Es wird wohl nur wenige Menschen geben, die eine Birke nicht sofort an ihren weißen Rindenpartien und ihrer frischgrünen Laubkrone erkennen. Weit schwieriger ist die Unterscheidung zwischen der Moor- und der wesentlich weiter verbreiteten Sandbirke. Die Moor-Birke ist vom Kuratorium „Baum des Jahres“ zum Baum des Jahres 2023 ausgezeichnet worden. Zu finden ist sie auch auf dem Dachsberg.

Moor-Birke ist im Kreis Waldshut eher selten

Ihr Erhalt steht exemplarisch für das Ziel, mithilfe von intakten Ökosystemen, wie beispielsweise Mooren, das Klima zu schützen und dem Artensterben entgegenzuwirken. Tatsächlich ist die Moor-Birke in der Gemeinde Dachsberg zu finden, beispielsweise im Naturschutzgebiet „Horbacher Moor“, im Tannenholzmoor nördlich Wolpadingen und in „Rüttewies Scheibenrain“, weiß Revierförster Stefan Mayer.

Ihre Stärke liegt unter anderem in der ungewöhnlich hohen Kältetoleranz. Sie ist jedoch ein Flachwurzler und kann sich nur schlecht an Veränderungen der Bodenwasserverhältnisse anpassen. Die Moor-Birke besitzt die typischen Merkmale eines Pionierbaumes, das bedeutet, sie kann rohe, baumfreie Böden schnell besiedeln, blüht bereits im Alter von fünf bis zehn Jahren und wird nicht sehr alt, so dass sie den Boden bereiten kann für das Heranwachsen weiterer Arten. Ihren Verbreitungsschwerpunkt bilden Feuchtstandorte, wo sie für eine reichhaltige Biodiversität sorgt. Es gibt auf Moorbirken spezialisierte Käfer-, Zikaden-, Wanzen-, Wespen- und Schmetterlingsarten, und auch mehrere Birkenpilz- und Täublingarten wachsen gern in Symbiose mit der Moorbirke.

Moor-Birke ist ein Nischenbewohner

„Die Moor-Birke ist als Nischenbewohner im forstlichen Alltag kaum relevant“, erklärt Dachsbergs Revierförster Stefan Mayer, zumal der Käfer nach wie vor den Arbeitsalltag im Wald beherrsche. Aber natürlich sei jede Art, die zur Vielfalt des Waldes beitrage, eine Bereicherung und ihr ökologischer Wert unbestritten, denn Artenreichtum bedeute zugleich auch Stabilität für den Wald und sei daher immer positiv, auch im Blick auf die Bewirtschaftung. In diesem Sinne werde die Moorbirke, wo sie zu finden sei, selbstverständlich geschützt und gefördert.

Moore, so Mayer, würden ohnehin sensibel bewirtschaftet und die hier in der Gegend vorherrschende Struktur von kleinteiligen Privatwaldbesitzern versuche er nach Möglichkeit in diesem Sinne aufzuklären und zu beraten. Über 90 Prozent der ursprünglichen Moorflächen in Deutschland sind bereits entwässert, vor allem um land- wirtschaftlich nutzbare Flächen zu gewinnen.

Das Trockenlegen der Moore bedeutet aber nicht nur einen enormen Verlust an Biodiversität, sondern auch eine erhebliche Beschleunigung der Klimaveränderung durch die damit verbundene Freisetzung von Treibhausgasen, erläutert der Revierförster. Seit dem Jahr 2021 gibt es daher nun eine nationale Moorschutzstrategie der Bundesregierung.

Da die gerade begonnene Forcierung der Moorrenaturierungen auch zu nasseren Standorten in unmittelbar angrenzenden Wäldern führen wird, bietet sich eine gute Chance für die Integration der Moor-Birke in eine auch ökonomisch interessante, naturnahe Bewirtschaftung feuchter Waldstandorte – beispielsweise in Mischung mit anderen, an Feuchtstandorte adaptierten Laubbaumarten. Auch im Mischwald kann sie zur Verbesserung des Binnenklimas und der Bodenfruchtbarkeit beitragen, sagt Mayer.

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