Die derzeit bestehenden Hinternisse auf der Hochrheinstrecke zwischen Erzingen und Basel sollen bis 2025 beseitig werden. Die Hoffnung von Politikern, Deutscher und Schweizer Bahn: Mit der Elektrifizierung der Hochrheinstrecke soll alles besser werden. Die Experten versprechen schnelleres und besseres Zugmaterial, Barrierefreiheit und eine zuverlässige Taktung der Verbindungen im 30-Minuten-Takt.
Die Elektrifizierung hat aus Sicht der betroffenen Schweizer Kantone sowie des Landes Baden-Württemberg hohe Priorität, heißt es im Schlussbericht des Bundesamtes für Verkehr in Bern vom 7. Februar 2013. Darin wird auch der „volkswirtschaftliche Nutzen der Elektrifizierung“ für die Schweiz hervorgehoben.
Das sagt ein Bahnexperte
Gerd Jacobshagen, ehemaliger Stadtrat in Waldshut-Tiengen und profunder Kenner des Schienenverkehrs am Hochrhein, erläutert, dass es bei „einer gute Taktung in Ballungszentren kein schnelleres Verkehrsmittel“ gebe als die Eisenbahn. Die Schweiz habe großes Interesse daran, die Zentren Basel und Schaffhausen mit einer schnellen Hochrheinbahn zu verbinden, die mit der Elektrifizierung realisiert werden könnte.
Veraltete Triebwagen und Verspätungen
"Für diese Beschwerden haben wir sehr großes Verständnis und sie sind berechtigt", heißt es aus dem Landratsamt. In Absprache mit dem Waldshuter Tarifverbund (WTV) sei man auch aktuell gegenüber dem Verkehrsministerium, der Nahverkehrsgesellschaft und DB Regio aktiv, um kurzfristig Verbesserungen zu erreichen. Nun hat der WTV die Beschwerden in Absprache mit Landrat Martin Kistler gegenüber dem Verkehrsministerium nochmals gebündelt und konkrete Verbesserungsvorschläge unterbreitet.
Veränderungen, was die Fahrzeuge betreffe, seinen aber nur sehr schwer erreichbar. Andere Veränderungen, wie beispielsweise ein persönlicher Ansprechpartner für das Beschwerdemanagement, wären aber kurzfristig realisierbar. „Echte durchgreifende Verbesserungen auf der Hochrheinbahn werden wir erst durch die Umsetzung der Elektrifizierung erreichen“, heißt es wörtlich.
Schweizer Parlament entscheidet 2019
Konkrete Ergebnisse bei den Verhandlungen mit der deutschen Seite zur Umsetzung der geplanten Elektrifizierung gibt es nach Aussage des Bundesamtes für Verkehr in Bern nicht. Zur finanziellen Beteiligung erklärt das Bundesamt schriftlich: Der Bund schlägt in seiner Vernehmlassungsvorlage (Prüfung der Tragweite auf ihre sachliche Richtigkeit, Vollzugstauglichkeit und Akzeptanz) für den Bahn-Ausbauschritt 2035 vor, für verschiedene grenzüberschreitende Projekte (alle im Raum Basel) rund 100 Millionen Franken zu reservieren.
Bis Ende 2018 werde der Bundesrat dem Parlament den definitiven Vorschlag unterbreiten. Die Parlamentsberatung finde voraussichtlich im Jahre 2019 statt, heißt es in der Mitteilung des Bundesamtes weiter. Darüber, ob die Schweiz mitfinanziert, wird also das Parlament erst im kommenden Jahr entscheiden.
Vereinbarung über Finanzierung
Das Land Baden-Württemberg, der Landkreis Waldshut und die Deutsche Bahn haben im September 2017 in Laufenburg eine Vereinbarung über die Finanzierung der weiteren Planung der Elektrifizierung der Hochrheinstrecke unterzeichnet. Landrat Martin Kistler nannte die Unterzeichnung gegenüber dieser Zeitung einen „Meilenstein in der Geschichte der Hochrheinstrecke“. Auf der Internetseite der Deutschen Bahn heißt es: „Um künftig einen modernen und umweltfreundlichen Schienenverkehr zu ermöglichen, wird der Streckenabschnitt elektrifiziert.
Das Projekt befindet sich derzeit in der Phase der Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Bahnexperte Gerd Jacobshagen gibt sich allerdings skeptisch und weist auf die Probleme hin, wenn verschiedene Behörden, Ministerien, Deutsche und Schweizer Bahn sowie Kantone und Landkreise in die Entscheidung von Planung, Bau und Finanzierung eingebunden werden.
Ziel der Umsetzung bleibt 2025
Landrat Martin Kistler betonte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass das Jahr 2025 „noch immer unser Ziel ist und ich sehe nicht, warum wir jetzt davon abrücken sollten“. Es gehe bei diesem Projekt nicht nur darum, einen Draht über die Strecke zu hängen, es müssten verschiedene Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Allein die Frage, ob es eine abschnittsweise Sperrung oder Gesamtsperrung für die Bauzeit gebe, könne sich auf den Zeitplan deutlich auswirken. „Grundsätzlich halte ich nichts von zu engen Zeitplänen, wenn diese dann nicht eingehalten werden können“, betont der Landrat.
Es gelte zudem, Fragen zum Fahrplan, Kreuzungsgleis Tiengen und Lauchringen, den Bahnhof Waldshut, barrierefreie Zugänge, zusätzliche Haltepunkte und ähnliches zu klären, informiert das Landratsamt. Diese Arbeiten seien in der Schlussphase. Die Hochrheinstrecke solle gesamthaft zukunftsfähig gemacht werden, damit alle Menschen (auch mobilitätseingeschränkte) profitieren. Das Verkehrsministerium in Stuttgart hofft ebenfalls auf baldige Realisierung und „wir sehen durchaus gute Chancen, dies bis 2025 realisieren“.
Zustand nach Fertigstellung
Bezüglich des Zustands nach Fertigstellung der Elektrifizierung können zu den Fahrzeugen noch keine konkreten Angaben gemacht werden, schreibt das Ministerium in Stuttgart. Gesetzt ist derzeit nur, dass Elektrotriebwagen zum Einsatz kommen werden – diese sind auch in den Fahrplankonzepten für den elektrifizierten Hochrhein unterstellt. Welche Fahrzeuge genau von welchem Betreiber das sein werden, ist aber abhängig von den noch ausstehenden Vergabeverfahren für die elektrischen Verkehrsleistungen.
Hierüber wird sich das Verkehrsministerium zu gegebener Zeit mit den Schweizer und den regionalen Partnern der Elektrifizierung der Hochrheinbahn abstimmen. Das Landratsamt wird da konkreter: Von der Elektrifizierung verspreche man sich neues, modernes Fahrzeugmaterial, höchstmögliche Barrierefreiheit, mehr Zuverlässigkeit und Qualität in der Leistungserbringung und eine noch höhere Taktfrequenz zum Beispiel im Halbstundentakt beim Interregio Express (IRE).
Serie Verkehr
In einer Serie beleuchten wir die Verkehrssituation am Hochrhein. Wir blicken auf die Dauerbaustellen A 98, die langersehnten Ortsumfahrungen wie Jestetten, Oberlauchringen und Grimmelshofen, die Elektrifizierung der Hochrheinbahn und den Flugläm.
- Auftakt: Überblick
- Teil 1: Hochrheinbahn – Geschichte
- Teil 2: Hochrheinstrecke
- Teil 3: Ortsumfahrung
- Teil 4: Autobahn 98
Geschichte und Zukunft der Hochrheinbahn
Bis 2025 soll die Hochrheinbahn elektrifiziert sein. Druck macht beim Thema auch das Land, dass der Strecke im Elektrifizierungskonzept für das Schienennetz Baden--Württemberg Priorität 1 eingeräumt hat. Ein Blick in die Geschichte und die Zukunft.
- Die Idee: Nach dem zweigleisigen Ausbau der Hochrheinbahn zwischen Basel und Schaffhausen sollte alsbald auch die Elektrifizierung der Strecke folgen. Doch was sich als eigentlich einfaches Vorhaben darstellte, entpuppte sich bei näherer Betrachtung als komplexes, weil auch grenzüberschreitendes, Projekt oder besser gesagt Politikum. Kaum stand das Signal auf Grün, sprang es kurze Zeit später wieder auf Rot. Vor sieben Jahren hatte die Landesregierung eine Verwirklichung der Maßnahme bis 2016 in den Raum gestellt. Inzwischen schreiben wir das Jahr 2018.
- Die Strecke: Wenn über die Elektrifizierung der Hochrheinbahn gesprochen wird, geht es um die 75 Kilometer lange Strecke zwischen dem Badischen Bahnhof Basel und Erzingen. Die Strecke Erzingen-Schaffhausen ist seit 2013 elektrifiziert.
- Die Beteiligten: Neben dem Landkreisen Waldshut und Lörrach sitzen auch die Schweizer Kantone Basel-Stadt und Schaffhausen mit am Verhandlungstisch und natürlich auch das Land Baden-Württemberg. Sowie als Geldgeber auch die Regierungen in Berlin und Bern.
- Das Geld: Kurz gesagt, es geht um viel Geld. Im Jahr 2012 waren die Kosten mit etwa 160 Millionen Euro kalkuliert worden, dabei dürfte es bis Baubeginn ganz sicher nicht bleiben. Unter anderem müssen zwei Tunnel, neben dem unter dem Rappenstein bei Laufenburg auch unter dem Aarberg bei Waldshut, tiefergelegt werden.
- Die bisherigen Vereinbarungen: Am 6. September 2017 unterzeichneten der Waldshuter Landrat Martin Kistler sowie Vertreter von Land und Bahn in Laufenburg eine Vereinbarung über die Finanzierung der weiteren Planungen der Maßnahme. Kostenpunkt: Schätzungsweise zehn Millionen Euro. Die eine Hälfte bezahlt die EU, die andere Hälfte trägt zu 40 Prozent das Land, den Rest teilen sich die beiden Landkreise Waldshut und Lörrach sowie der Kanton Basel-Stadt. Damals nannte Kistler das Jahr 2025 als realistische Zielgröße für die Inbetriebnahme der elektrifizierten Strecke.
- Die Stuttgarter Pläne: Die Landesregierung hat ein Elektrifizierungskonzept für das Schienennetz in Baden-Württemberg vorgelegt. Im ersten Abschnitt sollen sechs Elektrifizierungsprojekte unabhängig voneinander im Südwesten umgesetzt werden. Dazu gehören die Schönbuchbahn (von Böblingen nach Dettenhausen), die Breisgau S-Bahn im Raum Freiburg, die Südbahn (Ulm nach Lindau), die Allgäubahn (Memmingen nach Lindau), die Regionalstadtbahn Neckar-Alb und die Hochrheinbahn. Sie sind unter der Priorität eins eingestuft. Hier werden insgesamt 514 Kilometer elektrifiziert. Nach den Plänen der Landesregierung sollen die Elektroloks ab dem Jahr 2025 rollen. (kol/ms)