündig abhandeln können: Es sind uns keine Anklagepunkte eingefallen.“ Das kann doch nicht wahr sein, oder?
Nein, natürlich nicht. Ganze 20 Seiten lang war die Anklageschrift, die schon nach knapp 180 Tagen im Amt zusammenkam. „Hut ab, Jürgen Bürgermeister, das hat nicht mal der alte Benz geschafft“, erklärte Hexen-Zunftmeister Jörg Burmeister unter tobendem Gelächter der gut 200 Narren im Saal.

Da ist etwa die Katzenschutzverordnung, die dazu führt, dass alle scharfen Katzen zu Hause bleiben und streunenden Kater kastriert werden müssen. „Na, dann viel Spaß bei der nächsten Freinacht“, verkündete Alexander Pfähler.

Auch der missglückte Fassanstich beim Stetten-Turnier ließ das Narrengericht ins Urteil mit einfließen. Als Strafe musste Wiener ein Fünf-Liter-Fass anzapfen, was dann auch – so einigermaßen – gelang.

Die Ortsteile anhand eines Liedtextes zu erraten und auf einer Karte zuzuordnen, gelang auch nicht ohne Probleme. Immerhin: Bei der Lage von Hohentengen schaffte er eine Punktlandung. Scharfe Kritik äußerte das Narrengericht an der Tatsache, dass jeder Ortsteil außer Hohentengen ein eigenes Bürgerhaus besitzt.

Schließlich wurde Wiener – erwartungsgemäß – in allen Punkten schuldig gesprochen. Im Anschluss übernahm die Guggenmusik den Pfarrsaal und heizte den Narren ordentlich ein.