Zwei Themenblöcke, die in Klettgau für viel Gesprächsstoff sorgen, stellte die Lokalredaktion Waldshut den drei Kandidaten für das Amt des Klettgauer Bürgermeisters im SÜDKURIER-Kandidatenduell zur Diskussion. Die Gesprächsrunde führten Redaktionsleiter Markus Baier und Redakteurin Melanie Völk.

Mit gezielten Fragen ging es um das ehrenamtliche Engagement der Bürger mit der Pfarrhofinitiative, dem Verein Kulturraum, der Klettgeno und der „Linde“. Zum anderen war die medizinische Versorgung ein großes Thema.

Herausforderer fordern mehr Kommunikation

Es liegt in der Natur der Sache, dass alle Kandidaten die ehrenamtliche Arbeit begrüßen, allen voran der Amtsinhaber. Seine Konkurrenten Michael Ehm und Hubert Behringer teilten die Ansicht jedoch, dass eine bessere Kommunikation nicht nur möglich, sondern auch erforderlich sei.

Mehr Unterstützung der Gemeinde für diese Initiativen, auch nach außen, mahnte Ehm an. Für Behringer war es wichtig, dass den Bürgern besser zugehört und mehr für die Anliegen der Bürger getan werden müsse.

Die Bürgermeisterwahl und die Kandidaten

Kann das Projekt Pfarrhof gerettet werden?

Das Projekt Erzinger Pfarrhof, ein Projekt, das aktuell ins Stocken geraten ist, ist nach wie vor ein brenzliges Thema. Den Vergleich mit der Gemeinde Lauchringen mit ihrem Vorzeigeprojekt dem Lauffenmühle-Areal mochte Micheal Ehm nicht im Raum stehen lassen. „In Lauchringen ist die Situation eine ganz andere. Dort hat die Gemeinde die notwendigen Fördermittel beantragt und erhalten.“

Bürgermeister Ozan Topcuogullari, Michael Ehm und Hubert Behringer (von links) diskutierten über bürgerschaftliches Engagement und die ...
Bürgermeister Ozan Topcuogullari, Michael Ehm und Hubert Behringer (von links) diskutierten über bürgerschaftliches Engagement und die medizinische Versorgung in Klettgau. | Bild: Hanna Hever

Ozan Topcuogullari erklärte: „Uns lagen zu wenig Informationen vor, viele Fragen blieben offen, es ist nach wie vor unklar, wie die Gemeinde weiter unterstützen kann.“ Hubert Behringer schlug vor, dass die Gemeinde direkt mit der Kirche, einem schwierigen Partner, in Verhandlungen treten solle. Im schlimmsten Fall müsse man sich von dem Projekt verabschieden.

Wie geht es bei der Linde weiter?

Beim Thema „Linde“ mit ihrer großen Strahlkraft in die Region, tun sich Probleme mit fehlenden Stellplätzen auf. „Eine schwierige Situation, die Gemeinde unterstütze, wo es möglich ist, baurechtlich ist die Gemeinde da“, sagte Topcuogullari. Überlegungen, das Areal unter Führung der Gemeinde als Sanierungsgebiet festzulegen, um Fördermittel zu generieren, neu zu überplanen und weiterzuentwickeln, stellte Ehm in den Raum.

Diese Ansicht teilte Hubert Behringer insofern, als dass er vorschlug, das Gebiet dort größer zu fassen, die alten Bebauungspläne zu überprüfen, auch im Hinblick auf neue Wohnformen zum Beispiel altersgerechte Wohnungen, und es seien mögliche Investoren in Betracht zu ziehen. Allerdings müssten alle Beteiligten mitziehen.

Wie kommen ältere Menschen zum MVZ?

Ein großes Thema war die Medizinische Versorgung, die mit vier Mediziner im MVZ Grießen zwar gut dasteht, aber an der verkehrstechnischen Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln hapert es gewaltig, vor allem für Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen.

Kann der Bürgerbus wieder aktiviert werden oder was für alternative Lösungen gibt es – war eine Frage der Moderatoren. „Da muss ein ganzheitliches Konzept her, zum einen der Bürgerbus, für den es allerdings einen langen Atem brauche, bis er angenommen werde, Car- oder E-Bike Sharing wären eine Möglichkeit“, schlug Ehm vor.

Vor laufender Kamera mussten die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Klettgau Farbe bekennen.
Vor laufender Kamera mussten die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Klettgau Farbe bekennen. | Bild: Hanna Hever

Behringer als Busunternehmer, ein Kenner der Verkehrssituation, bestätigte: „Die Busverbindung vor allem der Ortsteile Bühl und Riedern ist schlecht.“ Ein Rufbus oder Ruftaxi sei eine Möglichkeit. Aber zuallererst seien deutliche, energische Gespräche mit dem Aufgabenträger zu führen.

Eine mögliche Wiedereinführung des Bürgerbusses zog Amtsinhaber Topcuogullari durchaus in Betracht und brachte die Möglichkeit eines Mitfahrbänkle als preisgünstige Lösung ins Spiel. Davon hielt Behringer aus versicherungstechnischen Gründen wenig. Das bereits bestehende Angebot der Patientenfahrten des Idee-Vereines, ein flexibler Bürgerbus ergänzend zu einem besser getakteten ÖPNV-Angebot, schlug er vor.

Wie können die Mediziner gehalten werden?

Zur Personalsituation im MVZ im Hinblick auf eine mögliche Fluktuation der Mediziner, wie den aktuell guten Status Quo mit Ärzten und Mitarbeitern halten? „Wir bieten gute Arbeitsbedingungen und erledigen die ganze Verwaltungsarbeit, ebenso wie die Personalsuche“, betonte der Amtsinhaber, dem Ehm im Großen und Ganze zustimmte, da die Gemeinde ein zuverlässiger Arbeitgeber sei.

Aber die hier arbeitenden Mediziner müssten sich hier auch heimisch fühlen. „Das Drumherum sowie das Arbeitsklima muss für sie stimmen.“ Als „Dauerauftrag“ bezeichnete Behringer die Suche nach medizinischem Personal, der Wettbewerb mit anderen Kommunen um medizinisches Fachpersonal sei groß. Er schlug deshalb eine Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden vor.

Zu guter Letzt gab es ein Lichtlein am Horizont für Erzinger Patienten. Ozan Topcuogullari betonte, dass die Suche nach Fachärzten intensiv weitergeführt werde. „Sollte sie erfolgreich sein, ist ein neuer Praxisstandort in Erzingen möglich.“

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Bereits im Vorfeld der Bürgermeisterwahl, am Wahltag selbst und nach der Wahl halten wir Sie auf dem Laufenden. Alle Informationen rund um die Bürgermeisterwahl in Klettgau haben wir hier in diesem Artikel für Sie gebündelt:

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