Die Energiekrise ist aktuell das beherrschende Thema. Plötzlich wird vielen klar, dass man sich zu lange bequem auf die fossilen Energieträger verlassen hat. Doch Hausbesitzer, die diese Entwicklung früh erkannten und gegengesteuert haben, sind jetzt fein raus. Einer davon ist Patrick Schlageter aus der Hotzenwaldgemeinde Herrischried.

Schlageters Haus erzeugt Energie

Der heute 32-jährige Feuerwehrkommandant der Abteilung Herrischried wohnt mit seiner Frau Julia im Ortsteil Niedergebisbach. Demnächst ist Nachwuchs angesagt. Die Familie schaut gelassen auf den kommenden Winter. Denn auf dem Dach stromt eine 20-KWp-Fotovoltaikanlage, daneben brummt eine 18-KW-Wärmepumpe. Das Haus der Schlageters erzeugt mehr Energie als es verbrauchen kann.

Bei solchen Voraussetzungen können sich Hauseigentümer auch auf fast 900 Meter über dem Meeresspiegel zurücklehnen. Patrick Schlageter, selbst gelernter Zimmermann, ist bereits früh auf den regenerativen Zug beim Hausbau aufgesprungen. Schon vor elf Jahren hat er seine Fotovoltaikanlage installiert.

Gute Südlage: Auf dem Dach produziert die 20-KWp-Photovoltaikanlage im Jahr zwischen 22.000 und 23.000 Kilowattstunden.
Gute Südlage: Auf dem Dach produziert die 20-KWp-Photovoltaikanlage im Jahr zwischen 22.000 und 23.000 Kilowattstunden. | Bild: Gerber, Andreas

„Also ganz ehrlich: Es ist doch klar, dass wir nicht ewig mit Kohle, Gas und Öl heizen können“, sagt der Hotzenwälder. 2018 hat die junge Familie dann das Haus komplett renoviert, aus- und umgebaut: Vollwärmeschutz rundum und eine modellierende Wärmepumpe statt Ölheizung.

So sieht die Heizbilanz nach drei Wintern aus

„Wir haben vor dem Umbau um die 3000 Liter Heizöl im Jahr verbraucht“, denkt Schlageter zurück. Das wären nach aktuellem Heizölpreis in der Region im Moment rund 5100 Euro fürs kommende Jahr. Mittlerweile sind seit der Inbetriebnahme des regenerativen Heizsystems drei Winter vergangen. Kann der Hausherr da eine erste Bilanz ziehen?

Die Anlage ersetzt 3000 Liter Heizöl

Die Anlage liefere auch in kalten Phasen ausreichend Heizleistung: „Und bei uns auf 870 Metern kann es schon mal bissig kalt werden im Winter“, ergänzt Schlageter. Deshalb habe er sicherheitshalber die Leistung der Wärmpumpe auch höher dimensioniert.

Die Haustechnikfirma habe ihm zwar eine 12-KW-Anlage angeboten. Er hat sich für eine größere entscheiden – wegen der härteren Winter und der Größe des Hauses mit 235 Quadratmetern. „Eine zu kleine Anlage läuft am Leistungslimit und verbraucht zu viel Strom“, sagt Patrick Schlageter, „deshalb besser ein Leistungspuffer.“

Wie funktioniert eine Luftwärmepumpe eigentlich?

Eine Luftwärmepumpe funktioniert im Prinzip wie ein Kühlschrank – nur umgekehrt. Die Wärmepumpe entzieht der Luft Wärmeenergie und macht sie für die Heizung im Innenbereich nutzbar.

Und wie kann die Anlage noch bei Minusgraden Energie gewinnen? Die Wärme entsteht durch Komprimieren der Luft. Dazu braucht es den Einsatz von elektrischem Strom. Den Ausnutzungsrad der investierten Energie zeigt die Jahresarbeitszahl (JAZ). Hat eine Anlage die JAZ 4, macht die Anlage aus 1 kWh elektrischer Energie 5 kWh Wärmeenergie. Neben Luftwärmepumpen gibt es auch Wärmepumpen, die Wärmeenergie aus dem Grundwasser oder dem Erdreich gewinnen.

Das Außengerät des Wärmepumpensystems saugt hier die Luft an. Anschließend wird die Luft mit Hilfe von Strom verdichtet, sodass Wärme ...
Das Außengerät des Wärmepumpensystems saugt hier die Luft an. Anschließend wird die Luft mit Hilfe von Strom verdichtet, sodass Wärme entsteht. Seine Anlage produziere noch bis minus 20 Grad Heizwärme, sagt der Hausbesitzer. | Bild: Gerber, Andreas

Nach den ersten drei Wintern zieht Schlageter in Herrischried folgendes Resümee: Er habe noch nie zuheizen müssen, und der Stromverbrauch der Anlage liegt nach seinen Angaben bei 2000 Kilowattstunden im Jahr.

Südlage bringt über 20.000 Kilowattstunden im Jahr

Die 20-KWp-Anlage auf dem Dach produziere pro Jahr wegen der perfekten Südausrichtung des Daches zwischen 22.000 und 23.000 Kilowattstunden im Jahr. Weil die Anlage 2011 in Betrieb ging, läuft sie aktuell noch auf Volleinspeisung ohne Eigenverbrauch.

Das heißt, Schlageter verkauft derzeit noch 100 Prozent des Stroms an den örtlichen Energieversorger, bezieht für den privaten Eigenbedarf vom Energiedienst Naturstrom. „Bei der Vergütung, die damals für 20 Jahre garantiert war, hat sich sie Anlage bereits nach zehn Jahren bezahlt gemacht“, hat Schlageter ausgerechnet.

Wie geht es für Schlageter weiter?

In neun Jahren wird der Vertrag für den Solarstrom auslaufen. Hat er da schon einen Plan? Dann müsse soviel wie möglich auf Eigenverbrauch gehen, sagt er. Bis dahin will die Familie komplett auf E-Autos umstellen und das Fotovoltaik-System mit Batteriespeichern aufrüsten. „Genaues müssen wir aber noch sehen.“

Lohnen sich Solaranlagen überhaupt noch?

Natürlich sind solche Anschaffungen nicht umsonst, so der Niedergebisbacher. Der Umweltgedanke sei das eine, „aber die Investitionen sparen uns richtig Geld“. Für die Fotovoltaikanlage hat er damals ohne Steuer 33.000 Euro bezahlt, berichtet er. „Die verdient aber schon jetzt Geld.“

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Das Wärmepumpensystem mit 18 KW Leistung hat ihn vor vier Jahren 20.000 Euro gekostet, Außengerät, Übergabeeinheit, Wärmetauscher und Warmwasserspeicher inklusive. „Wenn die Heizölpreise weiter so in den Himmel steigen, hat sich auch die schneller bezahlt gemacht als gedacht“, ist er sich sicher.

Was kosten solche Anlagen heute?

Patrick Schlageter hat zu einer Zeit investiert, als Solaranlagen noch wesentlich günstiger waren. Aktuell hat die Branche Lieferprobleme und es werden höhere Preise aufgerufen. Für eine vergleichbare Wärmepumpenanlage seien heute Preissteigerungen von 50 Prozent und mehr drin, sagen Fachfirmen.

Werner Schlachter, Chef von Schlachter Haustechnik in Willaringen, und Manfred Schäuble, Chef von Schäuble Regenerative Energiesysteme in Hottingen, sprechen von Kosten zwischen 30.000 und 35.000, sogar bis 40.000 Euro. Zudem müssten Bauherren wegen Engpässen Lieferzeiten von mindestens einem halben Jahr bis einem dreiviertel Jahr, teilweise bis zu einem Jahr, einplanen, sagen beide übereinstimmend.

Für Fotovoltaikanlagen gelte für die Lieferzeiten dasselbe, informiert Manfred Schäuble. Und die Kosten für eine 20-KWp-Anlage ohne Speichereinheiten lägen heute bei mindestens 40.000 Euro aufwärts.

Passt eine Wärmepumpe für alle?

Die beide Fachleute raten künftigen Bauherren, die ihr Haus auf regenerative System umstellen wollen, sich zuerst umfassend zu informieren. Wärmepumpen könnten ein passendes System sein – aber nicht für jedes Gebäude, schränken sie ein. Denn solche Systeme steuern den Heizkreislauf mit einer niedrige Vorlauftemperatur an (rund 35 Grad). Deshalb seien bestimmte Heizkörper nötig, idealerweise Fußbodenheizung. Wichtig sei zudem eine sehr gute Dämmung des Hauses. Denn Wärmepumpen benötigen für ihre Arbeit Strom, der gerade in den Wintermonaten aus der eigenen Fotovoltaikanlage in geringerer Menge fließe. Das müsse genau berechnet werden.

Beide raten, sich auch über andere regenerative System zu informieren. Und zudem, so Manfred Schäuble, sei die beste Energie diejenige, die wir gar nicht erst verbrauchen.

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