Manuel Wörz ist sich ganz sicher. „Diese Tat muss geplant gewesen sein“, sagt er beim Termin mit dieser Zeitung am Tatort, dem Parkplatz seiner Firma in der Bonndorfer Waldstraße. Seit zehn Jahren fahren die Lastwagen von Wörz aus Bonndorf in die Wälder, um sogenanntes Kurzholz, drei bis fünf Meter lang, abzuholen und in Sägewerken abzuliefern. Dabei legen die Fahrer auch weitere Strecken zurück, bis nach Österreich etwa.
Nur noch drei der 14 Lastwagen sind fahrbereit
Doch von den insgesamt 14 Fahrzeugen des Betriebs sind aktuell nur drei auf der Straße. Am Dienstagmorgen, 12. März, waren es noch vier, doch ein Fahrer musste nach wenigen Kilometern wieder umkehren: Ein Vorderreifen verlor Luft. Auch das war wahrscheinlich eine Folge der Tat, die sich am späten Sonntagabend zwischen 22 und 23 Uhr ereignet haben muss. Einige Fahrer von Wörz hatten sich um 22 Uhr auf dem Parkplatz des Unternehmens getroffen, eine Gewohnheit. „Wenn die Kollegen sehr früh am Morgen losfahren müssen, verbringen sie die Nacht zuvor lieber in der Fahrerkoje“, berichtet Manuel Wörz.
Das Zischen weckt die Fahrer in den Kabinen
Doch die Nachtruhe war für die Fahrer schnell vorbei: Gegen 23 Uhr wachten sie auf – vom Zischen der Luft, die aus Reifen entweicht. Ein oder mehrere Unbekannte hatten bei allen Fahrzeugen mindestens einen Reifen mit einem kräftigen Akkuschrauber angebohrt. Das war an den kleinen Löchern an der Reifenflanke zu erkennen. Teils hat sich das Bohrfutter im Gummi verewigt.
Alles noch viel schlimmer als gemeldet
Die Fahrer informierten Manuel Wörz, der eilte sofort zum Parkplatz. Das wahre Ausmaß des Schadens sollte sich aber erst nach und nach zeigen. Die Polizei hatte in ihrer Pressemitteilung vom Montag von 50 beschädigten Reifen gesprochen. Ihre Zahl gibt Wörz jetzt mit 62 an. Jeder Reifen koste 530 Euro, sagt Manuel Wörz.
Neue Reifen können nicht so schnell beschafft werden
Doch für den Firmenchef wiegt der Arbeitsausfall noch schwerer. Bis alle Fahrzeuge mit neuen Reifen ausgestattet sind, werde es mindestens bis Donnerstag dauern. „Es ist gar nicht einfach, 60 Reifen vom gleichen Fabrikat und in der gleichen Dimension zu kaufen“, sagt Wörz. Seinen gesamten Schaden beziffert er auf bis zu 75.000 Euro, die Versicherung werde davon nur einen kleinen Teil übernehmen.
Es müssen mehrere Täter gewesen sein
Was Manuel Wörz wirklich empört, ist die Skrupellosigkeit des Täters. „Die Reifen sind so angebohrt worden, dass die Luft nur langsam entwich“, erklärt er. Nicht bei allen Fahrzeugen sei der Schaden daher sofort entdeckt worden. Wenn sich aber der Reifen beim Fahren erhitzt und der Druck sich erhöht, könne es zum Platzen kommen. „Wenn das am Vorderrad passiert, gerät das Fahrzeug außer Kontrolle“, sagt Wörz. „Den hältst du nicht mehr.“ Der Täter habe gezielt Vorderreifen im Visier gehabt. „Er hat Unfälle in Kauf genommen. Oder beabsichtigt.“
Das hätte im schlimmsten Fall nicht nur seine Fahrer getroffen: „Was ist, wenn dem Lastwagen im falschen Moment eine Familie mit kleinen Kindern entgegenkommt?“ Wörz vermutet mindestens drei Beteiligte: „In so kurzer Zeit kann man sonst nicht so viele Reifen anbohren“, sagt er.
Ein Mann schlich auf dem Parkplatz umher
Einiges spreche dafür, dass es sich um eine geplante Tat handelte, sagt ein Mitarbeiter des Unternehmens, der nicht namentlich genannt werden will. „Man wird beim Bohren in Reifen immer wieder auf den Stahlgürtel stoßen.“ Dann breche der Bohrer ab, fährt der Mitarbeiter fort. „Die müssen also viele Bohrer dabei gehabt haben.“ Verdächtig sei ein Mann erschienen, der sich am Sonntagnachmittag auf dem Parkplatz umgesehen habe. Ob er wirklich mit der Angelegenheit zu tun hat, ist aber offen.
Wörz setzt 5000 Euro Belohnung aus
Manuel Wörz erhofft sich jetzt sachdienliche Hinweise von Zeugen, die helfen, den oder die Täter zu überführen. Er kündigt gegenüber dieser Zeitung sogar eine Belohnung von 5000 Euro an für Hinweise, die tatsächlich zur Ergreifung der Schuldigen führen.