Hitzefrei und Krokodil im Badesee – diese Meldung ist der Klassiker unter den Themen im viel geschilderten deutschen Sommerloch. Dabei ist die Nachrichtenlage gar nicht so seicht wie der momentane Wasserstand in Rhein und Bodensee. Und weil beides Anlass zur Besorgnis bietet, sehnen sich die Menschen vielleicht gerade jetzt nach den immer gleichen Themen.
Das Krokodil im Baggerloch bringt gerade die richtige Dosis Nervenkitzel und erinnert an Zeiten, als man unendliche Freibadnachmittage ganz ohne Lichtschutzfaktor im Dunst von Chlor und Frittenfett verbummelte. Damals war das einzige Problem, ob man die Pommes mit Mayo oder Ketchup bestellte.

Aber leider tauchen bei niedrigem Wasserstand heutzutage eher Probleme auf: Bei uns leiden Stromversorgung und Schifffahrt, am Mittelrhein liegt auf Sandbänken hochexplosive Weltkriegsmunition. Weil aber schon die Weltpolitik hochexplosiv ist, watet man auf der Suche nach Abkühlung und Ablenkung lieber ins seichte Nass, das täuschend echt aussehende Gummikrokodil fest unter den Arm geklemmt, damit es nicht entwischt und einen Polizeieinsatz auslöst.
Was verschlingen Riesenwelse eigentlich?
Aber alle Vorsicht hilft nicht, wenn sich unter der Wasseroberfläche noch anderes Getier tummelt. So geschehen in Bayern, wo ein bissiger Riesenwels Badegäste attackierte und schließlich von der Polizei erschossen wurde. Die Reaktionen schwankten zwischen Erleichterung und Empörung, und da so ein Sommerloch-Thema richtig schön breit ausgewalzt werden muss, fanden sich sogar in Qualitätsmedien Diskussionen darüber, ob Riesenwelse kleine Kinder verschlingen. Die Antwort lautet nein.
Aber der Algorithmus bringt mich danach von einem seichten Sommerloch zum nächsten: Ich lese mit leichtem Frösteln Artikel über Anakondas und Kaimane. Das Frösteln ist bei Temperaturen über 30 Grad Celsius willkommene Abkühlung, die offensichtlich in den Freibädern des Hegau nicht mehr zu finden ist. Oder warum gibt es dort ständig Prügeleien?
In den guten alten Zeiten war der Bademeister noch eine Respektsperson. Heute heißt er geprüfter Meister für Bäderbetriebe und wird gern mal verdroschen. Deshalb gibt es neuerdings im Familienbad eine Sicherheitskraft wie vor einem Nachtclub. Da kommt man schon ins Grübeln. Vielleicht sollten in öffentlichen Freibädern Krokodil und Wels patrouillieren? Aber das gäbe sicherlich Probleme mit dem Tierschutz.