Wer wird für die nächsten acht Jahre Bürgermeister von Grafenhausen? Die Wähler hatten am Freitagabend in der Schwarzwaldhalle bei der öffentlichen Kandidatenvorstellung die Möglichkeit, beide Bewerber – Christian Behringer und Mario Isele – im direkten Vergleich zu erleben. Diese Möglichkeit wurde auch reichlich genutzt: Zahlreiche Bürger, quer durch alle Altersschichten, waren zum Kandidaten-Duell gekommen.
- Der Ablauf: Moderiert wurde die Vorstellung vom Vorsitzenden des Gemeindewahlausschusses, Dominik Seidler. Jeder Kandidat hatte zehn Minuten persönliche Redezeit, im Anschluss konnten die Besucher Fragen stellen. Der Konkurrent musste in dieser Zeit die Halle verlassen. Nach den Einzelvorstellungen waren beide Kandidaten anwesend und standen den Wählern Rede und Antwort.
- Die Einzelpräsentationen: Der amtierende Rathauschef Christian Behringer ging in seiner Ansprache auf das Geleistete der zu Ende gehenden Amtszeit ein und gab dann einen Ausblick auf die anstehenden Herausforderungen. „Grafenhausen mutig, mit visionären Denkanstößen weiterentwickeln“, lautet seine Devise. Mit dem Versprechen, sich weiterhin mit vollem Einsatz für Grafenhausen einzubringen, bat Behringer um das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler. Mario Isele sieht in Grafenhausen großes Potenzial für eine positive Weiterentwicklung. Nach dem Motto „miteinander – füreinander“ versprach er eine menschliche Kommunalpolitik, wobei ihm unter anderem die Familienfreundlichkeit der Kommune am Herzen liege. „Bürgermeister von Grafenhausen – das ist meine Lebensaufgabe“, warb der Herausforderer um Stimmen. Weitere Aussagen der beiden Kandidaten über ihre Ziele und Vorstellungen lesen sie in den untenstehenden Texten.
Diskussionsrunde Behringer

Fragen zur Finanzlage, zur Wohnbauentwicklung und zu Zielen in der kommenden Amtszeit dominierten die Fragerunde mit Christian Behringer. Zur finanziellen Situation stellte Behringer klar, dass im kameralen Haushalt 1,8 Millionen Euro an Rücklagen, 300 000 Euro Schulden gegenüberstehen. Hinzu kommt die Verschuldung des Eigenbetriebs Versorgungsbetriebe mit 2,1 Millionen Euro. Demgegenüber würden aber geschaffene Vermögenswerte in Höhe von sechs Millionen Euro stehen. Zudem würde sich dieser Schuldenstand durch interne Kreditgewährung und die Refinanzierung über Gebühren relativieren. Zur Wohnbauentwicklung stellte er klar, dass ab Frühjahr 2019 im Gebiet Kälberweide II 18 neue Bauplätze zur Verfügung stehen werden. Ziel sei es, diese zu familienfreundlichen Preisen (unter 100 Euro pro Quadratmeter) anzubieten. Außerdem werde ein Kinderbonus gewährt. An der Schaffhauserstraße entstehe ein Mischgebiet, in dem auch der Bau von Mehrfamilienhäusern möglich sein werde.
Mit Blick in die Zukunft ist Behringer zuversichtlich, dass Grafenhausen 2019 ins Landessanierungsprogramm aufgenommen wird. Dies bedeute, dass die Kommune für kommunale Gebäude, Straßen oder Plätze auf satte Zuschüsse zurückgreifen könne. Ebenso seien Sanierungsprojekte von privaten Hauseigentümern förderfähig. Behringer ging auch noch auf den Breitbandausbau ein, der derzeit in vollem Gang ist. Bis 2020, so Behringer, werde die gesamte Gemeinde mit schnellen Glasfaserverbindungen ausgestattet sein.
Diskussionsrunde Isele

Mario Isele wurde nach seinen konkreten Vorstellungen zur Belebung der Infrastruktureinrichtungen in Grafenhausen gefragt, zum Ausbau der Familienfreundlichkeit und zur angestrebten Bürgernähe. Dazu führte Isele aus, dass er eine Reduzierung des Defizits des Hallenbades im Auge habe, außerdem eine Belebung des Schwarzwaldhauses der Sinne. Ziel sei es auch, den Ortskern von Grafenhausen attraktiver zu machen beziehungsweise Angebote besser zu vernetzen. Wichtig sei es ihm, mehr Mietwohnraum zu schaffen, ebenso wie familien- und seniorenfreundliche Angebote. Hinsichtlich einer Tagespflegeeinrichtung für Senioren will Isele zwecks Nutzung vorhandener Gebäude mit den Eigentümern Gespräche führen. In Sachen Familienfreundlichkeit könnte er sich die Einrichtung eines Familienzentrums vorstellen. Kindergarten, Grundschule und Vereine könnten dort ein Netzwerk bilden, Beratungsangebote für Eltern inklusive. Zum Thema Bürgerfreundlichkeit versicherte Mario Isele, immer für die Bürger ansprechbar zu sein. Außerdem will er offene Bürgersprechstunden einrichten. Als Bürgermeister wolle er Dienstleister für die Bürger sein.
- Das Kandidaten-Duell: Welche konkreten Ideen haben die Kandidaten für eine Belebung des Ortskerns von Grafenhausen? Christian Behringer nannte dazu einerseits die bereits geplante Erweiterung des Schwarzwaldhauses der Sinne, andererseits könnte seiner Meinung nach die Attraktivität des Skulpturenparks durch beispielsweise Naturparkmärkte oder Töpfermarkt gesteigert werden. Ein Bähnle zwischen Rothaus und Grafenhausen könnte zudem zu einer Belebung des Dorfes führen. Insgesamt verwies Behringer auf die Bürgerbeteiligungs-Workshops, in denen Konzepte zur Attraktivitätssteigerung der Kommune entwickelt werden. Auch Mario Isele sah im Skulpturenpark, der ein Alleinstellungsmerkmal der Kommune sei, noch enormes Entwicklungspotenzial. Die Einrichtung eines Sinnesgartens oder Geräte für Kinder könnte zu einer Attraktivitätssteigerung – auch im touristischen Bereich – beitragen. Seiner Meinung nach wäre es auch wichtig, die Toilettenanlagen im Skulpturenpark zu öffnen. Auch für Isele wäre ein „Verbindungs-Bähnle“ sehr zu begrüßen, wie auch die Erweiterung des Schwarzwaldhauses der Sinne.
Neues schaffen ist das Eine, wie aber sieht es mit dem Erhalt bestehender Einrichtungen aus? Dazu waren sich beide Kandidaten einig: Bestehendes müsse gepflegt und erhalten werden, das schließe aber Ergänzungen nicht aus. Noch einmal ging es um die Schulden, gab es doch unterschiedliche Aussagen der beiden Kandidaten dazu. Die Lösung: Behringer hatte die aktuellen Zahlen des kameralen Haushalts und des Eigenbetriebes von 2017 separat dargestellt. Isele hatte sich auf die zusammengefassten Zahlen 2016 des Statistischen Landesamtes bezogen.
Auf die Frage, warum er gegen einen amtierenden Bürgermeister antrete, antwortete Mario Isele: Grafenhausen sei eine attraktive Gemeinde, die ihm am Herzen liege. „Wir leben in einer Demokratie und ich möchte für mich die Chance nutzen.“ Außerdem sei er aus der Bevölkerung zur Kandidatur ermutigt worden.