„Die Situation ist prekär“, sagt Axel Albicker, Leiter des Amts für Soziale Hilfen, zur aktuellen Situation bei der Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis Waldshut.

Der Platz in den Gemeinschaftsunterkünften wird knapp. Daher sucht der Landkreis nun händeringend nach Wohnraum für die wieder steigende Zahl von geflüchteten Menschen – und bittet dabei auch die Bevölkerung um Mithilfe.

In einem Pressegespräch gaben Landrat Martin Kistler, die Amtsleiter Axel Albicker (Soziale Hilfen) und Ulrich Friedlmeier (Sozialamt) sowie Tobias Gantert, Bürgermeister aus Ühlingen-Birkendorf und Sprecher der Bürgermeister im Landkreis Waldshut, einen Einblick in die aktuelle Situation.

Wie ist die aktuelle Lage im Landkreis Waldshut?

Rund 2200 Menschen aus der Ukraine haben seit Kriegsbeginn Zuflucht im Landkreis Waldshut gefunden. Dank des Einsatzes der Bevölkerung überwiegend in privaten Häusern und Wohnungen. Nur 40 Hilfesuchende sind aktuell in Notunterkünften untergebracht.

„Das ist ein Zeichen der Solidarität und der Mitmenschlichkeit, für das ich mich bedanken möchte“, sagte Landrat Martin Kistler. „Das war eine Riesen-Sache der Bevölkerung. Das ist phänomenal“, fügt Axel Albicker hinzu – vor allem mit Hinblick auf die schnelle Unterbringung der Geflüchteten.

Durch eine Umstellung bei der Verteilung werden den Landkreisen jetzt auch Flüchtlinge durch das Land Baden-Württemberg zugewiesen. Zusätzlich gebe es auch weiterhin eine Flüchtlingsbewegung über die Ukraine hinaus. Noch immer kommen Menschen aus Syrien, Afghanistan, der Türkei und Nordafrika in den Landkreis Waldshut.

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Sie sorgen sich um die aktuelle Entwicklung bei der Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis Waldshut (von links): Tobias Gantert, Sprecher der Bürgermeister im Kreis Waldshut, Landrat Martin Kistler, Axel Albicker, Leiter des Amts für Soziale Hilfen und Ulrich Friedlmeier, der Leiter des Sozialamts Ulrich Friedlmeier. | Bild: Völk, Melanie

„Wir wissen, dass Millionen Flüchtlinge an den Grenzen warten. Ein Teil wird auch in den Landkreis Waldshut kommen“, blickte Axel Albicker, Leiter des Amts für Soziale Hilfen, in die Zukunft.

„Es stehen große Herausforderungen vor uns. Wir werden weitere Unterkünfte brauchen“, machte der Landrat deutlich und fügt hinzu: „Da die Kapazitäten wegen der Wohnraumknappheit limitiert sind, sind wir darauf angewiesen, dass freier Wohnraum gemeldet wird.“

Welche Herausforderungen kommen auf den Landkreis zu?

Nicht nur die akute Suche nach Wohnraum zur Anschluss-Unterbringung stellt den Landkreis und die Gemeinden aktuell vor Herausforderungen. Es fehlt in den Rathäusern und den Ämtern auch an Personal für die Integration der Flüchtlinge, machte Tobias Gantert, Bürgermeister von Ühlingen-Birkendorf und Sprecher der Bürgermeister im Landkreis deutlich.

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„Wir brauchen Ehrenamtliche, die hier gemeinsam mit den Hauptamtlichen die Versorgung der Flüchtlinge sicherstellen“, sagte Gantert und appellierte dabei an die Reaktivierung der damals bestehenden Helferkreise. „Die Betreuung der Landkreises und der Gemeinden ist wertvoll, es braucht aber auch Menschen, die ehrenamtlich unterstützen. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Denn ohne die Unterstützung aus der Bevölkerung sei die Betreuung nicht zu schaffen.

Zudem sehen der Landrat und die Amtsleiter einen erheblichen Verwaltungsaufwand auf die Ämter – Rathäuser, Sozial-, Arbeits- und Jugendamt – zukommen, wenn die Folgeanträge der ukrainischen Flüchtlinge bewilligt werden müssen oder das jüngst auf den Weg gebrachte Bürgergeld ausbezahlt werden muss.

Wie ist die Lage in den Gemeinschaftsunterkünften?

Die bestehenden Gemeinschaftsunterkünfte sind laut Axel Albicker zu 94 Prozent belegt. In den sechs Unterkünften in Bad Säckingen, Bonndorf, Jestetten, Tiengen und Wehr leben derzeit 368 Menschen. „Wir sind richtig voll. Wir suchen derzeit an allen Orten nach weiteren Möglichkeiten zur Unterbringung.“

Wo sollen weitere Gemeinschaftsunterkünfte entstehen?

Aktuell wird in St. Blasien eine Gemeinschaftsunterkunft mit 60 Plätzen reaktiviert. In der zweiten Septemberhälfte sollen dort die ersten Flüchtlinge einziehen. Laut Auskunft von Martin Kistler führt der Landkreis Waldshut derzeit weitere Gespräche mit einzelnen Gemeinden, zudem gebe es auch Angebote aus dem Kommunen. Auch die Unterbringung in Container sei eine Option.

Werden auch wieder Sport- und Gemeindehallen belegt?

Die Umwandlung von Sport- und Gemeindehallen in Gemeinschaftsunterkünfte soll aktuell laut Kistler und Gantert vermieden werden. Aber: Sollte sich die Situation nicht spürbar bessern, könne die Belegung der Hallen nicht ausgeschlossen werden.

Amtsleiter Axel Ablicker verdeutlicht: „Wenn das Land Flüchtlinge ankündigt, müssen wir sie aufnehmen, ob wir Platz haben oder nicht. Dann kann es auch sein, dass wir von heute auf morgen auch Hallen belegen müssen.“

Mit welcher Entwicklung rechnen die Verantwortlichen?

Die durchschnittlich zehn bis 15 Zuweisungen pro Monat habe der Landkreis Waldshut bisher gut bewältigen können. Im Januar wurden dem Kreis 46 Flüchtlinge zugewiesen – der bisherige Höchststand. Seit April steigt die Zahl der monatlichen Zuweisungen wieder an.

„Wir werden wieder das Niveau vom Januar erreichen“, prognostiziert Ulrich Friedlmeier, neuer Leiter des Sozialamts, eine Zuspitzung der Lage in den nächsten vier bis sechs Wochen. Aber: „Wir erreichen es in einer Situation, in der die Einrichtungen schon belegt sind“, macht Landrat Kistler deutlich.

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