Eines der bedeutendsten grenzüberschreitenden Verkehrsprojekte in Südbaden ist einen entscheidenden Schritt weiter: In Laufenburg (Baden) unterzeichneten staatliche, kommunale und private Projektpartner am Montag den Realisierungs- und Finanzierungsvertrag für die Elektrifizierung und den Ausbau der Hochrheinbahn. Das Infrastrukturprojekt hat einen elektrischen Bahnverkehr am Hochrhein ab Ende 2027 mit deutlich mehr Verbindungen zum Ziel. Durch Einführung des Hochrhein-Bodensee-Express‘ (HBE) soll der regionale Schienenpersonenverkehr zwischen Baden-Württemberg und der Schweiz verbessert werden.

„Sie sind Zeitzeuge eines historischen Ereignisses“, sagte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann den vielen zur festlichen Unterzeichnung im Laufenburger Schlössle erschienenen Gäste, darunter die Bundes- und Landtagsabgeordneten vom Hochrhein sowie viele Bürgermeister, bevor er den Vertrag zeichnete. Für die DB Netz AG signierte deren Vorständin für Infrastrukturplanung, Ingrid Felipe, für die Landkreise Waldshut und Lörrach die Landräte Martin Kistler und Marion Dammann.
Bessere Bahnverbindungen zwischen Basel und Bodensee, Südbaden und Schweiz
Mit dem Umbau der Hochrheinstrecke soll eine Lücke im elektrisierten Bahnverkehr geschlossen werden und der Anteil elektrisierter Stecken in Baden-Württemberg auf 73 Prozent steigen. Ab Dezember 2027 sollen Fahrgästen zwischen dem Rheinknie und dem Bodensee, Südbaden sowie der Nord- und Ostschweiz deutlich mehr Verbindungen zur Verfügung stehen. Das angestrebte Bahnangebot umfasst halbstündliche IRE- und RB-Verbindungen und bindet die Hochrheinbahn in die trinationale S-Bahn Basel ein. Mit dem HBE soll ein neues Zugangebot geschaffen werden, das als Endpunkte Basel und Herisau über Waldshut-Tiengen, Schaffhausen und Konstanz verbindet.
Für Mitte 2024 rechnet die Deutsche Bahn mit den Planfeststellungsbeschlüssen für den Ausbau, 2025 sollen die Hauptarbeiten beginnen. Diese sehen die Elektrifizierung der 75 Bahnkilometer zwischen Basel und Erzingen vor. An 17 Stationen sollen 36 Bahnsteige modernisiert und barrierefrei gestaltet werden. In Rheinfelden-Warmbach, Bad Säckingen-Wallbach und Waldshut-West werden neue Haltepunkte eingerichtet. Die Stationen Tiengen und Lauchringen werden zu Kreuzungsbahnhöfen umgebaut, in Tiengen entsteht ein Umrichterwerk.
DB Netz verspricht: „Beispielhafte moderne und grenzüberschreitende Mobilität“
Die Bauarbeiten zwischen Basel Badischer Bahnhof und Erzingen liegen in der Verantwortung der Deutschen Bahn. „Wir werden beispielhafte moderne und grenzüberschreitende Mobilität ermöglichen“, versprach DB Netz-Vorständin Felipe.
Bund, Land, Kreise und Kommunen teilen sich die Kosten für den Ausbau
Die Kosten in Höhe von 434 Millionen Euro teilen sich die deutschen und Schweizer Projektpartner. Die Bundesrepublik trägt 90 Prozent der Investitionen für die Elektrifizierung und 75 Prozent für den Ausbau. Das Land übernimmt 44 Millionen Euro, die Landkreise Waldshut und Lörrach sowie die Anliegerkommunen 15 Millionen Euro, 50 Millionen Euro kommen aus der Schweiz, so Minister Hermann.

Für den Hochrhein-Bodensee-Express hatten die Schweizerische Eidgenossenschaft, die Kantone Schaffhausen, Basel-Stadt, Thurgau, St. Gallen und Appenzell-Außerrhoden, das Land Baden-Württemberg sowie die Landkreise Waldshut, Lörrach und Konstanz im Vorfeld bereits eine Grundlagenvereinbarung über Betrieb und Finanzierung unterzeichnet. Das neue Bahnangebot sei ein Zeichen dafür, dass sich die Schweiz mit ihren Nachbarländern und mit Europa besser vernetze, erklärte Peter Flüglistaler, Direktor des Schweizerischen Bundesamts für Verkehr.
Hoffnung auf eine leistungsstarke Ost-West-Verbindung
„Alle beteiligten Projektpartner mussten an ihre Belastungsgrenze gehen“, sagte der Waldshuter Landrat Kistler über das in Laufenburg präsentierte Gesamtprojekt. Mit der elektrifizierten und ausgebauten Verbindung werde die Region endlich eine leistungsstarke Ost-West-Verbindung auf der Schiene besitzen, so seine Lörracher Kollegin Dammann.
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