Es war ein Treffen mit deutlichen Worten, von dem aber auch positive Signale ausgehen sollen – darin waren sich die zehn Teilnehmer des Termins im Landratsamt einig. Am Freitag haben drei Vertreter des Freundeskreises Krankenhaus Loreto Stühlingen Landrat Martin Kistler einen Ordner mit knapp 5000 Unterschriften gegen die Schließung des Stühlinger Krankenhauses übergeben.
Die Schließung des Krankenhauses können sie jetzt zwar nicht mehr verhindern, gleichwohl wollen sie sich jetzt für Weiterführung der medizinischen Grundversorgung einsetzen. Zur Erinnerung: Am 8. Juni hat der Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) verkündet, die stationäre Versorgung in Stühlingen zum 31. Juli einzustellen.

Wie geht es jetzt weiter?
„Wir haben aus meiner Sicht unverzüglich gehandelt, in dem wir die organisatorischen Strukturen schaffen, dass das Klinikum Hochrhein die Medicum Stühlingen GmbH gründen kann“, sagte Landrat Martin Kistler. Über diesen Schritt soll am Donnerstag, 30. Juni, der Waldshuter Kreistag in einer Sondersitzung entscheiden.
Geplant ist, auf der Basis des jetzigen MVZ Stühlingen ein Primärversorgungszentrum zu schaffen, dass die Gesundheitsversorgung im östlichen Landkreis abdeckt. „Der Betreib des MVZ über eine Tochter-GmbH der Klinikum Hochrhein GmbH bietet strukturelle sowie organisatorische Vorteile. Die bereits bestehenden Verwaltungsstrukturen des bestehenden MVZ können genutzt und so Synegerien gehoben werden“, heißt es in der Sitzungsvorlage der Kreistagssitzung.
Freundeskreis sammelt 5000 Unterschriften
Susann Bächle, Vorsitzende des Freundeskreises Krankenhaus Loreto, gab sich bei der Übergabe der Unterschriften kämpferisch und forderte eine schnelle Lösung für die medizinische Grundversorgung. „Rund 5000 Bürger haben gegen die Schließung unterschrieben. Es sind rund 5000 Bürger, die sich Sorgen um die medizinische Grundversorgung machen und die jetzt etwas aufgeben müssen, was sie gewohnt waren“, sagte sie.

Gleichwohl räumte sie ein, dass es nicht einfach gewesen sei, einen Adressaten für die Übergabe der Online-Petition zu finden. Das Loreto Krankenhaus wird seit 2012 vom Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz betreiben. Der GLKN will nach der Schließung des Krankenhauses das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) so lange weiterbetreiben, bis es von der Klinikum Hochrhein GmbH übernommen werden kann.
Sorge, dass sich Mitarbeiter anderweitig orientieren
„Jetzt, wo wir den Termin kennen, haben wir noch keine Strukturen, um die Gesundheitsversorgung aufrecht zu erhalten“, äußerte Bächle die Befürchtung einer Hängepartie, durch die möglicherweise Mitarbeiter verloren gehen könnten. „Bitte handeln Sie sofort“, appellierte die Vorsitzende daher an Landrat Martin Kistler. Dem Freundeskreis sei es wichtig, dass schon jetzt geklärt werden, wie es mit der Nutzung der Immobilie und der Infrastruktur im Haus weitergeht.
Eine Zusage habe der Landkreis aus Konstanz, dass die Räume des Krankenhauses weiter genutzt werden dürfen. Zudem habe es mehrere Gespräche mit den Mitarbeitern gegeben. „Wir wollen allen eine Perspektive geben. Das haben wir deutlich gemacht. Wie wollen ein Signal geben, dass uns die Versorgung nicht egal ist“, so Kistler. Jetzt sei es wichtig, dass es nahtlos weiter gehe. Bis der Landkreis Waldshut das MVZ übernehmen kann, werde es vom GLKN weiterbetrieben.

Die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller dankte dem Freundeskreis für das Engagement für die Bevölkerung. Sie sprach stellvertretend für die weiteren Bundes- und Landtagsabgeordneten, die bei dem Termin verhindert waren. Die Ergebnisse des Strukturgutachtens seien erwartbar gewesen, gleichwohl seien sie auch ein Schock gewesen.
Neben dem künftigen Zentralkrankenhaus in Albbruck und dem Gesundheitscampus in Bad Säckingen brauche es im östlichen Teil des Landkreises jetzt eine Gesundheitsversorgung für die ländliche Bevölkerung. Ein Schritt sei mit dem Antrag für das neue Landesförderungsprogramm im Mai getan worden, ein weiterer werde die Gründung der Medicum Stühlingen GmbH sein.
Das sagen Vertreter der Fraktionen im Waldshuter Kreistag
Susann Bächle appellierte bei dem Treffen immer wieder daran, nun tätig zu werden – vor allem mit Blick auf die Mitarbeiter und die Gefahr, dass sie in die nahegelegene Schweiz abwandern könnten. „Wir hoffen, dass die 5000 Menschen eine akzeptable Lösung erwarten können“, so Bächle. Landrat Martin Kistler und Sabine Hartmann-Müller wiederum machten deutlich, dass der Schritt in Richtung Versorgungszentrum auch Zeit brauche. „Wir wollen diesen Standort auf jeden Fall halten. Wie sich das ausgestalten wird, dafür bedarf es noch Zeit“, so Hartmann-Müller.
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