Lotta schleckt über die Hand von Mariliese Gruoner. Die 80-Jährige genießt es, sie lächelt, greift ins Fell der Hündin und beginnt mit ihr zu reden. „Ich freue mich über jeden Hund, den ich sehe“, sagt die Seniorin. „Mein Mann war Hundetrainer bei der Polizei, der hat oft Hunde nach Hause mitgebracht“, erzählt sie. Seit zwei Jahren lebt sie im Pflegeheim „Sonnengarten“ in Wutöschingen.

Ein Hund als Zugabe
Lotta ist ein rumänischer Straßenhund. Die Hündin aus dem Tierheim gehört Ursula Rüdt. Sie arbeitet als Betreuerin im Pflegeheim. Wenn Sie zur Arbeit kommt, bringt sie Lotta mit.
„Sie ist eine Zugabe“, sagt Rüdt.

Sie hegt und pflegt Lotta, seit sie acht Monate alt ist. Welche Rassen alle in ihr vertreten sind, kann sie nicht sagen, Australian Shepherd sei auf jeden Fall dabei. Doch nicht nur der Hund ist gern gesehener Gast: Hin und wieder brachte Rüdt sogar einen Ziegenbock von zu Hause mit ins Pflegeheim. Der konnte dann im Innenhof grasen.
Enten im Garten
Lotta ist nicht das einzige Tier auf dem Areal des Pflegeheims. In einem Gehege im Hof wohnen zwei Enten. Erpel Hänsel und Weibchen Schneeweißchen. Sie beleben den Garten und sorgen auch für Bewegung, erklärt Heimleiterin Meier. „Allein um zu sehen, wie es ihnen geht, animieren Sie schon dazu, sich zu bewegen“, schildert Bewohnerin Gruoner.

Tiere können Trost spenden
„Tiere tragen auf vielfältige Weise zum Wohlbefinden der Bewohner bei. Ihre Anwesenheit kann Trost spenden, die soziale Interaktion fördern und sogar therapeutische Effekte haben“, beschreibt Anna Offermann-de Boor, Leiterin des Heim am Vitibuck in Tiengen.

Am Vitibuck ist Butch unterwegs. Er ist die englische Bulldogge von Pflegedienstleiterin Nicole Quilitzsch. Seit fünf Jahren bringt sie ihn regelmäßig mit zur Arbeit. Meist ist er bei ihr im Büro, erzählt Offermann-de Boor, doch wenn Quilitsch ihre Gänge macht, kommt er mit. „Er ist ein gemütlicher Hund, der sich überall einmischt“, beschreibt ihn die Heimleiterin – „auch beim Schachspielen“.

Tiere wecken Erinnerungen ans Lebendigsein
Im Verhältnis zu Tieren geht es um die elementaren Kategorien: „Es ist das Lebendige – Hunde und Kinder beleben die Bewohner“, schildert Martina Meier, Heimleiterin in Wutöschingen, was an Tieren so fasziniert. Ihre Vitalität übertrage sich. „Wenn man krank wird, wird die Welt klein – da ist es schön, wieder Fell zu spüren“, beschreibt Meier die Lebensrealität der Heimbewohner.
Es muss klar sein, wer sich kümmert
Tiere sind grundsätzlich in Pflegeheimen erlaubt. Katzen, Vögel und Kaninchen haben schon im „Sonnengarten“ gelebt, sagt Meier. „Es muss nur klar sein, wer die Tiere pflegt, dann ist das eine tolle Sache“, meint die Heimleiterin. Um einziehen zu können, müssen sie gemeldet sein. „Die Versorgung muss sichergestellt sein“, ergänzt Meier. Darum müssten sich die Bewohner selbst kümmern. Das würde die Kapazitäten des Pflegepersonals übersteigen.
Wenn ein Bewohner Ängste im Kontakt mit Tieren empfindet, wird entsprechend reagiert. „Dann wissen wir das und weichen aus oder geben Bescheid, wenn wir wissen, dass beispielsweise Besuch mit Hund kommt“, sagt Vitibuck-Leitung Offermann-de Boor.