Es ist ein unrühmlicher erster Platz, den Bad Säckingen derzeit bundesweit belegt. Denn die Kurstadt führt die Liste jener Orte an, in denen die größten Daten-Funklöcher klaffen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine Studie aus dem Herbst dieses Jahres, über die auch die überregionalen Medien fleißig berichteten – darunter auch die Satire-Sendung heute show.
"Das ist schlecht recherchiert"
Alexander Guhl, Bürgermeister der Stadt, die angesichts dieser Berichterstattung nun den Titel der deutschen Internet-Hölle trägt, will sich damit allerdings nicht so einfach abfinden. „Beschwert über zu schlechten Empfang hat sich bei uns im Rathaus in Bad Säckingen bislang niemand“, sagt er – und schiebt trotzig hinterher: „Das ist einfach schlecht recherchiert.“
Nicht nur Bad Säckingen mit schlechtem Empfang
Und tatsächlich: Ganz präzise waren überregionalen Medien in ihren Ausführungen meist nicht. Denn Bad Säckingen steht mit seinem in der Tat teils miserablen Internet-Empfang bei genauerer Betrachtung der Ergebnisse nicht alleine auf dem ersten Treppchen. So fallen laut der Studie alle Ortschaften der Postleitzahlen 79000 bis 79739 in das Gebiet „Bad Säckingen“. Dazu zählen die Städte und Gemeinden Laufenburg, Murg, Görwihl, Rickenbach, Herrischried und Schwörstadt. Die drücken den Schnitt der Trompeterstadt – und zählen somit ebenfalls zu den Trägern der ungeliebten roten Laterne.
Versorgungsdaten von mehr als 150 000 Smartphonenutzern
Das Ranking fußt dennoch auf einem verlässlichen Datensatz. Das zumindest erklärt Hakan Ekmen, Geschäftsführer der Unternehmensberatung P3, die die Studie im November veröffentlicht hat: „Wir haben dafür die sekündliche Versorgungssituation von mehr als 150 000 Smartphone-Nutzern in ganz Deutschland ausgewertet.“ Dabei handle es sich um „statistisch belastbare“ und anonymisierte Daten aus dem Zeitraum von August bis einschließlich Oktober dieses Jahres, so Ekmen weiter. Erfasst wurde die Stabilität des Internet-Empfangs hier mithilfe einer Software, die an verschiedene Smartphone-Apps angedockt ist.
Anbieter schneiden unterschiedlich ab
Ekmen spricht von einer "beunruhigenden Versorgungslage" am Hochrhein. In den Städten und Gemeinden, die sich nun also den ersten Platz teilen, riss dieser Datenfluss immer wieder ab. So zeigt es die Auswertung. Sie offenbart jedoch ebenso, dass die drei großen Anbieter – Vodafone, Telecom und Telefonica – hier höchst unterschiedlich abschneiden: Telefonica-Kunden (O2) hatten demnach in zwei Drittel der Fälle keine ausreichende Versorgung, um den Datendienst ihrer Netzbetreibers zu nutzen; bei der Telekom hatte jeder Zweite keinen Internet-Empfang; wohingegen bei Vodafone-Kunden das mobile Internet in allen Fällen stabil blieb. Der Mittelwert aus den Ergebnissen aller Anbieter, mit dem die Analysten in ihrer Studie eine bessere Vergleichbarkeit erreichen wollen, verwässert die tatsächliche Lage also in Teilen.
Auch Waldshut schneidet schlecht ab
Dennoch verdeutlicht die Studie, dass Telekom sowie Telefonica große Probleme haben, ihre Kunden am Hochrhein mit schnellem und vor allem stabilem mobilen Internet zu versorgen. Denn auch Waldshut und seine umliegenden Ortschaften belegen bei der Studie mit Rang sieben einen der ungeliebten vorderen Plätze. Ein alleiniges Bad Säckinger Problem ist dies also nicht.
Mobilfunkanbieter nehmen Stellung
Auf Nachfrage des SÜDKURIER, wie die Versorgungslagelage hier künftig dennoch verbessert werden soll, erklärt Telefonica: „In den kommenden Monaten werden wir den Netzausbau in der Region weiter massiv vorantreiben.“ Dafür sollen am Hochrhein zusätzliche LTE-Stationen errichtet werden, heißt es in der Stellungnahme weiter. Wo und welchem konkret Ausmaß das geschehen soll, verrät das Unternehmen nicht.
Der Branchenprimus Telekom hatte bereits Anfang des Jahres verkündet, die Mobilfunkversorgung entlang des Hochrheins auf absehbare Zeit erheblich zu verbessern. „Eigentlich wollten wir dort Ende 2018 mit dem LTE-Ausbau beginnen“, erklärt Telekom-Sprecher Hubertus Kischkewitz. Aus Ende 2018 werde nun aber Anfang 2019.
Und Vodafone, das bei der Studie noch am besten abschnitt, verkündet auf SÜDKURIER-Anfrage, in den nächsten beiden Jahren am Hochrhein ebenfalls weiter in die Netzabdeckung investieren: „Wir haben in unserem Mobilfunknetz im Kreis Waldshut gleich 21 LTE-Bauvorhaben geplant."