Das SÄK prangte bis vor vier Jahren auf dem Kennzeichen von Günter Stratz' Renault. Der 82-Jährige hatte das Auto kurz vor der Fusion der Landkreise Waldshut und Säckingen im Jahr 1973 angemeldet. Deshalb konnte er das KfZ-Kennzeichen des Kreises Säckingen behalten, bis er den Renault 2015 verkaufte. Auch wenn das Auto inzwischen nicht mehr in der Garage des ehemaligen Betreibers des Schloßpark-Cafés steht, die Nummernschilder hat er behalten. „Als Erinnerung“, sagt der gebürtige Freiburger, der seit 1963 in Bad Säckingen lebt: „Nach so langer Zeit bin ich jetzt ein Säckinger geworden und das SÄK gehört einfach dazu.“

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Auch für Emil Kohlbrenner ist das SÄK nicht bloß eine simple Buchstabenkombination. Der ehemalige Taxi- und Bestattungsunternehmer hat im Gegensatz zu Stratz bereits seit den 1970er Jahren ein WT-Kennzeichen, sagt aber: „Ich bin schon ein echter Säckinger und das SÄK gehörte halt zum alten Landkreis und ich war auch stolz drauf. Es ist schade, dass es das nicht mehr gibt.“ Er und Stratz würden sofort eine Petition zur Wiedereinführung des SÄK-Kennzeichens unterschreiben.

SPD will das SÄK zurück

Tatsächlich läuft bereits eine Petition. Die SPD hat vor der Kommunalwahl Unterschriften für das SÄK-Kennzeichen gesammelt. Alexander Wunderle betont, dass das nicht nur ein Wahlkampf-Gag war: „Die Petition läuft noch“, so der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins und neu gewählte Gemeinderat. „Nach der Wahl ist es etwas eingeschlafen, aber wir bleiben auf jeden Fall dran.“ Richtig loslegen würden sie wohl erst nach der Konstituierung des Gemeinderats.

„Die Aktion während des Wahlkampfs war ein erstes Abtasten. Die Resonanz war so gut, dass wir gesagt haben: Okay, das Thema greifen wir auf“, so Wunderle. „Jetzt wollen wir damit noch mehr in die Öffentlichkeit und eventuell eine Online-Petition starten.“ Ziel sei, so viele Unterschriften wie möglich zu sammeln, damit sich der Kreistag des Themas annimmt.

„Es geht auch um die Förderung der regionalen Identität“, sagt Alexander Wunderle, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins.
„Es geht auch um die Förderung der regionalen Identität“, sagt Alexander Wunderle, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins. | Bild: SK

Doch warum dieses Engagement der SPD für eine Wiedereinführung des SÄK? „In vielen anderen Landkreisen ist es bereits gang und gäbe, dass man die Kennzeichen der ehemaligen Kreise erwerben kann. Warum also nicht auch bei uns?“, antwortet Wunderle. „Es geht auch um die Förderung der regionalen Identität. Und gerade nach der Schließung des Krankenhauses wäre es ein schönes Zeichen vom Landkreis, um zu sagen: Ihr im Westen seid uns wichtig.“ Der SPD gehe es nicht darum, die Begebenheiten infrage zu stellen, betont Wunderle: „Es besteht keine Gefahr, dass wir unseren eigenen Landkreis gründen.“

„Es geht um Identität und Stolz auf die eigene Region“

Bereits im März hatte Bürgermeister Alexander Guhl bei der SPD-Nominierungsversammlung für die Kommunalwahl gesagt, das SÄK sei noch nicht endgültig vom Tisch. „Ich will schauen, dass es im Kreistag auf die Tagesordnung kommt“, so Guhl auf Nachfrage. Er betont, dass es sich beim SÄK-Kennzeichen nicht um ein reines SPD-Thema handele. Viele Bürger wollten das SÄK. „Es geht um Identität und Stolz auf die eigene Region.“ Zudem würde das SÄK zur Bekanntheit Bad Säckingens beitragen, ist der Bürgermeister überzeugt: „Dass dies ein gutes Marketinginstrument ist, hat der ADAC in einer Untersuchung belegt.“

„Ich will schauen, dass es im Kreistag auf die Tagesordnung kommt“, verspricht Bürgermeister Alexander Guhl.
„Ich will schauen, dass es im Kreistag auf die Tagesordnung kommt“, verspricht Bürgermeister Alexander Guhl. | Bild: SK

Wegen des Kennzeichens sei er auch mit dem Landrat im Gespräch: „Ich hoffe, dass er es selbst auf die Tagesordnung des Kreistags setzt. Wenn nicht, werde ich einen entsprechenden Antrag stellen.“ Es gebe keinen plausiblen Grund, den Säckingern das Kennzeichen zu verweigern. Der Verwaltungsaufwand werde zu hundert Prozent gedeckt, da man für das SÄK bezahlen müsse. Und die Abspaltungsängste seien gegenstandslos. „In anderen Landkreisen haben sie es auch gemacht und es war nirgendwo ein Problem. Im Gegenteil: Der Kreis zeigt damit, dass man mit einer gewissen regionalen Souveränität umgehen kann.“

Viele Säckinger wünschen sich das SÄK auf ihre Autoschilder zurück. Die erste Runde haben die Befürworter der Wiedereinführung des ...
Viele Säckinger wünschen sich das SÄK auf ihre Autoschilder zurück. Die erste Runde haben die Befürworter der Wiedereinführung des Kennzeichens verloren. Doch der Kampf um das Symbol regionaler Identität geht weiter. | Bild: Marcel Jud

Die missglückte Wiedereinführung des SÄK

Eine mögliche Wiedereinführung des KfZ-Kürzels SÄK stand bereits einmal auf der Tagesordnung es Kreistages in Waldshut. 2012 machte es eine neue Verordnung des Bundesverkehrsministeriums grundsätzlich möglich, die Kürzel ehemaliger Landkreise wieder auf Nummernschilder zu prägen.

In Baden-Württemberg mussten daraufhin die Kreistage über eine mögliche Wiedereinführung entscheiden. Fielen die Entscheide positiv aus, bekundeten die Kreise ihr Interesse beim Landesverkehrsministerium, das alle Anträge gebündelt zur endgültigen Genehmigung ans Bundesverkehrsministerium weiterleitete. Zu den in der Folge genehmigten KfZ-Kürzeln zählen etwa LEO für Leonberg im Kreis Böblingen oder HOR für Horb am Neckar in Freudenstadt.

Der Bad Säckinger Gemeinderat hatte sich bereits Ende 2011 für die Rückkehr zum SÄK-Kennzeichen ausgesprochen. Am 14. November 2012 kam ein entsprechender Antrag schließlich vor den Kreistag. Dort wurde das Vorhaben nach einer teilweise emotional geführten Debatte klar abgelehnt: 34 von 46 Kreisräten stimmten mit „Nein“.

Die Diskussionen um das SÄK-Kennzeichen flammten seither immer wieder auf und könnten nun an Fahrt gewinnen, durch die Petition der SPD und die Bemühungen von Bürgermeister Alexander Guhl, das SÄK erneut auf die Tagesordnung des Kreistags zu setzen.

Vonseiten des Landratsamtes gab es zur Petition der SPD das folgende Statement: „Wir haben Verständnis für das Anliegen, das KFZ-Kennzeichen ‚SÄK‘ wieder zuzulassen. Aber der Kreistag hat Ende 2012 mit großer Mehrheit beschlossen, dass dieses Kennzeichen nicht eingeführt werden soll. An diese Entscheidung ist das Landratsamt gebunden“, schreibt Michael Swientek vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit.