Endlich sinken die Corona-Zahlen auch im Kreis Waldshut. Nachdem die Zahl der Neuinfektionen wochenlang entgegen dem regionalen Trend stagnierte und sich bei einer Inzidenz von über 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner eingependelt hatte, bröckelten die Zahlen in den vergangenen Tagen rapide. Innerhalb einer Woche halbierte sich die Zahl der Neuinfektionen.
Mit einer Inzidenz von 60,2 (Stand Montag, 15. Februar) liegt der Kreis nun auf dem Niveau von Ende Oktober und nur noch knapp über der wichtigen 50er-Marke. Wird dieser Wert an drei aufeinanderfolgenden Tagen unterschritten, tritt die Allgemeinverfügung des Landkreises außer Kraft, die unter anderem die nächtliche Ausgangssperre regelt. Nur noch ganz knapp über dem Wert liegt der Landkreis Lörrach (53,3). Beide Landkreise liegen allerdings noch über dem Landesschnitt.

Durchweg sinkende Inzidenzwerte melden in diesen Tagen auch die Schweizer Grenzkantone: Baselland mit 83, Stadt Basel mit 60,4 und der Kanton Aargau mit 76 weisen die niedrigsten Werte seit Mitte Oktober auf. Der Kanton Schaffhausen befindet sich mit 35 ebenfalls auf sehr niedrigem Niveau.

Wie ist die Entwicklung bei den Mutationen?
Noch immer sind die Daten der Gesundheitsämter und -departements sehr lückenhaft. Nicht alle Landkreise und Kantone veröffentlichen regelmäßig Zahlen zur Häufigkeit des Auftretens der Mutationen. Es wird bei weitem nicht jede positive Probe darauf untersucht, ob sie möglicherweise auf eine der gefährlichen Virusvarianten zurückgeht. Hierzu gilt ein nachgewiesener Kontakt zu einem bestätigten Fall als Voraussetzung für eine weitere Laboruntersuchung – deren Ergebnis aber auch mit einiger zeitlicher Verzögerung bekannt wird. Die folgenden Zahlen lassen sich deshalb nur mit Vorsicht einordnen.
Im Landkreis Waldshut sind bislang (Stand: Montag, 15. Februar) 78 Fälle nachgewiesen, die auf Mutationen zurückgehen, im Landkreis Lörrach sind es 84. In den meisten Fällen konnte die britische Variante identifiziert werden. In beiden Landkreisen haben sich die Zahlen innerhalb von etwa zehn Tagen verdoppelt. Belastbar sind diese Zahlen aufgrund der noch zu geringen Datenmenge aber nicht.

Ein etwas klareres Bild zeigen die Zahlen des Kantons Aargau, wo inzwischen über 350 Fälle nachweislich auf Mutationen zurückgehen. Warum diese Virusvarianten in den nächsten Wochen gefährlich werden könnten, zeigt die grafische Aufarbeitung der Fallzahlen: Im zeitlichen Verlauf zeigen sie nämlich deutlich eine exponentielle Kurve – wobei das aktuelle Abflachen der Kurve aufgrund der verzögerten Laborergebnisse noch nicht das endgültige Bild zeigt.
Wenn die gefährlichen Mutationen zunehmen, warum sinken dann die Gesamtzahlen?
Auch wenn es auf den ersten Blick paradox klingt, es ist kein Widerspruch, sondern leicht erklärbar: Zwar wurden im Kanton Aargau schon 368 Fälle von Virusvarianten nachgewiesen – im Vergleich zur Gesamtzahl der Fälle ist diese Zahl (noch) verschwindend gering. Der Anteil liegt aktuell bei 5,3 Prozent, steigert sich aber stetig. Die Zahl der Fälle ohne Mutationshintergrund nehmen derzeit deutlicher ab, als die Fälle mit Mutationen zunehmen. Statistiker sprechen deshalb von einer „versteckten exponentiellen Kurve“, die allerdings nicht weniger bedrohlich ist.

Setzt sich die Entwicklung in den nächsten Wochen fort, wird sich der Anteil der Virusvarianten weiter erhöhen und die herkömmlichen Varianten nach und nach verdrängen. Wird der bislang „versteckte“ Anteil sichtbar, könnte es schon zu spät sein. Die Befürchtung: Die Gesamtzahl der Neuinfektionen wird zunächst stagnieren, um dann umso deutlicher zu explodieren.
Deutlich mehr Quarantäne-Fälle in Basel
Das Beispiel aus dem Kanton Aargau ist nicht repräsentativ für andere Regionen. Die Tests und die daraus resultierenden Daten sind dafür noch zu lückenhaft. Allerdings zeigt das Beispiel Aargau eine durchaus ernstzunehmende Entwicklung auf. Dass auch andere Kantone die Virusmutationen ernst nehmen, zeigt ein anderes Beispiel aus der Stadt Basel, wo die Inzidenz nun bei 60 liegt – dem niedrigsten Stand seit Mitte Oktober.
Trotz dieser erfreulich stark sinkenden Zahlen zeigen die Corona-Statistiken eine besondere Auffälligkeit: Die Zahl der Kontaktpersonen, die sich in Quarantäne begeben mussten, verdreifachte sich in der vergangenen Woche auf fast 1700. Der Grund: Bei Auftreten der gefährlicheren Virusvarianten gelten verschärfte Quarantäne-Regeln. Um ein Ausbreiten zu verhindern, verordnen die Behörden längere Quarantänezeiten, die auch für deutlich mehr potentielle Kontaktpersonen gilt.