Wenn jemand 100 wird, ist er oder sie oft ruhiger als früher und überlässt das Feiern den Jungen. Nicht so die Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (VSAN), die dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Wobei das Feiern bei allem Grund zur Freude und Ausgelassenheit bei der VSAN und ihren Mitgliedsvereinen nie den Sinn für das Brauchtum und die Verbundenheit mit der Geschichte aus den Augen verliert.

So wurde am 7. Januar dieses Jahres in Villingen eine Gedenktafel mit folgendem Text enthüllt: „Im ehemaligen Stiftskeller wurde auf Initiative der historischen Narrozunft Villingen am 16. November 1924 die Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte gegründet.“

Die bronzene Gründungstafel zum 100. Geburtstag der VSAN, welche am 7. Januar dieses Jahres in Villingen enthüllt wurde.
Die bronzene Gründungstafel zum 100. Geburtstag der VSAN, welche am 7. Januar dieses Jahres in Villingen enthüllt wurde. | Bild: Roland Sprich

Zwei Gründer aus dem Kreis Waldshut

Damals hieß sie noch „Gauverband badischer und württembergischer Narren“. Von den 13 Gründerzünften sind vier im Lauf der Zeit ausgetreten, während die Narro-Zunft Waldshut 1411 und die Narro Altfischerzunft Laufenburg 1386 (Baden und Schweiz) bis zum heutigen Tag ununterbrochen dazugehören.

Der Waldshuter Narro 2023 Timon Schmidt mit einigen Hansele beim Jubiläums-Narrentreffen 100 Jahre VSAN am 21. Januar 2024 in Weingarten.
Der Waldshuter Narro 2023 Timon Schmidt mit einigen Hansele beim Jubiläums-Narrentreffen 100 Jahre VSAN am 21. Januar 2024 in Weingarten. | Bild: Jon Rutschek

Die Laufenburger und Waldshuter bilden mit der Narrenzunft Bad Säckingen und der Bürger- und Narrenzunft 1503 Tiengen die Landschaft Hochrhein innerhalb der acht VSAN-Landschaften zwischen Ortenau und Allgäu, Donau und Hochrhein. Diese Zünfte sind stolze Mitglieder der VSAN, des ältesten fastnächtlichen Interessenverbands in Deutschland, der im Dezember 2014 sogar in das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO eingetragen wurde.

Er gibt noch weitere Narrenvereinigungen

Doch wer die Fasnachtslandschaft im Landkreis Waldshut anschaut, wird feststellen, dass es neben den erwähnten vier Zünften viele andere Narrenzünfte und -vereine gibt. Auch sie sind teilweise in Narrenvereinigungen organisiert und veranstalten vereinsübergreifende Narrentreffen.

9 Vereine im Verband Oberrheinischer Narrenzünfte

So fand 1937 in den Harmoniesälen in Freiburg die Gründung des Verbandes oberrheinischer Narrenzünfte (VON) statt. Er besteht aus sechs Vogteien; zwei von diesen beinhalten Narrenzünfte im Landkreis Waldshut. In der Vogtei Hochschwarzwald sind dies: Geissentäler Narrenzunft Menzenschwand, Narrenzunft Gaudi Hans St. Blasien, Narrenzunft Schniidesl Bernau, Narrenzunft Chrutschlämpe Rüßwihl, Narrenzunft Dachsberger Dachse, Narrenzunft Tannezäpfle Höchenschwand, Zunft der Galgenvögel Grafenhausen. Außerdem in der Vogtei Dreiländereck: Narrenzunft Wehr 1874 und Narrenzunft Rheinfelden/Baden.

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Bei der Gründung der VON am 7. März 1937 in Freiburg war die Narrenzunft Säckingen, sei es wegen der Feier des Fridolinsfestes, sei es wegen formaler Unstimmigkeiten nicht anwesend, aber dafür bei der Zunftmeistertagung am 19. September 1937 in Lörrach. Am 4. Und 5. Februar 1939 wurde der zweite Oberrheinische Narrentag in Säckingen ausgetragen, doch Ende 1950 trat Säckingen aus dem Verband aus und gehört heute wie oben beschrieben zur VSAN.

Sechs Zünfte in der Vereinigung hochrheinischer Narrenzünfte

Die 1964 gegründete Vereinigung hochrheinischer Narrenzünfte (VHN) hat sechs Mitgliedszünfte, von denen drei im Landkreis Waldshut liegen: die Narrenzünfte Murg, Öflingen und Todtmoos.

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Im Klettgau hatte die Narrenvereinigung Kleggau ihre Gründungsversammlung am 11. Januar 1978 im „Löwen“ in Erzingen. 27 Gruppierungen gehören ihr an: Fasnachtsverein Erzinger Rebfüdle, Geissenzunft Weizen, Guggenmusik Saustallfäger Lienä, Holderhafä-Zunft Lembach, Narrenverein Eggingen, Narrenverein Jestetten, Narrenverein Grießen, Narrenverein Kadelburger Fergen, Narrenverein Küssaberger Rebesäck, Narrenverein Rechberg, Narrenverein Reckinger Schnörri, Narrenverein Schwanenmühle Lauchringen, Narrenverein Waldlütle Eberfingen, Narrenverein Wangen, Narrenzunft Wilderer Untermettingen, Narrenzunft Altenburg, Narrenzunft Birkendorf, Narrenzunft Bohnenviertel Hohentengen, Narrenzunft Chropli Horheim, Fulefürster Bolimänkl, Narrenzunft Hungrige Stühlinger, Narrenzunft Hü-Ri Hürlingen-Riedern, Narrenzunft Räuberzunft Gündelwangen, Schlosshexen Tiengen, Spatzenzunft Schwaningen, Wutachhexen Blumberg und die Narrenzunft Münchinger Geißen.

Am 16. Januar 1981 fand im Gasthaus Witznau die Gründungsversammlung der Narrenvereinigung Schlüchttal statt, zu welcher folgende sieben Mitglieder gehören: Guggenloch-Spatzen Aichen, Wurzelsepp Berau, Güggelzunft Bettmaringen, Stampfi-Geischt Nöggenschwiel, Stiegele Chatzen Ühlingen, Narrenzunft Weilheim, Tannholzschrättele Mettenberg.

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Die Narrenvereinigung Albbruck entstand 2014 zum zweiten Albbrucker Narrentreffen und gliedert sich heute in: Haselnüss Unteralpfen, Iburger Teufelsknechte, Waldhexen Albbruck, Holzöpfel Schränzer Schachen, Guggi Bucher, Alb-Gaischter Albbruck, Chälhuddle Birndorf und Salpeterer Pressband Birkingen.

Als die VSAN vor 100 Jahren gegründet wurde, war der Anlass dafür, nach der Zwangspause durch den Ersten Weltkrieg und die politischen Wirren danach überhaupt wieder eine Fasnacht abhalten zu können. Heute sind es andere Probleme, mit denen die Narrenzünfte zu kämpfen haben und die sich besser in einer Vereinigung bewerkstelligen lassen: zunehmende Bürokratie, die neue Gema-Regelung, mehr Vorschriften und strengere Auflagen.

Fasnachtstreiben in der Waldshuter Kaiserstraße in den 1920er-Jahren, dem Gründungsjahrzehnt der VSAN.
Fasnachtstreiben in der Waldshuter Kaiserstraße in den 1920er-Jahren, dem Gründungsjahrzehnt der VSAN. | Bild: Photo Bach, Stadtarchiv Waldshut-Tiengen

Und auch in gesellschaftlichen Fragen können Narrenvereinigungen einen wertvollen Beitrag leisten. So hat die VSAN in ihrem Leitbild eine klare Meinung zur aktuellen politischen Debatte: „Verstärkt muss das Augenmerk der Brauchträger den derzeitigen Transformationsprozessen der Gesellschaft gelten, nicht zuletzt dem demographischen Wandel: Fastnacht sollte integrativ wirken und Zugang für alle bieten. Insbesondere die Einbindung von sozialen, kulturellen und ethnischen Minderheiten ist ein wichtiges Ziel.“

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