Heinz J. Huber und Monika Olheide

Die Krankenhauslandschaft am Hochrhein befindet sich im Umbruch: Sowohl im Kreis Waldshut, als auch im Kreis Lörrach ist die Versorgung von Patienten an einem zentralen Standort angestrebt. Das Ziel ist identisch, doch bei Realisierung und aktuellem Stand gibt es Unterschiede.

Wie ist der aktuelle Stand des Großprojekts Zentralspital im Kreis Waldshut?

Vom Raumprogramm der neuen Klinik bis zur Infrastruktur ringsum sind viele Grundsatzentscheidungen zu treffen. Der Kreistag holte sich jetzt das international tätige Beratungsunternehmen Drees & Sommer zur Seite, das für 106 000 Euro mit den Politikern und Fachleuten eine „Projektanalyse„ erarbeitet.

Unter Leitung des Stuttgarter Architekten Albrecht Schüßler arbeitet das Team, das bereits den Klinik-Neubau in Villingen-Schwenningen begleitete, für das künftige Zentralklinikum. Die Projektanalyse soll unter anderem Themen von der Betriebsorganisation bis zur Kostenermittlung und die Inbetriebnahme umfassen. Die Projektmanager starten sofort, bis Februar 2020 will Landrat Martin Kistler schon Ergebnisse sehen.

Was geschah bisher?

Nachdem schon 2017 klar war, dass an Stelle der beiden Kreiskrankenhäuser in Waldshut und Bad Säckingen ein neues Zentralklinikum entstehen soll, entschieden sich die Kreisräte Ende März 2019 für ein mehr als 90 000 Quadratmeter großes Gelände in Albbruck, Richtung Hauenstein, zwischen Rheinufer und Bundesstraße 34, westlich des dortigen Rheinkraftwerks.

Das geplanten Zentralkrankenhaus für den Landkreis Waldshut soll in Albbruck gebaut werden. Und zwar zwischen B 34 und Rheinufer, ...
Das geplanten Zentralkrankenhaus für den Landkreis Waldshut soll in Albbruck gebaut werden. Und zwar zwischen B 34 und Rheinufer, westlich des dortigen Rheinkraftwerks (grüne Fläche im Vordergrund). | Bild: Erich Meyer

Auch mit dem Grundstücksbesitzer wurde sich der Kreis einig. Albbrucks Bürgermeister Stefan Kaiser treibt den Bebauungsplan und die Verkehrserschließung voran. Landrat Martin Kistler habe in Sachen Finanzen vom Sozialministerium „positive Signale“ bekommen.

Welche Schritte folgen nun?

Nach der Projektanalyse verpflichtet der Landkreis ein Unternehmen zur Projektsteuerung – möglicherweise wieder Drees & Sommer. Die Projektsteuerung soll dann den gesamten Bau begleiten.

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Der Vergabe der Planung soll ein Wettbewerb vorausgehen. Als Zeitpunkt für die Fertigstellung des Zentralklinikums wurde das Jahr 2029 genannt. Bei den Kosten geht man von rund 200 Millionen Euro aus.

Was passiert an den bisherigen Standorten?

Das Krankenhaus Bad Säckingen wurde Ende 2017 geschlossen und wird zur Basis eines Gesundheitscampus, zu dem der Landkreis 12,7 Millionen Euro beisteuern will. Das Spital in Waldshut-Tiengen bleibt bis zur Eröffnung des Zentralklinikums in Betrieb und soll für diese Übergangszeit sogar mit 24 Millionen Euro ertüchtigt werden, davon zwei Millionen im kommenden Jahr.

Die Arbeiten am Anbau für das Klinikum Hochrhein in Waldshut – hier eine Visualisierung – beginnen am Montag, 24. August.
Die Arbeiten am Anbau für das Klinikum Hochrhein in Waldshut – hier eine Visualisierung – beginnen am Montag, 24. August. | Bild: Spitäler Hochrhein

Danach geht die Immobilie zurück an die Kreisstadt Waldshut-Tiengen.

Wie kam es zur Entscheidung für ein Zentralspital?

Im Landkreis Waldshut wurde 2014, noch unter dem damaligen Landrat Tilman Bollacher, ein zunächst nicht-öffentliches Gutachten beauftragt, das erstmals eine Zusammenlegung der Spitäler Waldshut und Bad Säckingen in einem Zentralklinikum bis spätestens 2025 untersucht. Bis dahin sollten Umstrukturierungen zu „einem Krankenhaus an zwei Standorten“ erfolgen. Aufgrund des hohen Investitionsbedarfs und dem Druck aus Stuttgart wurde daraus aber nichts: Das Bad Säckinger Spital wurde Ende 2017 geschlossen. Als Standort für das neue Zentralspital am Hochrhein mit 350 bis 400 Betten ist Albbruck vorgesehen.

Wie lief der Entscheidungsprozess im Kreis Lörrach?

In Lörrach begann die Kreisverwaltung 2015 mit ersten öffentlichen Bürgergesprächen über die Zukunft der drei Klinikstandorte Lörrach, Rheinfelden und Schopfheim. In einem transparenten Verfahren wurde nach einem neuem Standort für ein Zentralklinikum mit knapp 700 Betten gesucht, in dem auch das Lörracher St. Elisabeth-Krankenhaus aufgehen soll. Bis zur Eröffnung der neuen Zentralklinik sollen die bestehenden Krankenhausstandorte erhalten bleiben.

Bild 3: In das Thema Zentralspital kommt Bewegung: Während im Kreis Waldshut nun die Projektanalyse startet, soll im Kreis Lörrach ab 2020 gebaut werden
Bild: Ellen Koop

Wie ist dort der aktuelle Stand?

Die Entwurfsplanung für das Zentralklinikum Lörrach steht. Das Gebäude mit 677 Betten soll rund 314 Millionen Euro kosten, der Baustart im Entenbad ist für September 2020 geplant. Im Jahr 2025 soll das Klinikum dann fertiggestellt sein.

Besucher konnten bei der Bürgerinformation einen virtuellen Rundgang im geplanten Zentralklinikum machen.
Besucher konnten bei der Bürgerinformation einen virtuellen Rundgang im geplanten Zentralklinikum machen. | Bild: Thomas Loisl Mink

Wie soll das Zentralklinikum in Lörrach aussehen?

Mit einem Kreisverkehr soll das Klinikgelände im Lörracher Osten ans Straßennetz angebunden werden, erläuterte Projektleiter Thorsten Stolpe im Mai dieses Jahres.

Der Campus des Zentralklinikums Lörrach mit dem Komplex der Kreiskliniken mitsamt dem begrünten Sockel (Mitte) und dem Zentrum für ...
Der Campus des Zentralklinikums Lörrach mit dem Komplex der Kreiskliniken mitsamt dem begrünten Sockel (Mitte) und dem Zentrum für Psychiatrie vorne am Teich. Das Parkhaus soll vorne rechts entstehen. | Bild: a|sh sander.hofrichter architekten GmbH

Auf dem Gelände sollen neben dem Klinikum selbst auch ein Zentrum für seelische Gesundheit (ZfG), ein Ärztehaus, die DRK-Rettungswache und eventuell ein Gebäude entstehen, in dem Apotheke, Physiotherapie, Mitarbeiterwohnungen und Kindergarten untergebracht werden könnten. Neben der Zufahrt ist ein Parkhaus geplant mit 1200 Stellplätzen und es soll einen Zugang zur geplanten S-Bahn-Haltestelle geben.

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