Im Autobahntunnel Nollinger Berg (A861) wird die Videotechnik erneuert, an der Betriebstechnik werden auch Arbeiten ausgeführt. Der Tunnel muss nicht gesperrt werden, die Bauarbeiten haben aber Auswirkungen auf den Verkehr.

Mehr als ein Drittel waren zu schnell

Durch die Baustelle wird das Tempo bereits vor dem Tunnel auf 60 Stundenkilometer gedrosselt. Am 22. Januar hat die Verkehrspolizei vor dem Tunnel einen Blitzer aufgestellt. Zwischen 9.30 und 14 Uhr sind laut der Bilanz der Polizei mehr als ein Drittel der Autofahrer an dieser Stelle zu schnell gefahren.

In viereinhalb Stunden hätten 1750 Fahrzeuge die Stelle passiert, 655 seien zu schnell gewesen. Es geht um die Fahrspur, die von der A98 in Richtung Schweiz führt.

Ein Autofahrer moniert den zu geringen Abstand

Einer, der an diesem Tag von Lörrach aus auf dem Abschnitt unterwegs war, hat sich an unsere Zeitung gewandt. Er zweifelt an der Rechtmäßigkeit. Geblitzt worden sei er nicht, sagt der Mann. Auf der Ausfahrt Richtung Rheinfelden habe Tempo 60 gegolten, etwa 200 Meter danach dann Tempo 80 und weitere 200 Meter später erneut Tempo 60. Kurz danach sei dann der Blitzer gekommen. „Die Autofahrer wurden also in eine Falle gelockt“, lautet sein Fazit. Er vermutet, dass der Abstand zwischen der letzten Geschwindigkeitsanzeige und dem Blitzer zu gering gewesen sei.

In vielen Bundesländern gelten Mindestabstände

In vielen Bundesländern sind laut dem ADAC Mindestabstände zwischen Verkehrsschildern und Blitzern festgelegt, meistens zwischen 150 und 200 Metern. Ausnahmen gebe es bei Gefahrenstellen oder Messungen vor Schulen. In Baden-Württemberg gibt es jedoch keine Vorgabe zum Abstand. Und selbst wenn es diese gäbe, könnte die Polizei in dem Fall dennoch mit der Gefahrenstelle argumentieren.

Bei der Baustelle bewegen sich laut Polizeisprecher Thomas Batzel auch Arbeiter auf der Fahrbahn. Dies sei auch der Hintergrund der Messung gewesen. Es gehe um den Sicherheitsaspekt. Deswegen seien auch weitere Messungen durchaus denkbar.

Solche Wechsel sind im Programm nicht enthalten

Laut der Autobahn GmbH werden die Arbeiten in Fahrtrichtung Süden noch bis 10. Februar dauern, in Fahrtrichtung Norden bis 3. Februar. Die Geschwindigkeit sei aufgrund der Baustelle reduziert worden, zunächst auf 80, dann auf 60 Stundenkilometer. Das geschehe durch ein digital geschaltetes Verkehrsprogramm. Der angebliche Wechsel von 60 auf 80 und dann wieder 60 sei in dem Programm nicht enthalten.

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Er sei auch nicht manuell geschaltet worden, schreibt eine Sprecherin: „Aufgrund der von uns gespeicherten Daten können wir den geschilderten Wechsel 60 – 80 – 60 Kilometer pro Stunde nicht nachvollziehen.“ Die Polizei bestätigt die Angaben der Autobahn GmbH. Pressesprecher Thomas Batzel erklärte, dass die Beamten die Strecke vor und nach der Messung abgefahren hätten.

Diesen kurzfristigen Wechsel der Tempolimits vor dem Tunnel will aber auch eine Autofahrerin beobachtet haben – einen Tag früher als der Mann und anders als er nicht in Fahrtrichtung Schweiz, sondern in Richtung Norden.

Wer zu schnell war, bekommt nun Post vom RP

Die Autofahrer, die zu schnell waren, müssen sich unabhängig von diesen Fragen auf Post des Regierungspräsidiums Karlsruhe einstellen. Dort befindet sich Baden-Württembergs zentrale Bußgeldstelle. Die Einnahmen fließen laut einer Sprecherin der Behörde in den Landeshaushalt. Geht man davon aus, dass alle Fahrer maximal zehn Stundenkilometer zu schnell waren, wären das allein schon 13.100 Euro.