Sie sprechen kein Wort Deutsch und kommen direkt aus dem Krieg: Immer mehr Kinder aus der Ukraine besuchen nun auch die Schulen am Hochrhein – der Großteil auch im Regelunterricht und zusätzlich in Vorbereitungsklassen, um Deutsch zu lernen.

343 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine werden aktuell im Schulamtsbezirk Lörrach, also in den Landkreisen Waldshut und Lörrach unterrichtet, so Bernd Mugrauer, der zuständige Schulrat zum Stand vom 8. April.

An 71 Schulen in den beiden Landkreisen gehen die Kinder in den Unterricht, rund 100 besuchen laut Mugrauer Regelklassen, rund 80 nur eine Vorbereitungsklasse und etwa 160 Schüler eine Mischform aus beidem.

Einfach nur Kind sein

Diese Mischform aus Vorbereitungs- und Regelklasse hat auch die Hans-Thoma-Schule Laufenburg eingerichtet. Hier werden aktuell sechs Kinder aus der Ukraine unterrichtet. Schulleiterin Jeanine Regel-Zachmann erklärt, wie das abläuft.

Die Kinder seien in den Regelklassen angedockt, besuchen aber zwischendurch auch immer wieder die Vorbereitungsklassen mit Schülern aus verschiedenen Ländern, um gemeinsam Deutsch zu lernen. „Es ist gut, dass sie in den Regelklassen angedockt sind, sie können hier mit anderen Kindern zusammen sein. Sie brauchen diese Leichtigkeit und können hier einfach nur Kind sein“, sagt Regel-Zachmann.

Die Herausforderung Sprache

Eine große Herausforderung sei das kyrillische Alphabet, das die Kinder in der Ukraine gelernt haben. Man müsse den Schülern nun das lateinische Alphabet beibringen. „Wir arbeiten viel mit google translater, der den Schülern unser Gesagtes ins Ukrainische übersetzt und auch mit google lens, damit können wir deutsche Arbeitsblätter abscannen, die dann auf ukrainisch übersetzt werden.“

Janine Regel-Zachmann, Schulleiterin der Hans-Thoma-Schule Laufenburg
Janine Regel-Zachmann, Schulleiterin der Hans-Thoma-Schule Laufenburg | Bild: Verena Wehrle

Neben dem Unterricht an der Schule, würden ukrainische Lehrkräfte die Kinder auch online unterrichten. Doch dies würde zusätzlich geschehen, könne nicht an der deutschen Schule stattfinden, wie Regel-Zachmann erklärt.

Deutsche Schüler gut vorbereitet

Die deutschen Schüler habe man vor Ankunft der urkainischen Kinder gut vorbereitet, Unterricht zum Thema Ukraine-Krieg gemacht, sich mit Schülern und Lehrern zum Thema ausgetauscht.

„Die Kinder bekommen Infos dazu unkommentiert über die sozialen Medien, da herrscht ein großer Informationsbedarf“, erklärt die Schulleiterin der Hans-Thoma-Schule Laufenburg. Und durch die frühen Infos waren alle sehr offen zu ihren neuen Mitschülern. „Ich bin froh, dass die Schüler gut angekommen sind“, sagt Regel-Zachmann.

Eine Chance für die Kinder

Laut Verordnung würden die ukrainischen Kinder in den ersten zwei Jahren keine Noten bekommen, so hätten sie genug Zeit Deutsch zu lernen.

Die Integration in die Regelklassen sei für die Flüchtlingskinder sehr wichtig, meint Regel-Zachmann. „Ich sage den Eltern immer, es ist eine Chance für die Kinder, egal, ob sie länger bleiben oder nicht, das scheint sie zu beruhigen.“

In Oberlauchringen gut vorbereitet

Noch nicht alle geflüchteten Kinder aus der Ukraine sind bereits an einer Schule angemeldet. Und das hat auch einen guten Grund. Die geflüchteten Familien haben ein halbes Jahr Zeit, ihre Kinder anzumelden. Sobald sie angemeldet sind, sind sie schulpflichtig, wie Bernd Mugrauer vom Schulamt erklärt.

Die Schulen rechnen aber in den nächsten Wochen mit vielen weiteren Schülern. So auch Dietmund Schwarz, Rektor der Grundschule Oberlauchringen. Hier seien zwar noch keine ukrainischen Schüler angemeldet, aber es gebe bereits Familien aus der Ukraine im Ort. Der Schulleiter rechnet damit, dass auch bald an seiner Schule einige Schüler aus der Ukraine unterrichtet werden.

Dietmund Schwarz, Rektor der Grundschule Oberlauchringen.
Dietmund Schwarz, Rektor der Grundschule Oberlauchringen. | Bild: Herbert Schnäbele

Und auch die Stadt habe sich vorbereitet, so gebe es bereits Räumlichkeiten, um etwa Sprachunterricht anzubieten.

Viele Schulen im Landkreis haben Vorbereitungsklassen eingerichtet

Auch an vielen weiteren Schulen im Landkreis Waldshut hat man sich schon auf die Ankunft der ukrainischen Schüler vorbereitet. In der Hans-Thoma-Schule Bad Säckingen wurde etwa im März eine Vorbereitungsklasse eingerichtet, in der auch Schüler aus anderen Ländern unterrichtet werden.

Büffeln für die deutsche Sprache: Flüchtlingskinder in der Vorbereitungsklasse an der Hans-Thoma-Gemeinschaftsschule in Bad Säckingen, ...
Büffeln für die deutsche Sprache: Flüchtlingskinder in der Vorbereitungsklasse an der Hans-Thoma-Gemeinschaftsschule in Bad Säckingen, die am Montag, 21. März, eingerichtet wurde. | Bild: Hans-Thoma-Gemeinschaftsschule

In Stühlingen leben aktuell über 100 Flüchtlinge, die mit viel ehrenamtlichem Engagement unterstützt werden. Thomas Laubis, der Rektor der Grundschule Weizen sowie die Slawistin Nina Sperisen geben hier Deutsch-Unterricht für die Flüchtlingskinder.

Sprachunterricht bekommen auch die Flüchtlingskinder in Stühlingen.
Sprachunterricht bekommen auch die Flüchtlingskinder in Stühlingen. | Bild: Yvonne Würth

An der Hohenlupfenschule in Stühlingen werden derzeit sieben ukrainische Kinder unterrichtet. Nach den Osterferien erhalten diese Schüler einen festen Stundenplan mit Sprachunterricht, Mathematik, Kunst und Sport, wie Schulleiterin Susanen Schlatter berichtet.

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Können ukrainische Lehrkräfte eingestellt werden?

Janine Regel-Zachmann von der Hans-Thoma-Schule Laufenburg und auch andere Schulleiter wissen, was der Idealfall für den Unterricht der ukrainischen Schüler ist: Eine Lehrkraft aus der Ukraine, die im besten Fall auch noch gut Deutsch spricht. Auch die Hans-Thoma-Schule wünsche sich die Einstellung einer ukrainischen Lehrkraft. Doch dies sei gar nicht so einfach, wie Regel-Zachmann sagt. Bernd Mugrauer vom Schulamt erläutert dazu, dass die Einstellungsbedingungen für Kolleginnen aus der Ukraine im Bereich der allgemeinbildenden Schulen noch nicht endgültig geklärt sei.

Aktuell seien in den Landkreisen Waldshut und Lörrach nur an den beruflichen Schulen ukrainische Lehrkräfte eingestellt. „Wir haben allerdings bereits mehrere Kolleginnen zur Einstellung beantragt und hoffen, dass wir in Kürze klare Vorgaben haben, damit die Kolleginnen bald starten können“, sagt Mugrauer. Fest stehe bisher, dass die Lehrkräfte den vollständigen Masernimpfschutz und eine Arbeitsgenehmigung der Ausländerbehörde benötigen.

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