Verhüllungskünstler Christo ist tot. Er starb am Pfingstsonntag in seiner Wohnung in New York, zwei Wochen vor seinem 85. Geburtstag. Drei Jahrzehnte liegt es zurück, dass Christo für die Umsetzung seiner kreativen Traumwelt praktische Hilfe im Landkreis Waldshut fand – genauer gesagt in Erzingen. Die Weberei Synteen konnte die 410.000 Quadratmeter aus blauen und gelben Stoffbahnen produzieren, die Christo für sein Projekt „The Umbrellas“ benötigte: sonnenschirmgroße Objekte, die im September 1991 zeitgleich in Japan und in Kalifornien aufgestellt wurden – 1340 blaue Schirme in Ibaraki, 1760 gelbe Schirme bei Los Angeles. Sie waren sogar vom Weltraum aus zu sehen.

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„Nein, Christo war nicht in Erzingen und wollte auch nicht unser Firmengebäude verhüllen“, informierte launig im Sommer 1991 der damalige Geschäftsführer von Synteen, Bernd Lagemann, über den Auftrag des weltberühmten Künstlers. Der hatte sich seit 1986 auf das Projekt vorbereitet und war im Jahr 1990 bei seiner Suche nach einem geeigneten Stoffhersteller auf die Erzinger Firma Synteen aufmerksam gemacht worden. Und die Erzinger Tüftler freuten sich über die Herausforderung, 410.000 Quadratmeter Stoff herzustellen, der besonders reißfest und von leuchtender Farbkraft sein musste.

Großes Tüfteln für Christo

Denn Christo forderte eine aufblitzende Farbenpracht bei der Entfaltung der blauen und gelben Schirme. Woraus sich für Synteen die Aufgabe ergab, den richtigen Garntyp zu finden und mit einer Färberei in Bayreuth die richtige Mischung auszutüfteln. Das Ergebnis begutachtete Christo persönlich in der fränkischen Färberei. Nach seinem o.k. konnte die Erzinger Weberei Synteen mit der Produktion der Stoffbahnen aus Polyamid loslegen.

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Die woanders daraus hergestellten Schirme schmückten im September 1991 die beiden Täler in Japan und Kalifornien genau drei Wochen und wurden dann recycelt. Noch mehr Aufmerksamkeit erregte Christo 1995 durch die Verhüllung des Berliner Reichstags. Und er kam mit seiner Kunst auch einmal ganz in unsere Nähe: Im Jahr 1998 mit der Verhüllung von 178 Bäumen im Park des Kunstmuseums Beyeler in Riehen bei Basel.