Gewöhnliche Spinnweben sind das nicht, mit denen nun im Frühjahr manche Bäume am Hochrhein völlig überzogen sind. Über die silbrig glänzenden, kahl gefressenen Bäume und Sträucher ist nun so mancher Spaziergänger oder Radfahrer in diesen Tagen erstaunt.

Zwischen Schopfheim und Steinen in Höhe Maulburg an einem Rad- und Wanderweg findet man in Gespinste verhüllte Bäume.
Zwischen Schopfheim und Steinen in Höhe Maulburg an einem Rad- und Wanderweg findet man in Gespinste verhüllte Bäume. | Bild: Verena Wehrle

So auch Frans Leeuwe aus Lörrach, der zwischen Steinen und Schopfheim entlang der Wiese mit dem Fahrrad unterwegs war und mit weißen Fäden verhüllte Bäume gesehen hat.

War es eine harmlose oder eine gefährliche Raupe?

Fotos und ein Video seiner Beobachtung stellte er dann in eine Facebook-Gruppe mit der Frage: „Wer kann so was erklären?“. Er entfachte damit eine hitzige Diskussion, zu Einigkeit in den Antworten kam es aber nicht: War das etwa eine Gespinstmotte oder doch der toxische Eichenprozessionsspinner? Wir haben bei Experten nachgefragt.

Werk der Gespinstmotte Video: Verena Wehrle

Ralf Göhrig vom Forstrevier Jestetten-Lottstetten und Markus Lazarte vom Umweltamt des Landratsamts Waldshut beruhigen. Es handelt sich nicht um den gefürchteten Eichenprozessionsspinner. „Die Bilder sind das Ergebnis der Gespinstmotte, die diese Geisterbäume produziert“, erklären die Experten.

Bäume mit weißem Schleier sieht man an diesen Tagen häufiger am Hochrhein.
Bäume mit weißem Schleier sieht man an diesen Tagen häufiger am Hochrhein. | Bild: Verena Wehrle

„Diese findet man im Augenblick im gesamten Landkreis. Es gibt Dutzende Arten dieser Schmetterlinge. Schädlich sind sie nicht, allenfalls im Obstbau.“ Außerdem sei die Gespinstmotte harmlos für Mensch und Tier.

Die grünlichen Larven mit den schwarzen Punkten setzen sich an den Bäumen fest und fressen sie kahl.
Die grünlichen Larven mit den schwarzen Punkten setzen sich an den Bäumen fest und fressen sie kahl. | Bild: Verena Wehrle

Die grünlichen Larven mit den schwarzen Punkten würden das frische Blattgrün fressen, teilweise minieren sie auch in den Blättern. Nach dem Johannistrieb seien die Bäume in der Regel aber wieder grün.

Gibt es bei uns auch den Eichenprozessionsspinner?

In anderen Regionen ist der Eichenprozessionsspinner sehr aktiv, im Kampf gegen die gefräßigen und bei Menschen schmerzenden Raupen sind andernorts sogar Hubschrauber im Einsatz. Doch wie ist die Lage bei uns?

Der Eichenprozessionsspinner sei (gegenwärtig) im Kreis Waldshut nicht bekannt, sagen die Experten. Seine Larven (Raupen) ziehen in langen Prozessionen zu den Wirtsbäumen, die sie ebenfalls kahl fressen.

Eine Raupe des Eichenprozessionsspinners kriecht auf einem Eichenstamm entlang.
Eine Raupe des Eichenprozessionsspinners kriecht auf einem Eichenstamm entlang. | Bild: Patrick Pleul/dpa

Im Gegensatz zu den Miniermottenraupen haben laut Göhrig und Lazarte die Prozessionsspinnerraupen lange Haare, die bei Berührung toxisch wirken.

Ein mehrfacher Kahlfraß, also mehrere Jahre in Folge, könnten für einen Baum tödlich sein, ein einfacher Befall führe nur zu einer Wuchsminderung im laufenden Jahr, was bei einer 200-jährigen Umtriebszeit von Eichen kein Thema sein sollte. Im Gegensatz zu den Gespinstmotten würden die „Spinnweben“ der Eichenprozessionsspinner kaum auffallen.

Gespenstisch sieht es aus, wenn die Gespinstmotten am Werk sind.
Gespenstisch sieht es aus, wenn die Gespinstmotten am Werk sind. | Bild: Verena Wehrle

Gibt es eine Meldepflicht für den Eichenprozessionsspinner?

An einem Radweg zwischen Schopfheim und Steinen ist dieser Baum schon ziemlich kahl gefressen und in einen weißen Schleier gelegt.
An einem Radweg zwischen Schopfheim und Steinen ist dieser Baum schon ziemlich kahl gefressen und in einen weißen Schleier gelegt. | Bild: Verena Wehrle

Dazu sagen die Experten: „Es gibt zwar noch keine Meldepflicht für den Eichenprozessionsspinner, doch ist eine Meldung beim Kreisforstamt durchaus sinnvoll.“

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