„Tote und Verletzte bei Silvesterfeuerwerk„, „Mann (38) sprengt sich mit Böller Hand weg“, „17-Jähriger stirbt bei Feuerwerk durch Kugelbombe“ – dies sind nur drei Schlagzeilen aus deutschen Nachrichten in den vergangenen beiden Jahren.

Vermutlich werden auch in ein paar Tagen wieder ähnliche Nachrichten über die Ticker gehen. „Same procedure as every year!“ lautet ein gern zitierter Satz zum Jahreswechsel. Wie jedes Jahr werden die Appelle von Feuerwehr, diesmal doch bitte umsichtig mit den Silvesterböllern umzugehen, fruchtlos bleiben. 

Brandgefährliche Mischung in Kombination mit Alkohol

Eigentlich weiß es doch jeder aus dem Chemie-Unterricht: Schwarzpulver ist eine brandgefährliche Mischung. Richtig lebensgefährlich wird das Pulver aber in Kombination mit Alkohol. Dann nämlich, wenn selbsternannte Pyrotechniker in grandioser Selbstüberschätzung ihre Hemmungen verlieren und die Grenzen der Vernunft überschreiten. Es ist schon paradox: Das ganze Jahr ist das Zünden von Sprengstoffen streng verboten, ausgerechnet in jener Nacht, in der kaum jemand nüchtern bleibt, wird das Zünden von Feuerwerk offiziell erlaubt.

Das könnte Sie auch interessieren

Es sind meist Familienväter, die kistenweise Feuerwerksbatterien aus den Läden schaffen, um ihren Kindern oder den Nachbarn in der Silvesternacht zu zeigen, was sie für tolle Hechte send. Einen Großteil der Kracher überlassen sie letztlich ihren Schützlingen, die damit unbeaufsichtigt um die Straßen ziehen. Ach, da gilt eine Jugendschutz-Beschränkung? Die wird meist ignoriert oder eben beide Augen zugedrückt. „Es ist ja nur einmal im Jahr!“, heißt es dann. Erziehungsziel glatt verfehlt.

Mit unvernünftigen Bräuchen brechen

Es sind fadenscheinige Argumente, die die Feuerwerk-Fans immer wieder vorbringen: Das Silvesterfeuerwerk gehöre zur Tradition, sei Teil des Brauchtums und, ja, es wird sogar zum „deutschen Kulturgut“ überhöht. „Das war schon immer so!“ ist allerdings kein gutes Argument, wenn es darum geht, mit eklatant unvernünftigen Bräuchen zu brechen und sie neu zu reglementieren.

Das könnte Sie auch interessieren

Jede Silvesternacht werden laut Umweltbundesamt durch Feuerwerkskörper 5000 Tonnen Feinstaub freigesetzt – das entspricht 17 Prozent der Menge, die der gesamte Straßenverkehr in Deutschland während eines ganzen Jahres ausstößt. Erste Städte ziehen bereits Konsequenzen. Beispielsweise Basel: Dort gibt es seit 20 Jahren an Silvester ein „offizielles Feuerwerk„, das von privaten Sponsoren finanziert wird. Vor dem Hintergrund der Klimaschutzdebatte setzen die Organisatoren ein Zeichen bei der Umweltverträglichkeit: Um eine Senkung der Feinstaubbelastung zu bewirken, wird das Feuerwerk um ein Drittel reduziert. Immerhin ein erster, nachahmenswerter Schritt.

Choreographierte Feuerwerke – wie hier am Schweizer Nationalfeiertag in Schaffhausen – gibt es auch an Silvester, ...
Choreographierte Feuerwerke – wie hier am Schweizer Nationalfeiertag in Schaffhausen – gibt es auch an Silvester, beispielsweise in Basel. | Bild: Peter Rosa

Ich gebe ja zu: Schön anzusehen ist so ein Feuerwerk ja schon. Wobei ich damit ausdrücklich nur die professionellen Feuershows meine, die von Profis inszeniert und choreographiert werden. Auf die massenweise verkauften Silvesterraketen und -kracher, die direkt neben mir gezündet werden, kann ich dagegen gern verzichten.

Das könnte Sie auch interessieren

Man solle doch nicht jeden Spaß verbieten, heißt es gern von den Verfechtern des gefährlichen Spektakels, die eine Reglementierung des Feuerwerks ablehnen. Mal ehrlich: Wer wirklich ein Feuerwerk braucht, um an Silvester seinen Spaß zu haben, kann einem leid tun. Im Gegenteil: Gehören verletzte Kinder, traumatisierte Haustiere und rauchgeschwängerte Luft wirklich zu einem Silvesterspaß dazu?