Gudrun Deinzer

Herr Griffith, Sie sind Brite, die Mutter Schottin, der Vater Waliser. Nun haben Sie sich hier in Deutschland einbürgern lassen. Warum?

Das sind eigentlich drei Gründe. Zunächst ganz einfach wegen des Brexit. Als deutscher Staatsbürger vermeide ich den Aufwand mit Visum, Arbeitserlaubnis und Aufenthaltserlaubnis. Der zweite Grund: Ich werde nächstes Jahr heiraten und als Engländer bräuchte ich dafür ein Ehefähigkeitszeugnis. Weil ich schon so lange nicht mehr in Großbritannien wohne, würde das eine relativ teure Angelegenheit. Wir müssten auf beiden Seiten mit Notaren arbeiten. Während des Antrags auf Einbürgerung wird diese Ehefähigkeit auch geprüft. Also habe ich damit viele Gebühren vermieden. Drittens habe ich vor, lebenslänglich in Deutschland zu bleiben. Ich nehme sehr gerne an dem hiesigen sozialen und kulturellen Leben teil, will hier eine Familie gründen, also ist es auch sinnvoll, sich einbürgern zu lassen.

Was verstehen Sie unter Teilnahme am kulturellen und sozialen Leben?

Ich bin im Fußballverein. Ich bin gleich Mal in den Fasnachtswagenbau eingebunden worden. Ich habe die hiesige Jagdkultur kennengelernt. Ich mag die Handwerkskultur, die vielen verschiedenen Berufe, die es gibt.

Ist Ihnen dennoch der Schritt, zum Deutschen zu werden, schwer gefallen?

Das war deshalb nicht so dramatisch, weil ich die duale Staatsangehörigkeit habe. Ich bin auch noch Brite. Am Anfang war es dennoch ein wenig komisch. Man stellt sich dann die Frage, was bleibt von meiner englischen Seite, werde ich wirklich zum Deutschen? Aber ich behalte beides und werde wahrscheinlich immer englische Macken haben und Deutsche dazu bekommen. Das ist eigentlich eine gute Mischung.

Weshalb sind Sie damals überhaupt nach Deutschland gekommen?

Ich habe in England die Schule mit dem Abitur abgeschlossen. Ich wolle aber nicht studieren. Ich wollte ins Handwerk. In England ist das Ausbildungssystem weit hinter dem deutschen Standard. Wir haben zum Beispiel kein duales System, sondern man geht wirklich nur in die Schule. Wenn man Glück hat, findet man einen Betrieb, in dem man ein bisschen freiwillig arbeiten darf. Auch vom Lernstoff und der modernen Technik her hängt England fünf bis sieben Jahre hinterher. Und Deutschland ist ja weltweit bekannt für die gute Ausbildung.

Gab es damals auch private Gründe?

Es hat ganz gut zusammen gepasst, dass ich damals schon eineinhalb Jahre mit einer Deutschen zusammen war, die auf der gleichen Schule wie ich war und auch zurück wollte, nach Emmendingen.

Wie ist es Ihnen dann in Deutschland zunächst ergangen?

Nicht extrem gut. Wir haben uns nach zwei Wochen getrennt. Ich konnte kein Wort Deutsch, hatte sehr wenig Geld und keine Wohnung. Ich bin aber relativ schnell drauf gekommen, dass man in größeren Städten normalerweise einen Irish Pub findet, wo man Englisch sprechen kann. In Freiburg habe ich den gefunden, bin mit dem Chef ins Gespräch gekommen und er hat mich vom Fleck weg engagiert. Insgesamt habe ich dort sechs Monate hinter der Bar geschafft. Ich habe dabei Deutsch gelernt, durch sprechen und arbeiten, und habe dann den Gedanken an die Ausbildung wieder aufgenommen. Durch private Kontakte und Freundschaften bin ich nach Bonndorf gezogen.

Sie mussten sich also richtig durchbeißen?

Ja, aber ich habe auch sehr viel Glück gehabt.

Wie waren insgesamt Ihre Erfahrungen in Deutschland?

Überwiegend positiv. Die Sauberkeit und die Ordnung, die man mit Deutschland verbindet, ist tatsächlich wahrzunehmen. Das einzige Manko, das die Deutschen haben, ist Schlange stehen. Das können die Deutschen wirklich nicht und darüber kann ich mich auch wirklich aufregen. Aber ansonsten sind die Menschen, die ich kennengelernt habe, total in Ordnung.

Gab es Ablehnung, weil Sie kein Deutscher sein?

Nein, überhaupt nicht. Da habe ich fast gegenteilig gute Erfahrungen gemacht. Es war für viele Leute interessant, mich als Engländer kennenzulernen. Ich habe gleich überall Anschluss gefunden.

Wie geht es Ihnen als Briten mit dem Brexit, der ja bevor steht?

Meiner Ansicht nach ist die ganze Sache ein Schwachsinn. Für mich persönlich wird es nun keine Folgen haben. Weil ich den deutschen und den britischen Pass habe, werde ich problemlos ein- und ausreisen können. Aber auch in meinem gesamten Freundes- und Bekanntenkreis gibt es niemanden, der das gut findet. Der Brexit bringt nur Nachteile. Reisen wird schwieriger, der Arbeitsmarkt wird enger, das Pfund wird schwächer. Und das Thema zwischen Nordirland und der Republik Irland ist nicht gelöst.

Sie sind hier richtig angekommen. Sie arbeiten in Bonndorf leben im Grafenhausener Ortsteil. Was gefällt Ihnen besonders hier?

Die Ruhe ist sehr schön. Kein Riesen-Verkehr, keine große Stadt. Abschalten können, ist sehr gut möglich. Und ich mag auch die Persönlichkeiten, die man im Schwarzwald kennenlernt. Die Stammtischkultur mag ich, wo alle zusammen sitzen, egal wie alt sie sind, oder was sie schaffen. Die Menschen sind überwiegend sehr bodenständige Leute. Sie pflegen noch Traditionen und schätzen ursprüngliches Leben. Beispielsweise haben praktisch alle einen Holzofen oder Kachelofen. Viele haben auch den Beistellherd, auf dem noch gekocht wird.

Was wollen Sie von Ihrer britischen Herkunft auf jeden Fall behalten?

Den Humor. Ich mag das Ironische. Wobei es vor allem darum geht, wie man die Welt anschaut. Man muss nicht immer alles so ernst nehmen. In Deutschland ist man gerne einmal ein bisschen zu steif. Den britschen Humor will ich auf jeden Fall beibehalten und auch den Kindern und der Familie nahe bringen, wenn es einmal so weit ist.