Kreis Waldshut – Regelmäßig gehen bei Katrin Münch, Wildtierbeauftragte im Landkreis Waldshut, Meldungen über mögliche Sichtungen eines oder mehrerer Wölfe in der Region ein. Doch bisher gebe es keinen Beweis, dass es sich bei einem der Tiere tatsächlich um einen Wolf gehandelt habe. So auch bei einer der jüngsten Sichtungen eines vermeintlichen Wolfes, der in Bernau im Südschwarzwald im Juni in eine Fotofalle getappt sein soll. „Nach einigen Auswertungen gab es keinen Beweis dafür, dass es sich um einen Wolf gehandelt hat“, sagt Münch. In der Regel handle es sich oft um große Hunde wie Hofhunde, Schäferhunde oder Wolfshunde.
Auch bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg gehen monatlich Meldungen über mögliche Wolfssichtungen im Landkreis Waldshut ein. „Oft können wir bereits am Telefon ausschließen, dass es sich um ein solches Wildtier handelt“, sagt Felix Böcker, Wildbiologe bei der Forschungsanstalt. „Trotzdem nehmen wir jede Meldung sehr ernst und gehen jedem Hinweis nach. Oft gehen auch Ängste bei den Menschen mit einher. Dann versuchen wir, sie zu beruhigen, denn der Wolf zieht sich wie jedes andere Wildtier unter normalen Umständen bei einem Kontakt mit Menschen zurück.“
Derzeit habe sich nicht weit vom Kreis Waldshut im Nordschwarzwald in den Landkreisen Freudenstadt, Calw und Raststatt ein Wolf angesiedelt. Das bestätigt die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg. Felix Böcker: „Dort lebt seit Ende 2017 ein Wolf. Bisher wissen wir von nur einem Tier.“ Ein Rudel habe sich bisher noch nicht angesiedelt. „Ein Rudel besteht aus einem männlichen und weiblichen Wolf und deren Kinder“, erklärt Böcker. Der Wolf im Nordschwarzwald hat in der Vergangenheit auch mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil er im April 2018 rund 40 Schafe gerissen hat. „Auch danach kam es zu Einzelfällen, bei denen der Wolf ein bis zwei Nutztiere gerissen hat“, so Böcker.
Davor haben auch Nutztierhalter wie Oswald Tröndle, Vorsitzender des BLHV-Kreisverbandes Waldshut (Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband), Angst. Gegenüber dieser Zeitung schloss er vor kurzem nicht aus, dass er seine Tiere künftig nicht mehr auf die Weide lässt, wenn sich ein Wolf hier ansiedelt.
Auch wenn es derzeit keine Beweise für einen Wolf im Landkreis Waldshut gibt, schließen Umweltministerium und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg nicht aus, dass sich ein solches Tier hier irgendwann hier ansiedelt. Felix Böcker: „Die Tiere können von überall her kommen – aus dem Norden oder auch aus der Schweiz. Deshalb stehen wir auch mit Schweizer Behörden in Kontakt.“ Erst Ende Februar wurde im schweizerischen Kanton Aargau nachweislich ein Wolf ausgemacht. Den Beweis dafür lieferte eine Fotofalle in einem Wald bei Erlinsbach. Wo sich der Wolf derzeit aufhält, weiß Thomas Stucki, Leiter der Sektion Jagd und Fischerei im schweizerischen Umweltdepartement: „Der Wolf hält sich seit April im Kanton Waadt auf. Im Kanton Aargau sind uns bisher keine weiteren Sichtungen von Wölfen bekannt.“
Im Fall des tot aufgefunden Wolfes im Schluchsee von vor zwei Jahren gebe es laut Mathias Albicker, Pressesprecher der Polizei, bisher keine neuen Erkenntnisse. Es sei weiter unklar, wo das Tier erschossen wurde. Auch einen Tatverdächtigen konnte die Polizei noch nicht ermitteln.
Der Wolfspfad
Wo leben Wölfe? Wie funktioniert ein Rudel und wie war das Zusammenleben mit den Menschen in früheren Zeiten? Warum wurden sie ausgerottet? All diese Fragen werden auf dem Wolfssteig zwischen Waldshut und Höchenschwand an acht Infotafeln beantwortet. Dazwischen liegen 22 Wanderkilometer durch urige Wälder und steile Schluchten aber auch über sonnige Wege mit weiter Aussicht über den Südschwarzwald und zu den Alpen.
Wolfssteig: Der Wolfssteig gehört mit dem Wolfspfad und der Wolfshütte zum dreiteiligen Projekt Wolfswege Schwarzwald und folgt dabei einem der möglichen Wege der von der Schweiz einwandernden Tiere. Start ist am Portal am Wildgehege Waldshut, dann geht es über Weilheim nach Höchenschwand in den Schwarzwald hinauf.
Wolfspfad und Wolfshütte: In Strittberg bei Höchenschwand gibt es den Wolfspfad. Der Erlebnispfad mit interaktiven Spielstationen für Familien mit Kindern führt mit Maskottchen Lupus auf einer spannenden Entdeckungsreise rund um das Leben der Wölfe bis zur Wolfshütte und trifft dort auf den Wolfssteig. Der Rastplatz bietet überdachte Sitzmöglichkeiten, eine Toilette und eindrucksvolle Rundumblicke. Die naturnahen Pfaden erstrecken sich auf vier Kilometer Rundweg.
So verhalten Sie sich richtig
- Begegnung: Wölfen kann man zu jeder Zeit begegnen, wahrscheinlich ist es aber eher zur Dämmerung oder in der Nacht. In der Regel halten sich die Tiere im Wald auf und nicht in besiedelten Gebieten. Es kann aber vorkommen, dass sich ein Wolf auf Nahrungssuche befindet oder einen Partner sucht und deshalb durch besiedelte Gebiete streift.
- Einzelgänger: Bisher taucht der Wolf in Baden-Württemberg allein auf. Rudel hätten sich laut Umweltministerium hier noch nicht gebildet.
- Verhalten: Grundsätzlich gilt, dass man sich bei einer Begegnung ruhig verhalten und Abstand halten sollte. Sobald der Wolf einen Menschen sichtet, würde er in der Regel weglaufen, erklärt Felix Böcker von der Versuchs- und Forschungsanstat Baden-Württemberg. Wenn der Wolf sich nicht zurückzieht, soll man laut sprechen oder in die Hände klatschen, um sich bemerkbar zu machen. Sollte der Wolf sich trotzdem nähern, soll man stehen bleiben und sich groß machen und versuche, den Wolf einzuschüchtern. Wölfe, die sich einem Menschen nähern, seien meistens Jungtiere, die neugierig sind, informiert Böcker.