Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) beim ehemaligen Bad Säckinger Krankenhaus ist ein Teil des großen Gesundheitscampus, der in Bad Säckingen als Ersatz für das geschlossene Krankenhaus gerade entsteht. Die Stadt hat sich viele Gedanken gemacht, wie sie diese Lücke mit teils ambulanten und teils stationären Angeboten wenigsten ein Stückweit schließen kann. Das MVZ ist ein Mosaikstein in diesem großen Bild. Interessant für Patienten: Welche fachmedizinischen Richtungen gibt es? Was ist das besondere an einem MVZ? Funktioniert so etwas auf Dauer, kann es wirtschaftlich arbeiten? Aber erst mal von Anfang an.

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Das MVZ ist nach Betriebsbeginn am 1. Oktober 2020 erwartungsgemäß mit einem Defizit gestartet. Der Jahresabschluss nach drei Monaten weist ein Minus von 65.000 Euro aus. Gleichwohl ziehen die Verantwortlichen ein positives Fazit: Das Gründungsjahr sei gekennzeichnet einerseits von Investitionen und andererseits von einem nur dreimonatigen Betrieb. Der Abschluss sei so prognostiziert worden, sagte Bürgermeister Alexander Guhl am Montag im Gemeinderat. Ende 2021, also nach Abschluss des ersten zwölfmonatigen Betriebsjahres, soll das schon anders aussehen.

Das ehemalige Krankenhaus Bad Säckingen wird derzeit saniert. Hier wird das Medizinische Versorgungszentrum mit seinen Fachärzten Ende ...
Das ehemalige Krankenhaus Bad Säckingen wird derzeit saniert. Hier wird das Medizinische Versorgungszentrum mit seinen Fachärzten Ende nächsten Jahres einziehen. Im Moment ist das MVZ noch auf verschiedene Standorte verteilt. | Bild: Wolfgang Köster

Wann arbeitet das MVZ wirtschaftlich?

Geschäftsführer Peter Mast, gleichzeitig Geschäftsführer der Campus GmbH, ist zuversichtlich, was die Zukunft des MVZ angeht. Ziel ist der wirtschaftliche Betrieb des MVZ, sagt Mast, und dieses Ziel steuert er mit seiner Mannschaft schon Ende des Jahres an. Das Medizinische Versorgungszentrum betreibt mittlerweile fünf Ärztesitze, die sich sieben Ärzte teilen. Momentan ist es noch an drei verschiedenen Standorten untergebracht, soll aber nach Fertigstellung des Spitalumbaus dort ein neues Domizil finden. Der Einzug ins ehemalige Spital und damit ins neue Campusgebäude ist absehbar. „Wir planen bis Ende 2022, Anfang 2023“, sagt der Geschäftsführer.

Das sind die Standorte und die Fachrichtungen der Ärzte

Derzeit sind drei Ärzte in den Praxiscontainern beim Krankenhaus untergebracht. Ihre Sprechstunden halten dort die Diabetologin Anette Fenske, der Allgemeinmediziner und Chiropraktiker Ryszard Fazan sowie der Rheumatologe Daniel Schlittenhardt ab. Externe Standorte hat das MVZ mit den Praxen des Allgemeinmediziners Norbert Walter in der Hildastraße sowie der Gynäkologischen Praxis Hummel, Neuhauser, Birk in der Schaffhauserstraße. Auch diese beiden externen Praxen sind seit Anfang dieses Jahres Bestandteil des MVZ. Diese Arztsitze werden im Rahmen des Umzugs in eineinhalb Jahren im sanierten Campusgebäude zusammengefasst. Dr. Walter werde nicht mehr auf den Campus ziehen, informierte Mast, er gehe in Ruhestand. Für ihn suche das MVZ derzeit den Nachfolger.

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Wie ist die Patientenauslastung?

Mit der Nachfrage sieht es offenbar gut aus. Die Ärzte seien voll ausgelastet, beschreibt Mast die Situation. Es habe sich besonders drastisch gezeigt, dass es gerade für die Indikationen Diabetologie und Rheumatologie hier in der Region einen Engpass gegeben habe. Zudem sei die Patientenzahl zum Jahresbeginn gerade mit der Übernahme der Arztsitze Walter, Neuhauser und Hummel deutlich gestiegen.

„Wir haben hier aus dem Stand ein kleines Unternehmen mit 30 Beschäftigten aus dem Boden gestampft“ – Peter Mast, ...
„Wir haben hier aus dem Stand ein kleines Unternehmen mit 30 Beschäftigten aus dem Boden gestampft“ – Peter Mast, Geschäftsführer | Bild: Gök-Consulting

So sieht die Perspektive aus

Der Startschuss fiel im Oktober 2020 mit zunächst drei Ärzten. Die Praxen und der Patientenstamm mussten praktisch erst aufgebaut werden. Daneben verweist Mast auf die Investitionen für Praxiseinrichtung, Software, Zulassungsgebühren und einiges mehr. Hinzu kämen die verzögerten Zahlungen der Kassenärztliche Vereinigung. Das Defizit von 65.000 Euro im ersten Kurz-Betriebsjahr sei erwartbar gewesen. Für das aktuelle Jahr rechnet Mast mit einem Umsatz von 1,4 Millionen Euro und einem Abschluss ohne Defizit. Dafür sei ein Monatsberichtswesen und strenges Controlling eingeführt, dass sofort reagiert werden könne.

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„Wir haben hier aus dem Stand ein kleines Unternehmen mit 30 Beschäftigten aus dem Boden gestampft“, meint der Geschäftsführer. Die Einrichtung diene der medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Wichtig sei, dass sich das MVZ selber trägt, so das Ziel des Geschäftsführers. Im Fall der Gewinnerzielung werde man Kredite abtragen oder reinvestieren.

Das ehemalige Krankenhaus Bad Säckingen wird derzeit saniert. Hier wird das Medizinische Versorgungszentrum mit seinen Fachärzten Ende ...
Das ehemalige Krankenhaus Bad Säckingen wird derzeit saniert. Hier wird das Medizinische Versorgungszentrum mit seinen Fachärzten Ende nächsten Jahres einziehen. Im Moment ist das MVZ noch auf verschiedene Standorte verteilt. | Bild: Wolfgang Köster

Jetzt geht es zunächst um Konsolidierung

Im Moment müsse sich das junge Unternehmen erst konsolidieren. Für weiteres Wachstum sei nicht die Zeit, meint Mast – auch wenn es Anfragen von weiteren interessierte Medizinern gebe. Der Geschäftsführer geht davon aus, dass dieses Interesse noch zunehmen werde. Denn vielfach wollte junge Mediziner und Medizinerinnen heute keine selbstständige Praxis mehr führen. Der Unterschied: Bei einem MVZ sind sie angestellt und haben ihre Arbeitszeiten. Und ein Großteil der Verwaltungsaufgaben wie Dokumentationen oder Abrechnungen erledige das Praxismanagement. Mast: „Der Arzt konzentriert sich auf seine medizinischen Aufgaben“.