Michael Baas

Herr Albrecht, der Kreis Lörrach hat die höchste Unfallrate im Gebiet des Polizeipräsidiums, also im südwestlichen Südbaden von Emmedingen bis Waldshut-Tiengen. Heißt das, dass das Risiko in einen Unfall verwickelt zu werden, in Lörrach oder Weil höher ist als anderswo?

Die Unfallrate wird landesweit abgebildet und stellt das Verhältnis der Unfälle mit Personenschaden in Relation zu den Streckenlängen und der Fahrleistung. Da hat der Landkreis Lörrach eine etwas unglückliche Konstellation. Grundsätzlich sehe ich das Risiko im Landkreis Lörrach nicht wesentlich größer als in anderen Landkreisen, die ähnlich geprägt sind.

Welche Schlussfolgerungen zieht die Polizei aus der Tatsache für die Verkehrssicherheit im Dreiländereck?

Es ist unser Anliegen, die Anzahl der schweren Unfälle zu senken. Das geht von unserer Seite aus vor allem mit Verkehrsüberwachungsmaßnahmen. Neben Geschwindigkeitskontrollen, zu hohes Tempo ist immer noch die Hauptunfallursache bei schweren Unfällen, gilt unser Augenmerk dem Anlegen der Sicherheitsgurte und dem Thema Ablenkung durch die Benutzung elektronischer Geräte, vor allem der Smartphones.

Johann Albrecht gehört zum Führungs- und Einsatzstab des Polizeipräsidiums Freiburg im Bereich Verkehr.
Johann Albrecht gehört zum Führungs- und Einsatzstab des Polizeipräsidiums Freiburg im Bereich Verkehr. | Bild: Polizeidirektion

Ein besonderes Risiko im Dreiländereck sind die werktäglichen Lastwagenstaus an den Autobahngrenzübergängen Weil am Rhein und Rheinfelden. Wie entwickelt sich die Lage da?

Die Stausituation vor den Grenzübergängen ist nach wie vor gegeben. An beiden Grenzübergängen gibt es zwar die entsprechenden Verkehrsbeeinflussungsanlagen, aber das individuelle Fehlerverhalten einiger Fahrer von Schwerlastfahrzeugen sorgt immer noch für die entsprechenden Probleme und vor allem auch in Rheinfelden für entsprechende Verzögerungen.

Wie ist der Stand hinsichtlich des angedachten zusätzlichen Stauraumes am ehemaligen Grenzübergang Neuenburg?

Das Thema wurde den Behörden und politisch Verantwortlichen vorgestellt. Wie es damit weitergeht, müssen wir abwarten. Eine solche Anlage macht aus unserer Sicht Sinn und könnte zur Entlastung an den Grenzübergängen beitragen.

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Der Verkehrsfluss auf der A 5 wird zumindest im Berufsverkehr stark beeinträchtigt von überholenden Lastwagen. Warum gibt es für die Rushhour auf der A 5 kein Lastwagen-Überholverbot?

Verkehrszeichen müssen durch die Straßenverkehrsbehörden angeordnet werden. Auf der Autobahn ist das Regierungspräsidium Freiburg dafür zuständig und müsste diese Frage beantworten. Zudem gilt festzuhalten, dass auf bestimmten Streckenabschnitten ein solches Überholverbot bereits besteht.

Was gibt es aus polizeilicher Sicht zu illegalen Rennen auf der A 5 zu sagen? Beobachten Sie eine Veränderung nach oben oder unten?

Hier ist derzeit kein Trend erkennbar. Es werden immer wieder zumindest zu schnell fahrende Fahrzeugführer festgestellt, aber von einem Anstieg illegaler Rennen können wir nicht berichten. Das dürfte schon daran liegen, dass die Verkehrsüberwachung in den Abschnitten mit der Geschwindigkeitsbeschränkung auf 120 Kilometer in der Stunde intensiv ist und besonders einzelne Raser, die auffallen, ins Visier genommen werden.

Wie wirkt sich das Tempolimit zwischen Freiburg-Süd und Efringen-Kirchen auf das Unfallgeschehen aus?

Das ist leider nicht eindeutig zu beantworten. Es ist richtig, dass die Anzahl der Unfälle im Bereich des Streckenabschnitts, der durch das Tempolimit reglementiert ist, geringer ist als in den Bereichen ohne Geschwindigkeitsbeschränkung. Allerdings haben wir unterschiedliche Verkehrsbelastungen auf den Abschnitten, so dass ein genauer Vergleich schwierig ist. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass viele Unfälle auch dann passieren, wenn das Verkehrsaufkommen hoch ist. In diesen Zeiten kann auch auf freien Abschnitten nicht so schnell gefahren werden.

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Motorradfahrer waren 2018 ein Schwerpunkt der Prävention. Dennoch sind die Unfallzahlen stark gestiegen. Uwe Oldenburg, der Chef der Verkehrspolizei, räumte bereits ein, dass die Prävention nicht der erhoffte Erfolg war. Was folgert die Polizei daraus?

Durch das heutige Freizeitverhalten, auch mit der Zunahme von Zulassungen von Motorrädern, besteht nicht nur im Polizeipräsidium Freiburg eine besondere Unfalllage. Das spiegelt sich in allen Unfallzahlen wieder. Speziell im Polizeipräsidium Freiburg waren 2018 aber rund ein Drittel der 35 Verkehrstoten Motorradfahrer. Das liegt auch an der Attraktivität der Strecken im Südschwarzwald, deshalb werden für die neue Motorradsaison sowohl Überwachungs- als auch Präventionsmaßnahmen intensiviert.

In den Kreisen Lörrach und Waldshut gibt es um den Blauen, den Belchen, den Feldberg und den Präger Kessel Richtung Todtmoos, Wehratal und den Hochrhein viele beliebte Motorrad-Strecken. Wie war die Lage da 2018?

Diese Strecken waren 2018 normal auffällig. Wie schon erwähnt, es gibt viele schöne Strecken für Motorradfahrer, auf denen sich als negativer Aspekt auch das Unfallgeschehen abspielt. Die Strecken im Präger Tal, im Wehratal oder im Kleinen Wiesental gehören mit dazu.

Johann Albrecht (56) stammt aus Kandern; er ist seit 1980 bei der Polizei und gehört zum Führungs- und Einsatzstab des Polizeipräsidiums Freiburg im Bereich Verkehr.