Eigentlich ist Peter Strittmatter Zahnarzt. Mit fast 70 Jahren steht er aber nicht mehr allzu oft in seiner Praxis. Viel mehr verschlägt es ihn in seinen Keller. Dort geht er seinem Hobby nach: dem Schnitzen. Vieles hat er schon gefertigt: Holzfiguren, Broschen, Plaketten für Hochzeiten oder Geburtstage, aber eines schnitzt er am liebsten: Holzmasken.
Lachende, weinende, groteske, welche mit dicken Backen, langen Nasen oder großen Augen. Die Form ist dabei egal. Wichtig ist nur: Keine Maske gleicht der anderen. Wer eine Maske von Strittmatter besitzt, besitzt ein Unikat. Hauptsächlich schnitzt Strittmatter Masken nur für sich. Viele Exemplare hängen in seiner Wohnung. Dann probiert er gerne verschiedene Typen aus. Da entsteht schon einmal eine Maske, die Joschka Fischer porträtiert oder gruselige Hexen mit langen Nasen und schiefen Zähnen. Doch auch für die Narro Altfischerzunft 1386 Laufenburg hat er schon Masken hergestellt. Denn er selbst ist Mitglied der Zunft. Zunftmeister Thomas Scherzinger trägt eine der raren Larven.
Das ein oder andere Exemplar verkauft er aber auch auf Anfrage. Das kostet dann zwischen 300 und 800 Euro. Drei bis vier Tage dauert es, bis eine Maske von Strittmatter fertiggestellt ist. Dabei darf sich der Kunde selbst die Form aussuchen. In großen Ordnern sammelt Strittmatter Bilder von allen Masken, die er je geschnitzt hat. „Da kann man sich dann die Form der Augen, des Mundes, der Backen und der Nase aussuchen“, Strittmatter setzt das dann um.

Damit die Maske auch auf jeden seiner Kunden angepasst ist, wird erst einmal der Kopf vermessen, bevor es an das Schnitzen geht. Denn die Maske soll nicht nur toll aussehen, sondern eben auch gut passen. Man trägt sie schließlich über einen längeren Zeitraum.
Zwischen fünf und sechs Masken stellt Strittmatter in einem Jahr her. „In manchen Jahren mache ich aber auch nur eine“, verrät der Zahnarzt. Das kommt ganz auf seine Stimmung an.
So entsteht eine Maske:
Zu Beginn arbeitet Strittmatter aus einem Baumstamm einen großen Holzklotz heraus. „Der wird dann eingespannt und erst einmal ausgehöhlt“, schildert der 70-Jährige. Besonders geeignet sei dafür ein Weichholz, wie das der Linde.
Ist ein Rohling aus dem Baumstamm herausgearbeitet, geht es mit Stech- und Hohlbalken und Geißfuß weiter. All diese Werkzeuge hat Strittmatter in verschiedenen Größen und Stärken, einen ganzen Koffer voll davon. Immer feiner arbeitet sich Strittmatter an die Form der Maske heran, höhlt die Augen, die Nasenlöcher und den Mund aus. Er verleiht ihr Falten, Zähne und Augenbrauen und verleiht ihr damit ihren ganz eigenen Charakter. Alles muss genau passen. Nicht nur von außen, sondern auch von innen. Dann wird geschliffen.

Erst wenn Strittmatter vollkommen zufrieden mit seiner Arbeit ist, geht es ans Bemalen. Als ersten Schritt grundiert er die Maske mit einer Kreideschicht. Fürs eigentliche Bemalen verwendet er einfache Wasserfarbe. Ist die getrocknet, kommt eine Lackschicht darüber, die der Maske ihre Wasserfestigkeit verleiht.
„Früher habe ich die Maske nur außen lackiert, aber wenn die Narren durch den Regen laufen, kommt das Wasser auch nach innen und dann entstehen mit der Zeit Risse“, weiß Strittmatter.Auch seine eigene Maske hat Strittmatter selbst geschnitzt. Seit den 1990er Jahren trägt er sie zu Fasnachtsveranstaltungen.

Gelernt hat Strittmatter das Handwerk nicht. Dennoch hat er eine fast 60 Jahre zurückreichende Erfahrung. Mit zwölf Jahren hatte er das erst Mal Stechbalken und Geißfuß in der Hand. Und deshalb weiß er worauf es beim Maskenschnitzen ankommt. „Das Wichtigste ist, dass die Proportionen stimmen“, weiß Strittmatter. „Die Maske muss ein Profil haben. Man darf der Larve den Holzklotz, aus dem sie geschnitzt wurde, nicht mehr ansehen“, führt er weiter aus. Das sei ein Fehler, den vor allem Anfänger machen würden.

Langweilig wurde Strittmatter das Schnitzen nie. „Ich schaue kein Fernseher, da braucht man ein Hobby“, verrät er. Wie viele Masken er in all diesen Jahren gefertigt hat, weiß der Zahnarzt inzwischen nicht mehr. Viele waren es auf jeden Fall. Trennungsschmerz verspürt er nicht, wenn eine Maske nach langer Arbeit an den Kunden übergeben wird. Im Gegenteil: „Ich freue mich, wenn ich meine Masken auf der Straße sehe.“