Denn das Juli-Hochwasser hat den Zeitplan der Sanierungsarbeiten im und am Wehrabecken erheblich durcheinandergewirbelt. „Wir liegen bei einigen Arbeiten aktuell mehrere Wochen hinter dem Zeitplan“, erklärt der stellvertretende Projektleiter der Schluchseewerk AG Tobias Gebler beim Ortstermin mit dem SÜDKURIER. „Obwohl einige Schlechtwetterphasen eingeplant waren, ist unser Puffer schon verbraucht“. Mit zusätzlicher Wochenendarbeit und möglicherweise auch einer Einführung eines Zweischichtbetriebs soll die verlorene Zeit nun wieder aufgeholt werden. Denn eine Verlängerung der Baumaßnahme, die bis Herbst abschlossen sein soll, ist nicht möglich. Im September soll das Becken auf jeden Fall wieder befüllt werden.

Hier verschwindet die Wehra im Durchflussbauwerk.
Hier verschwindet die Wehra im Durchflussbauwerk. | Bild: Obermeyer, Justus

Das extreme Hochwasser Mitte Juli hatte das Schluchseewerk vor eine große Herausforderung gestellt. Mit 36 Kubikmeter pro Sekunde führte die Wehra in der Spitze soviel Wasser wie in den vergangenen 15 Jahren nicht. Normalerweise sind es maximal 14 Kubikmeter pro Sekunde. „Es gibt glücklicherweise gute Prognosemöglichkeiten der Hochwasservorhersagezentrale, dadurch waren wir vorgewarnt und unsere Sicherheitsmechanismen haben gegriffen“, so Gebler. So entschied sich der Projektleiter vor der ersten großen Hochwasserwelle, ein Gerüst im Durchflussbauwerk abzubauen, um dem Wasser kein unnötiges Hindernis in den Weg zu stellen. Denn angespülte Äste und anderes Treibgut hätte nicht nur Schäden an der Baustelleneinrichtung angerichtet, sondern auch zu einem unerwünschten Rückstau des Wassers ins leere Becken geführt.

Der Zahn der Zeit nagt auch unter Wasser: Eine verrostete Leitplanke.
Der Zahn der Zeit nagt auch unter Wasser: Eine verrostete Leitplanke. | Bild: Obermeyer, Justus

Gleichzeitig wurden dort einige provisorisch angelegte Dämme verstärkt und die Wasserhaltung im Becken optimiert. Das Becken blieb rund um die Uhr überwacht, um im Schadensfall schnell eingreifen zu können. Dadurch blieb die Baustelle von größeren Hochwasserschäden verschont. Bedingt durch den hohen Wasserstand wurden wieder Sedimente aus dem Uferbereich in die Wehra eingespült. „Allerdings kam das Wasser schon mit Sedimenten und Schmutz angereichert bei uns im Becken an“, erklärt Gebler. Zu erkennen war das an der brauntrüben Färbung. Schon beim Ablassen des Wassers aus dem Becken hatten sich Angler und Umweltschützer Sorgen über die ausgespülten Sedimente gemacht.

Rechts derVerbindungsstollen zum Hornbergbecken.
Rechts derVerbindungsstollen zum Hornbergbecken. | Bild: Obermeyer, Justus

Auch wenn der Zeitdruck für das Schluchseewerk nun größer geworden ist, weder am Zeitplan noch am Umfang oder an Qualität der vorgesehenen Arbeiten wird das Unternehmen Abstriche machen. „Mit der Sanierung machen wir das Wehrabecken fit für die nächsten 40 bis 50 Jahre. Wir können da nichts weglassen oder aufschieben“, meint Gebler, der nun auf eine trockenere Phase hofft. „Wir hatten in diesem Jahr schon außergewöhnlich viele Regentage.“

Blick auf die Jahrhundertbaustelle: Links das Durchflussbauwerk, durch das die Wehra geleitet wird. Vorne der mächtige Damm.
Blick auf die Jahrhundertbaustelle: Links das Durchflussbauwerk, durch das die Wehra geleitet wird. Vorne der mächtige Damm. | Bild: Obermeyer, Justus

Am Staudamm beginnen derweil die Vorbereitungen zum Aufbringen einer neuen Deckschicht. Auf einer etwa 300 Quadratmeter großen Probefläche wurden Material und Prozedur bereits getestet. Anschließend wurden Testbohrungen durchgeführt und die Bohrkerne labortechnisch untersucht. Damit lässt sich feststellen, welches Material und mit welchem Verfahren aufgebraucht werden muss, um das optimale Ergebnis zu erzielen.

Der nördliche Teil des Wehrabeckens ist zwischenzeitlich bewachsen.
Der nördliche Teil des Wehrabeckens ist zwischenzeitlich bewachsen. | Bild: Obermeyer, Justus

Die Aufnahmen entstanden übrigens mit Erlaubnis der Schluchseewerk AG – denn über der Baustelle herrscht aus Sicherheitsgründen für private Drohnen absolutes Flugverbot. Auch eine Besichtigung der Baustelle ist nur mit Abstand möglich – von einem eigens eingerichteten Aussichtspunkt.

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