Das St. Josef Altenpflegeheim und Betreutes Wohnen im Tiengener Seilerbergweg schließt zum Jahresende. Ab sofort ist Aufnahmestopp. Für 38 Heimbewohner müssen neue Plätze gesucht und gefunden werden. Für acht Personen neue Unterbringungen im Betreuten Wohnen.

Das Heim ist in Trägerschaft der Katholischen Kirchengemeinde Mittlerer Hochrhein St. Verena. „Die Schließung ist für uns eine außerordentlich schmerzliche Entscheidung, die mir und der gesamten Kirchengemeinde sehr weh tut, gerade weil wir als kirchlicher Träger dem Menschen verpflichtet sind, aber wir können die geforderten Rahmenbedingungen nicht mehr erfüllen“, sagte Pfarrer Ulrich Sickinger im Rahmen eines Mediengesprächs im Tiengener Pfarrzentrum.

Nicht finanzielle Gründe seien bei der Entscheidung für die Schließung ausschlaggebend gewesen, sondern vom Gesetzgeber geforderte bauliche und personelle Vorgaben. Ein Umbau des Heims gemäß den baulichen Vorgaben – Einzelzimmer sind hierbei ein Kernpunkt – ist seitens der Kirchengemeinde nach Überprüfungen durch Experten ausgeschlossen worden.

Ein Neubau wurde daraufhin angestrebt. Angesichts der gesetzlichen Vorgaben, hat laut Sickinger, die Erzdiözese Freiburg signalisiert, dass sie einem Neubau unter Trägerschaft der Kirchengemeinde nicht zustimmt. Die intensive Suche nach einem anderen Betreiber sei erfolglos geblieben.

Der Gebäudekomplex in oberhalb der Tiengener Altstadt: Der hier untergebrachte Kindergarten St. Josef zieht bald in einen Neubau um, das ...
Der Gebäudekomplex in oberhalb der Tiengener Altstadt: Der hier untergebrachte Kindergarten St. Josef zieht bald in einen Neubau um, das Altenpflegeheim und das betreute Wohnen St.Josef werden geschlossen. | Bild: Ursula Freudig

So geht es für Bewohner und Angehörige weiter

Die Kirchengemeinde wird nach Aussage Sickingers, jetzt in Zusammenarbeit mit der Caritas und dem Landkreis alles ihr Mögliche tun, um für die Bewohner, ihre Angehörigen und die rund 50 Mitarbeiter gute Lösungen zu finden.

Persönliche Gespräche mit allen Betroffenen würden geführt werden. „Wir lassen niemanden alleine“, verspricht Pfarrer Sickinger.

Pfarrer Ulrich Sickinger
Pfarrer Ulrich Sickinger | Bild: Ursula Freudig

Die als Hauptgrund für die Schließung genannten personellen Vorgaben beziehen sich auf vorgeschriebene Personalschlüssel, die angesichts fehlender Pflegefachkräfte immer schwieriger zu erfüllen wären. Laut Stiftungsrat kommt es bereits jetzt aufgrund Personalmangels nicht nur im Josef-Haus, sondern auch in anderen Pflegeheimen des Landkreises, zu Einschränkungen.

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Die Finanzierung des Neubaus, der voraussichtlich über zehn Millionen kosten würde, sei nur durch hohe Kreditaufnahmen möglich und vor der unsicheren Personallage nicht vertretbar. „Nur ein auf Dauer mit mindestens 96 Prozent ausgelastetes Pflegeheim kann einen Neubau finanzieren“, sagte Pfarrer Ulrich Sickinger.

Neben ihm, waren bei dem Mediengespräch mit Axel Völkle, Ulrika Schirmayer und Peter Bachmann weitere Mitglieder des Pfarrgemeinde- und Stiftungsrats der Kirchengemeinde St. Verena anwesend, ebenso die Stadträtinnen Claudia Hecht (SPD) und Claudia Linke (Grüne) sowie Oberbürgermeister Martin Gruner.

Dieser wies auf die große Tragweite des Fachkräftemangels hin: „Wir haben an vielen Stellen schlichtweg kein Personal, das ist sehr bitter, der Fachkräftemangel ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, wir allein können es nicht lösen.“

Das sagt die CDU zur Schließung

Die Redaktion erreichte folgende Aussage von Nathalie Rindt (CDU Tiengen) und Philipp Studinger (CDU Waldshut und Pressesprecher des CDU-Kreisverbandes Waldshut-Tiengen): „Die Nachricht von der Schließung trifft uns sehr. Unser Ziel war es, dass ein Neubau in Tiengen entsteht. Die Schließung schmerzt und führt vor Augen, wie sehr das Thema Pflege brennt.

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Wir fühlen mit den betroffenen Bewohnern, den Angehörigen und dem Personal. Heute schauen sie in eine ungewisse Zukunft. Jetzt muss die Katholische Kirche als Träger die Bewohner und Angehörige unterstützen, damit sie die bestmögliche Pflege finden. Auch das Personal muss in der Region gehalten werden. Es braucht einen engen Dialog mit Landkreis und anderen Pflegeeinrichtungen in der Region.“

Was passiert mit dem Kindergarten?

Der ebenfalls in dem Gebäudekomplex untergebrachte Kindergarten St. Josef zieht voraussichtlich an Pfingsten in die Breitenfelder Straße auf das Gelände der dortigen Johann Peter Hebel Schule und bleibt in Trägerschaft der Katholischen Kirchengemeinde.

Weitere Information zum Pflegeheim allgemein unter www.pflegeheim-tiengen.de und zu seiner Schließung zum Jahresende unter www.st-verena.de

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