Tonnenschwere Maschinen, die weltweit auf besonders schwierigen Baustellen eingesetzt werden, ist die Spezialität der Firma Morath. Egal ob bei der mit 110 Prozent Steigung steilsten Standseilbahn der Welt auf dem Stoos oder im größten Loch der Erde auf einer sibirischen Diamantenmine: Die Spezialbohrer aus Birndorf sind gefragt. Doch nur wenige wissen, was hinter den Türen des Familienunternehmens geschieht. Einige SÜDKURIER-Leser hatten nun die Möglichkeit sich den „Hidden Champion“ genauer anzusehen.

Konstruktionsleiter Christoph Behringer (rechts) zeigt auf einem Bildschirm Beispiele für Einsatzmöglichkeiten der Morath-Maschinen.
Konstruktionsleiter Christoph Behringer (rechts) zeigt auf einem Bildschirm Beispiele für Einsatzmöglichkeiten der Morath-Maschinen. | Bild: Stein, Moritz

Die Geräte aus Albbruck sind an vielen bekannten Orten im Einsatz

So gut wie jeder sei schon mal an Orten gewesen, an denen die Maschinen aus dem Schwarzwald zum Einsatz kamen, erzählt Christoph Behringer, Konstruktionsleiter bei Morath. Als Beispiele nennt er die Zubringerstraße zum Europapark-Stadion in Freiburg oder die Höllentalbahn, bei der für die Elektrifizierung die Tunnel tiefergelegt werden mussten.

Im Verwaltungsgebäude demonstriert dieses Modell den eintretenden Besuchern, wo Morath-Maschinen zum Einsatz kommen.
Im Verwaltungsgebäude demonstriert dieses Modell den eintretenden Besuchern, wo Morath-Maschinen zum Einsatz kommen. | Bild: Stein, Moritz

„Das sind immer wieder einzigartige und spannende Situationen“, sagt Behringer, da die Kunden bei jedem Einsatz mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert seien. Gerade in Gebirgen darf das Gerät nicht zu schwer sein, weshalb der Antrieb auch manchmal getrennt vom Bohrer im Helikopter transportiert werden sein muss.

Außenansicht der imposanten Montagehalle, die das Firmengelände in Birndorf dominiert.
Außenansicht der imposanten Montagehalle, die das Firmengelände in Birndorf dominiert. | Bild: Stein, Moritz

Dabei betreibt das Unternehmen außerhalb Deutschlands kein Marketing, wie Behringer auf Nachfrage eines Besuchers erklärt: „Ich weiß auch manchmal nicht, wie die auf uns stoßen. Vermutlich über Empfehlungen.“

Christoph Behringer zeigt der Besuchergruppe die Werkhallen, in denen Morath seine Maschinen baut.
Christoph Behringer zeigt der Besuchergruppe die Werkhallen, in denen Morath seine Maschinen baut. | Bild: Stein, Moritz

Bei den Prototypen stellt Morath jedes Teil selbst her

In den Werkhallen ist das Staunen bei den Gästen groß. Die meisten Teile werden von Morath selbst produziert, nur einige Komponenten wie Schläuche kommen von externen Firmen, die darauf spezialisiert sind. Bei den Prototypen werde jedoch jedes Teil selbst hergestellt, sagt Behringer. Bei der Produktion der Maschinen, die rund zwei Wochen in Anspruch nimmt, stellt das Unternehmen immer mehr her als von den Kunden bestellt. Damit habe man immer ein paar Maschinen auf Lager, so der Konstruktionsleiter. „In der Baubranche ruft der Kunde an und braucht das Gerät eigentlich sofort.“ Daher gibt es auch eine Vermietung, doch meist wollen die Kunden das Gerät dann direkt kaufen.

Blick von oben in die Montagehalle, in der Mitte eine der beiden Besuchergruppen.
Blick von oben in die Montagehalle, in der Mitte eine der beiden Besuchergruppen. | Bild: Vonberg, Markus

Die Löcher für die Erdwärme hat die Firma selbst gebohrt

Bevor die Maschinen ausgeliefert werden, wird jede Funktion getestet. Dazu liegen hinter der Werkhalle einige Granitbrocken, an denen auch mal gebohrt werden kann. Auch beim Bau der Halle kam die eigene Technik zum Einsatz. Die Löcher für die Erdwärmeanlage habe man selbstverständlich selbst gebohrt, erklärt Behringer. Früher hat Morath das auch als Dienstleistung angeboten, doch der bürokratische Aufwand sei zu aufwendig geworden.

Kunst am Bau: Vor dem Firmengebäude ist diese Bohrmaschine aufgestellt, die einen Gesteinsbrocken durchdringt.
Kunst am Bau: Vor dem Firmengebäude ist diese Bohrmaschine aufgestellt, die einen Gesteinsbrocken durchdringt. | Bild: Stein, Moritz

Die Bohrraupe wird per Fernbedienung gesteuert

Mittlerweile baut Morath auch eigene Bohrraupen und Bohrbagger. Sie benötigten eine besondere Kühlung und dickere Schläuche als die meisten normalen Bagger, sagt Andreas Jäger, Leiter des Produktionsmanagements. Morath stattet seine Bagger mit Funktechnik aus, sodass die Fahrer sie aus sicherer Distanz steuern können. So eine Bohrraupe mit Fernbedienung steht auch in der Werkhalle. Christoph Behringer demonstriert, wie die Funksteuerung funktioniert. Die Gruppe lässt sich gebannt die Möglichkeiten der Bohrraupe demonstrieren.

Eine Bohrraupe wird per Funk gesteuert Video: Vonberg, Markus

Kann Morath bei der Sanierung der gesperrten Albtalstrecke helfen?

Eine Frage der Besucher wird dann noch eine Weile diskutiert: Wenn es in der Region schon so ein Unternehmen gibt, könnte Morath nicht einfach die Albtalstraße sichern? Schließlich ist Lawinen- und Steinschlagsicherung nach wie vor ein wichtiges Feld, für das die Geräte gebraucht werden. „Technisch wäre das machbar“, meint Behringer, „wir haben alles da.“ Morath habe man sich die Pläne auch angeschaut, zum Teil sei die Planung nicht nachvollziehbar. Daher habe das Unternehmen dem Landratsamt Vorschläge gemacht, ob diese berücksichtigt werden, wisse man aber noch nicht.

Fast kinderleicht ist die Bedienung der schweren Maschinen über Fernbedienung.
Fast kinderleicht ist die Bedienung der schweren Maschinen über Fernbedienung. | Bild: Vonberg, Markus

Die Sauberkeit faszinierte die Besucher

Die Teilnehmer des Nachmittags waren durchweg begeistert: „Es war sehr interessant und sie haben es gut erklärt“, sagt Norbert Baumann. Er ist selbst Metaller und ihn beeindruckte besonders die Sauberkeit in den Werkshallen.

Die Besuchergruppe vor einem von Morath hergestellten Bohrbagger. Oben steht Produktionsleiter Christoph Behringer, links ...
Die Besuchergruppe vor einem von Morath hergestellten Bohrbagger. Oben steht Produktionsleiter Christoph Behringer, links Produktionsmanangement-Leiter Andreas Jäger, rechts SÜDKURIER-Lokalredakteur Markus Vonberg. | Bild: Stein, Moritz

Auch die Brüder Roland und Siegfried Zolg sind überrascht, wie sauber es war. „Uns hat alles gut gefallen“, sagt Siegfried Zolg. Roland Zolg wusste nicht, dass es so ein Unternehmen in der Region überhaupt gibt. Andreas Jäger erklärt hinterher, dass es vielen Menschen so gehe: „Beim unserem Tag der offenen Tür kamen Menschen aus dem Ort, die nicht wussten, dass wir die Maschinen selbst bauen.“ Für ihn und seinen Kollegen Christoph Behringer war es ein gelungener Tag. „Es freut mich, dass man gemerkt hat, dass die Leute sich dafür interessieren“, sagt Jäger zum Abschied.