Herr Stoll, Sie engagieren sich jetzt seit rund zwölf Jahren immer wieder einmal als Wahlhelfer. Wie war denn Ihr ‚erstes Mal‘ als Wahlhelfer?
So wahnsinnig gut kann ich mich daran nicht erinnern. Es war halt so, wie man es immer macht, wenn etwas Neues auf einen zukommt: Man schaut sich an, was da passiert und hält sich an diejenigen, die Erfahrung haben. Man lernt ja immer dazu, wenn man etwas Neues macht. Aber es ist keine Aktion, vor der ich Angst gehabt hätte. Man geht halt ran und dann wird das schon.
Haben Sie sich denn geehrt gefühlt, als man Sie erstmals gebeten hatte, Wahlhelfer zu werden?
Ja, schon ein wenig. Man wundert sich, warum die Wahl dafür auf einen gefallen ist. Ich weiß nicht genau, nach welchen Kriterien man ausgesucht wird. Aber es ist doch eine Art Wertschätzung, weil man offensichtlich für verlässlich gehalten wird.
Wie wichtig sind Ihnen die Wahlen als Bürger?
Ich glaube, wir haben ein sehr hohes Gut, wählen zu dürfen und damit eben mit zu entscheiden. Natürlich findet das nur alle paar Jahre statt, aber trotzdem fragt man mich, will meine Meinung wissen. Die darf ich mit einer Wahl kundtun und später, in einer Mehrheit, ergibt das ein Gremium, das uns führt. Während einer Legislaturperiode mit allem unzufrieden zu sein und zu maulen, nützt nichts. Das Wahlrecht muss man auch wahrnehmen.
Wie bilden Sie persönlich sich Ihre Meinung?
Ich bin jemand, der regelmäßig Nachrichten schaut. Eine Landesschau, eine Tagesschau gehören für mich zum Standardritual. Ich lese auch Zeitung, das ist gerade dann auch wichtig, wenn es um regionale Dinge geht. Was ich neuerdings probiert habe, auf Anregung meines Sohnes, war der Wahlomat.
War das Ergebnis deckungsgleich mit dem, was Sie wählen werden?
Ja. Das hat mich selbst sehr erstaunt.
Hat sich an Ihrer Einstellung zu Ehrenämtern, wie dem kurzfristigen Einsatz als Wahlhelfer, etwas geändert, seit Sie Verantwortung bei der Feuerwehr übernommen haben?
Naja, man hat schon seine Erfahrungen gemacht. Wenn man mal über zehn Jahre Feuerwehrkommandant ist, weiß man, dass das Arbeit ist. Man muss aktiv bleiben. Man läuft ja vorweg und wenn man resigiert und sich zurücklehnt, dann läuft der Rest auch nicht rund. Also man ist schon der Vortänzer und es gibt schon Situationen, wo man sich fragt, was man sich da antut. Dann muss man sich das Gegenteil anschauen. Wäre ich nicht Kommandant, wäre ich in der Mannschaft, mit einer starken eigenen Meinung und einem klaren Bild, wie was laufen soll. Ich glaube, ich wäre ohne die Erfahrung als Feuerwehrkommandant nicht glücklich innerhalb der Reihe. Für die Zeit danach kann ich mir das sehr gut vorstellen. Aber da bin ich schon um eine Erfahrung reicher.
Das heißt, mit Ehrenämtern lernt man, diese auch als Chance und Ehre zu begreifen?
Das schon. Es hat ja auch Zeiten gegeben, in denen auch in einem kleinen Dorf wie Gündelwangen darum gestritten worden ist, wer Feuerwehrkommandant wird. Da gab es nicht nur einen Kandidaten, den man überredet hat.
Als Feuerwehrkommandant müssen Sie Nachwuchs generieren, im Beruf bilden Sie aus. Von der Wichtigkeit der Wahlen müssen vornehmlich Junge überzeugt werden. Ist das für Sie auch Triebfeder?
Ja. Ich glaube, es ist unabdingbar, dass man etwas für die folgenden Generationen vorlebt. Das muss man machen. Ob sie es übernehmen, weiß man nicht. Bei der jetzigen Firma Hectronic habe ich eine sehr gute Ausbildung machen können. Ich hatte einen richtig starken Ausbilder und einiges von ihm übernommen, was mir auch schon viel geholfen hat. Damals war mir das nicht bewusst, aber im Nachhinein muss ich feststellen, dass er ein Vorbild war und das hält sicher ein Leben lang an.
Wir sitzen an Ihrem Familientisch. Wird hier denn über Politik debattiert, etwa mit den Kindern?
Ab und zu, auch mit meiner Frau diskutiere ich manchmal. Sehr stark interessiert mich die Kommunalpolitik. Als Feuerwehrkommandant ist man da immer wieder mit betroffen. Die Feuerwehr hat wahrscheinlich in jeder Gemeinde einen hohen Stellenwert, aber in Bonndorf statten sie die Feuerwehr auch so aus. Der Gemeinderat hat immer ein offenes Ohr und vollstes Verständnis für die Feuerwehr. Da darf man schon loben. Es macht Spaß in Bonndorf in der Feuerwehr. Das liegt natürlich auch an den Finanzen der Gemeinde. Man muss es aber auch wollen. Und wir haben eine Verwaltung, einen Gemeinderat und einen Bürgermeister vorne dran, die einfach 100-prozentig dahinter stehen.
Feuerwehrleute üben aber auch ein Ehrenamt aus, das zum Mittelpunkt die Hilfe am Mitbürger hat.
Ja. Es heißt auch ‚Gott zur Ehr‘, dem Nächsten zur Wehr‘. Der Mittelpunkt ist schon die selbstlose Hilfe am Mitmenschen. Es geht aber auch um Kameradschaft, um die Begeisterung für die Technik und um ein Wetteifern. Also die Interessen sind breiter gefächert und es muss auch in der Summe passen.
Gibt es für die Feuerwehr Bezüge zur großen Politik?
Man kann einen Bezug herstellen, wenn wir über die Gesetzgebung, die europaweit gilt, unsere Feuerwehrabgabe nicht mehr haben, dann trauern wir als Feuerwehr dem schon auch nach. Da hat in ganz Europa Ungerechtigkeit stattgefunden und in dieser Konsequenz dann ein politischer Vorgang Umsetzung gefunden. Aber da sind wir in Bonndorf dennoch in einer guten Situation.
Das ist dann Kommunalpolitik.
Ja, Kommunalpolitik ist in dem Zusammenhang, dass die innerhalb geltenden Rechts den Bogen hinbekommt und das Notwendige macht.
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Zur Person
Andreas Stoll, 49, Vater zweier Kinder, ist im Bonndorfer Ortsteil Gündelwangen aufgewachsen, hier seit 2007 Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr und wiederholt eingeteilt als Wahlhelfer, diesmal bei den anstehenden Kommunal- und Europawahlen am 26. Mai. Beruflich ist Andreas Stoll Ausbildungsmeister bei der Firma Aebi Schmidt in St. Blasien.