Seit 2005 ist die Menge der eingesammelten gelben Säcke kontinuierlich gewachsen. Laut Stefan Jansik, Niederlassungsleiter beim Entsorgungsunternehmen Remondis, das im Landkreis Waldshut die gelben Säcke einsammelt, stieg die Menge in den vergangenen 13 Jahren um rund 30 Prozent an. Besonders um die Weihnachtszeit nehmen die gelben Abfallberge, die an den Straßenrändern zur Abholung bereit gelegt werden, extrem zu. Aber nicht alles, was sich in den gelben Säcken befindet, kann auch tatsächlich recycelt werden.
„Es wurden sogar tote Tiere in den Säcken gefunden“, berichtet Elmar Weißenberger, Leiter des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft beim Landratsamt Waldshut. Viele Bürger gingen fälschlicherweise davon aus, dass alles, was aus Plastik oder Metall ist, über den gelben Sack entsorgt werden kann. „Obwohl auf jedem Sack ein Aufdruck zu finden ist, der klare Aussagen über die Materialen macht, die in den Sack gehören, müssen wir rund 40 Prozent des Inhalts der gelben Säcke aussortieren“, bestätigt Michael Dietel, Produktionsleiter bei Vogt-Plastic in Rheinfelden. In dem Unternehmen werden täglich rund 300 Tonnen gelbe Säcke angeliefert und mechanisch sortiert.

Aber welche Abfallprodukte können tatsächlich über die dualen Systeme, gebündelt im gelben Sack recycelt und welche müssen anderweitig entsorgt werden, zum Beispiel bei den Recyclinghöfen oder über die Restmülltone? „Grundsätzlich gilt, dass alles, was an Verpackungen aus Kunststoff und Metall in den Läden über die Theke geht, in den gelben Sack gehört“, erklärt Dietel. Denn dafür bezahlen die Hersteller auch die Entsorgung sowie die Einsammlung dieses Mülls. Ursprünglich war dies über den Grünen Punkt auf den Verpackungen gekennzeichnet, aufgrund des europäischen Kartellrechts dürfen aber auch Verpackungen ohne Grünen Punkt im gelben Sack entsorgt werden.
Derzeit gibt es neun verschiedene duale Systeme, um das Recycling von Materialien zu organisieren. Diese dualen Systeme vergeben Lizenzen an Abfallunternehmen, die über die Kostenübernahme der Produkthersteller die Abfallentsorgung und das Recycling übernehmen. „Letztendlich bezahlt jedoch der Kunden über seinen Konsum die Kosten der Entsorgung, denn diese Entsorgungsleistungen verteuern das Produkt, welches verpackt wird“, gibt der Fachmann beim Entsorgungsbetrieb zu bedenken.
Kunde bezahlt Verpackung und Entsorgung
Somit bezahlt der Kunde doppelt, einmal für die Herstellung der Plastikschale in der beispielsweise die Salami oder die Tomaten eingepackt sind und dann noch einmal für die Entsorgung dieser Verpackung. Da diese Kosten im Produktpreis inkludiert sind, weiß der Kunde schließlich gar nicht, was die Salami oder Tomaten ohne die Verpackung kosten.

Plastik ist aber nicht gleich Plastik und unterscheidet sich sehr stark durch die einzelnen chemischen Kunststoffkomponenten. Im Recyclingverfahren müssen diese unterschiedlichen Kunststoffe streng getrennt werden, denn nur so können hochwertige Granulate zur Wiederherstellung von neuen Produkte gewonnen werden. Bei Vogt-Plastic werden Kunststoffe aus Polyethylen (PE), Polyprophylen (PP), Polystyrol (PS) und Polyolefin (PO) direkt zu Granulat weiterverarbeitet. Dadurch ist es möglich, bis zu 100 Prozent auf Erdöl basierende Rohstoffe in der Kunststoffindustrie zu ersetzen. Dies ist ein sehr wertvoller Beitrag, um die Rohstoffressourcen zu schützen, funktioniert aber nur mit sortenreinen Abfallprodukten.

„Badeschlappen und Schwimmflügel oder Fahrradschläuche sowie die Ummantelungen von Elektrokabel sind zwar auch aus Plastik, haben aber eine ganz andere Kunststoffzusammensetzung als das Material, was bei uns zu Granulat weiterverarbeitet wird“, betont Dietel und weist damit darauf hin, dass ein großer Teil (rund 40 Prozent) der angelieferten Abfallprodukte über die Müllverbrennung als Ersatzstoffe für fossile Energieträger zum Beispiel in der Zementindustrie entsorgt werden.
Große Unterschiede gibt es ebenfalls bei Aluminium und Metallen, auch hier gilt der Grundsatz, nur Verpackungen gehören in den gelben Sack, der Rest zum Recyclinghof oder in die graue Tonne. „Übrigens gehören auch die Weihnachtsbaumnetze aus Nylon nicht in den gelben Sack, obwohl es eine Verpackung ist“, ermahnt der Produktionsleiter von Vogt-Plastik. Die verheddern sich nämlich in den Förderschnecken der Sortieranlage und bringen die Förderbänder zum Stillstand.
Was darf rein, was nicht
- In den gelben Sack gehören alle als recycelbar gekennzeichneten Verpackungsmaterialien aus Kunststoff (wie Tragetaschen und -beutel, Einwickelfolie, Flaschen von Spül-, Wasch- und Körperpflegemitteln, Becher von Milchprodukten und Margarine, Schaumstoffe von Obst- und Gemüseverpackungen, Styropor), aus Verbundstoffen (wie Getränke- und Milchkartons sowie Vakuum-Verpackungen) und aus Metall (wie Konservendosen, Drehverschlüsse, Aludeckel, -schalen und -folien).
- Nicht in den gelben Sack gehören Kunststoffe, die keine Verpackung sind, wie Rohre und Schüsseln sowie Altkleider, Küchenabfälle, Papier, Pappe, Kartonagen, Glas, Elektroschrott, Restmüll und verschmutzte Verpackungen. (Quelle: Abfallwirtschaft des Landkreises)
"Roter Zettel auf den gelben Sack"
Elmar Weißenberger, Leiter des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft im Landkreis Waldshut, verrät was passiert, wenn der gelbe Sack falsche Materialien enthält.
Herr Weißenberger, was passiert, wenn die gelben Säcke offensichtlich mit falschen Abfällen befüllt sind?
Das Entsorgungsunternehmen klebt einen roten Zettel auf den Sack und fordert den Bürger damit auf, den Sack erneut zu sortieren. Im Recyclinghof werden falsch befüllte Säcke zurückgewiesen.
Wie wird falscher Abfall erkannt?
Die gelben Säcke sind bewusst aus dünnem, transparentem Material, so dass von außen durch Sichtkontrolle und auch anhand des Gewichtes schnell erkannt werden kann, ob der Sack Dinge enthält, die nicht hinein gehören.
Hat es Auswirkungen auf die Gebühren, wenn die Säcke falsch befüllt werden?
Nein, dies hat keine Auswirkungen. Dennoch gilt der Appell an die Bürger, durch einen bewussteren Konsum und eine bessere Sortierung des Kunststoffmülls die Umwelt zu schonen und somit einen aktiven persönlichen Beitrag zur Ressourcen schonenden Kreislaufwirtschaft zu leisten.