Was von außen wie eine „normale“ Industriehalle wirkt, ist ein High-Tech-Betrieb im Gewerbegebiet Riburg in Rheinfelden/Schweiz, hinter dem eine mutige Geschäftsidee steckt: Fangfrische Shrimps aus lokaler Aufzucht. Der Name SwissShrimp AG hat sich in kurzer Zeit im Schweizer Detailhandel und in der gehobenen Gastronomie etabliert und den Weg auch in die süddeutsche Gourmetküche gefunden.

In 16 solcher Becken werden die Shrimps aufgezogen.
In 16 solcher Becken werden die Shrimps aufgezogen.

Die Geschichte des Betriebs nahm 2008 ihren Lauf, als Initiant Thomas Tschirren die Idee hatte, in der Schweiz Shrimps aufzuzüchten, weil ihm die Shrimps-Aufzucht in Übersee nicht behagte. Vier Jahre später führte ein Kernteam um Tschirren europaweit Marktabklärungen durch, gründete 2013 die SwissShrimp GmbH und wandelte diese später in die SwissShrimp AG um. Die Pilotanlage, die erste Schweizer Shrimpsfarm überhaupt, entstand in Luterbach, Kanton Solothurn. SwissShrimp betrieb die Anlage während neun Monaten und schloss die Pilotphase im Spätsommer 2015 erfolgreich ab. Die Anlage wurde daraufhin zurückgebaut.

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Die ersten Resonanzen aus der Gourmet-Gastronomie machten Mut: „Wie am Meer“, lautete ein Urteil. „Fangfrische Shrimps aus Schweizer Produktion sind deutlich geschmackvoller als tiefgefrorene Ware“, sagt Mit-Geschäftsführer Rafael Waber. Hinzu kommt, dass die lokale Aufzucht mit geschlossenem Salzwasser-Kreislauf zwingend antibiotikafrei durch biologische Filterstufen in der Wasseraufbereitung ist und die CO2-Bilanz um 50 Prozent im Vergleich zur tiefgefrorenen Importware verbessert.

Die SwissShrimp-Geschäftsführer Rafael Waber und Michael Siragusa (von links) freuen sich: Ihre Shrimps kommen gut an.
Die SwissShrimp-Geschäftsführer Rafael Waber und Michael Siragusa (von links) freuen sich: Ihre Shrimps kommen gut an.

2015 fand SwissShrimp auf dem Areal der Schweizer Salinen AG in Rheinfelden seinen künftigen Standort und besiegelt mit einer Absichtserklärung eine Standortpartnerschaft. 2016 beschloss die Generalversammlung der SwissShrimp AG eine Erhöhung des Aktienkapitals für die Realisierung einer 60-Tonnen Shrimpsfarm in Rheinfelden, im Jahr darauf erfolgte der Spatenstich, 2018 die Inbetriebnahme. Der Standort Rheinfelden ist in vielerlei Hinsicht ideal: Nebst der Wärme- und Salzsynergie – für die Produktion kann eine heimische Meersalzmischung eingesetzt werden – profitiert SwissShrimp von der verkehrstechnisch idealen Lage an der A 3, der Autobahn zwischen Basel und Zürich.

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Beim Salzgewinnungsprozess (Auftausalz) der Schweizer Salinen AG entsteht Abwärme auf verschiedenen Temperaturniveaus, die im Betrieb nicht mehr genutzt werden kann. Seit 2008 wird ein Teil davon vom Wärmeverbund Rheinfelden Ost genutzt. Eine große Wärmemenge bleibt aber insbesondere während der warmen Sommermonate ungenutzt. Mit ihrer Produktionsanlage entzieht SwissShrimp diesem warmen Abwasser thermische Energie und beheizt damit via Wärmetauscher die Shrimpsbecken auf 28 bis 30 Grad. „Das führt nicht nur zu einem effizienten Energierecycling, sondern trägt auch aktiv zu den Reduktionszielen für die Abwärme der Schweizer Salinen AG bei“, erklärt Rafael Waber.

Ein „Pacific White Shrimp“ (Litopenaeus vannamei)aus Rheinfelden.
Ein „Pacific White Shrimp“ (Litopenaeus vannamei)aus Rheinfelden.

Bei der Shrimpsfarm in Rheinfelden handelt es sich um die vierte Generation eines deutschen Anlagenkonzepts mit einer Gesamtkapazität von 60 Tonnen pro Jahr. Die Produktionsanlage besteht im Wesentlichen aus einem großen Raum mit insgesamt 16 rechteckigen Aufzuchtbecken und der Wasseraufbereitung, außerdem aus kleineren Räumlichkeiten wie das Analyselabor, das Futterlager und der Verpackungsraum. Die Wachstumszeit der Shrimps beträgt fünf bis sechs Monate. Der Produktionsprozess wird laufend durch automatisierte Systeme und das Betriebspersonal überwacht. Bei Störfällen wird automatisch Alarm ausgelöst und entsprechende Maßnahmen werden eingeleitet.

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Für die Aufzucht benötigt SwissShrimp Salz, wie es im Meerwasser vorkommt. Es handelt sich dabei um ein Salzgemisch, dessen Hauptbestandteil Natrium Chlorid das Unternehmen von den Schweizer Salinen AG bezieht. Umgekehrt kann SwissShrimp mit den Schweizer Salinen AG das Know-how zur Herstellung meerwasserähnlicher Salzlösungen teilen, das sich das Team während der Pilotproduktion erarbeitet hat.

Ein Mitarbeiter von SwissShrimp bei der Kontrolle der Aufzuchtbecken.  Bild: SwissShrimp
Ein Mitarbeiter von SwissShrimp bei der Kontrolle der Aufzuchtbecken. Bild: SwissShrimp

Seit mehr als 30 Jahren steigt der Konsum von Shrimps europaweit an. 1988 betrug der Anteil an Shrimps und Shrimpsprodukten alleine in der Schweiz rund 2400 Tonnen. Dieser Anteil hat sich bis ins Jahr 2016 fast vervierfacht und die Nachfrage steigt weiter. Dabei handelt es sich zu über 99 Prozent um Importe, die tiefgefroren oder in gekochtem Zustand in die Schweiz geliefert werden.

450 Tonnen Shrimps pro Jahr

Aufgrund von Marktforschungsresultaten schätzt SwissShrimp den heutigen Schweizer Markt für Shrimps im Hochpreissegment auf 450 Tonnen pro Jahr oder rund fünf Prozent des Marktvolumens. Jetzt konkurriert SwissShrimp mit frischen Produkten die Importe. Shrimps können sogar ab Juli direkt vor Ort auf vorherige Bestellung bezogen werden.