Im Landkreis Waldshut mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein, kann – je nach Ort und Ziel – schwierig werden. Doch in Kürze soll der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im Landkreis Waldshut neu strukturiert werden. Schon mit dem Fahrplanwechsel im Dezember und dann in den folgenden Jahren soll es erste Neuerungen geben, die die Nutzung von Bus und Bahn attraktiver machen sollen.
Der Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Nahverkehr, Lothar Probst, erläuterte jüngst in der Sitzung des Ausschuss für Technik, Umwelt und Verkehr des Kreistages die derzeitige Situation.
Wie haben sich die Fahrgastzahlen entwickelt?
Laut Probst gingen die Fahrgastzahlen im ÖPNV im Jahr 2020 um zwölf Prozent im Vergleich zu 2019 zurück. Der Rückgang bei den Einzelfahrausweisen betrug sogar 32,5 Prozent, was zum großen Teil auf die Corona-Beschränkungen und die Tatsache, dass viele Menschen im Homeoffice gearbeitet haben, zurückzuführen war. Eine Herausforderung sei nun die Gewinnung von mehr Fahrgästen im Jahr 2022. Gelingen soll dies unter anderem mit einem neuen Fahrplanangebot für Bus und Bahn.

Was ändert sich auf der Hochrheinstrecke?
Auf der Hochrheinstrecke soll zum Fahrplanwechsel im Dezember bis zur Fertigstellung der Elektrifizierung – voraussichtlich 2027 – ein Übergangskonzept greifen: Die Züge von und nach Friedrichshafen verkehren dann „mit komfortablen Doppelstockwagen“. Zudem sollen zusätzliche Verbindungen im Spätverkehr angeboten werden. „Das Konzept ist ein großer Erfolg, den wir erreicht haben und es wird zu steigenden Fahrgastzahlen führen“, sagte Landrat Martin Kistler.
Wie soll das Angebot im Busverkehr verbessert werden?
Beim Angebot im Busverkehr soll ab Dezember eine bessere Taktung greifen. Taktlücken zwischen Waldshut und St. Blasien sollen geschlossen werden. „Wir haben den gesamten Landkreis überarbeitet“, erläuterte Lothar Probst. Durch die Reform der Tarifstruktur war nach Informationen von Probst eine Tarifanpassung nötig. Es sei aber auch ein Zusatznutzen generiert worden. Ein Beispiel: Im Rahmen des Schüler-Abos kann künftig an Wochenenden ein Elternteil kostenlos mitfahren: „Das ist einmalig in Baden-Württemberg“, sagte der Amtsleiter. Mehr über den WTV und die neuen Tarife können Sie auf der Homepage erfahren..
Gibt es auch Kritik?
Teilweise auf Kritik stieß der Standort der neuen Mobilitätsagentur in St. Blasien, die sich im Haus des Gastes befindet und im Dezember an den Start gehen soll. Einige Räte hätten den Standort im Gebäude der SBG am Busbahnhof besser gefunden.
Welche weiteren Ideen gibt es?
In der Sitzung des Ausschusses wurde neben alternativen Antriebsformen auch das Thema Linienbedarfsverkehr angeschnitten. Hierzu zählt zum Beispiel der sogenannte Rufbus ohne feste Linienwege. Solche Möglichkeiten sollen geprüft werden. Denkbar sei auch ein Mobilitätsverbund, das heißt, eine Vernetzung verschiedener Mobilitätsstufen wie etwa Taxi, Car- und Bike-Sharing.
Artikel rund um die Hochrheinbahn:
- Alle Infos über Zeit- und Kostenplan der Elektrifizierung erfahren Sie hier.
- Fahrgastzahlen: Das Fahrgastaufkommen geht im Corona-Jahr 2020 bei den Interregio-Verbindungen am Hochrhein gegenüber dem Vorjahr um 41 Prozent zurück. In die Regionalbahnen steigen 27 Prozent weniger Passagiere ein.
- Diese Frau sorgt dafür, dass die Züge rollen: Peggy Bretfeld ist Diplom-Ingenieurin und bei der DB Netz AG für den Ausbau der Bahnstrecken zwischen Baden-Baden und dem Bodensee zuständig. In den nächsten zehn Jahren betreut die zweifache Mutter Projekte mit einem finanziellen Volumen von drei Milliarden Euro.
- Hochrheinbahn, Autobahn 98, die zweite Rheinbrücke bei Waldshut und die Ortsumfahrung Oberlauchringen: Mehrere große Verkehrsprojekte sollen die Infrastruktur in unserer Region verbessern. Doch was hat sich im Corona-Jahr 2020 bei den Projekten getan und wie soll es 2021 weitergehen? Ein Überblick.
- Der Ausbau der Hochrheinbahn nimmt eine weitere wichtige Hürde.
- Volle Bahnsteige, überfüllte Züge: Im Schüler- und Berufsverkehr kommt es oft zu Engpässen. Was tun Land und Bahn?
- Wann werden die Züge auf der Hochrheinbahn elektrisch fahren: schon 2025 oder erst 2027?