Der Bioabfall aus den braunen Tonnen im Landkreis Waldshut wird auch künftig zum Kompostieren nach Singen transportiert. Der Waldshuter Kreistag entschied sich mit großer Mehrheit gegen die Pläne von 2020, die Bioabfälle in einer gemeinsamen Anlage mit dem Landkreis Lörrach auf der Kreisdeponie Lachengraben regional zu verwerten.
Der Grund: Bau und Betrieb einer Bioabfallvergärungsanlage bei Wehr kämen den Eigenbetrieb des Landkreises und somit den Gebührenzahler deutlich teurer.
Die Vorgeschichte
Die Vorplanung eines Fachbüros hatte zunächst ergeben, dass eine Bioabfallverwertung am Lachengraben, nahe der gemeinsamen Landkreisgrenze, wirtschaftlich möglich wäre.

Im Sommer 2023 schrieb der Kreis das Projekt europaweit aus – erstens ein Hauptangebot für den Bau und Betrieb einer Bioabfallvergärungsanlage bei Wehr ab 2027 für 20 Jahre; alternativ eine Offerte für den Umschlag, Transport und die Verwertung der Bioabfälle in einer oder mehreren bestehenden Anlagen, ebenfalls für den gleichen Zeitraum.
Der Schritt zur aktuellen Entscheidung
Von 13 interessierten Unternehmen wurden drei zur Abgabe eines ersten Angebotes aufgefordert. Am Ende kam für beide Ansätze je ein Angebot zurück, beide wurden in Verhandlungen nachgebessert. Nach der Auswertung lag das Alternativangebot (Transport zu Anlagen im Umland statt Neubau im Lachengraben) mit 42:32 Punkten deutlich vorn.
Beide Landkreise Lörrach und Waldshut zusammen müssten für eine eigene Anlage von 2027 bis 2046 mit 117 Millionen Euro (netto) rechnen, bei der Verwertung der Abfälle in der Nachbarschaft dagegen nur 81 Millionen, von denen 30 Millionen auf den Kreis Waldshut entfallen dürften.

Die Verwaltung empfahl den Waldshuter Kreisräten folglich die Annahme des Alternativangebotes. Der Partner bei der Verwertung von biologischen Abfällen wird wohl derselbe bleiben wie bisher: Bieter sind die Gesellschaften Hegau und Freiburg des Abfallspezialisten Reterra, auf dessen Anlage in Singen auch bisher die Bio- und Grünabfälle aus dem Kreis Waldshut landen.
Diese Gründe sprechen gegen eigene Anlage
Dass der Traum von einer eigenen Anlage am Hochrhein platzte, liegt laut Leistungsanbieter an höheren Betriebs- und Baukosten einer Vergärungsanlage als vorgegeben. Und an der Entwicklung der Erdgaspreise, die seit der Vorplanung bis zur Angebotserstellung deutlich gesunken waren. Folglich verlor das mit den Abfällen erzeugte Biogas an Markt-wert für die Einnahmen-Seite.
Dennoch sieht Landrat Martin Kistler mit dem aufwendigen Verfahren ein wesentliches Ziel erreicht.
„Aufgrund der hervorragenden Kooperation der Landkreise Lörrach und Waldshut können wir den Zuschlag für die Verwertung der Bioabfälle beider Kreise auf ein wirtschaftliches Angebot erteilen. Inhalt und Verfahren der gewählten Ausschreibung haben sich für unsere Bürgerinnen und Bürger also ausgezahlt“, wird der Landrat in einer Mitteilung des Landratsamtes zitiert.
Auch wenn sich der Landkreis erhofft habe, „eine Neuanlage in der Mitte unserer beiden Landkreise zu bekommen, die eine noch stärker regionale Verwertung ermöglicht hätte.