Wenn neun Tage vor einer entscheidenden Wahl die Vorsitzende einer deutschen Regierungspartei zusammen mit einem Landtagsabgeordneten und einem Bundestagskandidaten eine Stippvisite in eine Schweizer Kleinstadt unternimmt, dann braucht das einen triftigen Grund. In der Tat: Die Grünen Franziska Brantner, Niklas Nüssle und Jan-Lukas Schmitt sind an diesem winterkalten Freitag wegen der weltgrößten Speicherbatterie nach Laufenburg gekommen.

Aumer verspricht Arbeitsplätze, Fernwärme, sicheren Strom

Die will hier direkt an der deutsch-schweizerischen Grenze der Unternehmer Marcel Aumer errichten. Dazu ein Rechenzentrum für Künstliche Intelligenz. Die Milliardeninvestition soll bis zu 300 Arbeitsplätze schaffen, die Region mit Fernwärme versorgen, die Stromversorgung sichern. Es klingt fast nach dem Ei des Kolumbus, was der Schweizer Aumer seinen deutschen Gästen da eine Stunde und 15 Minuten lang vorträgt.

Speicher sind einer der Knackpunkte der ökologischen Energiewende. Aus Wind und Sonne gewonnenen Strom gibt es nur zu viel – oder zu wenig. Scheint die Sonne und bläst der Wind, dann ist mehr Energie verfügbar, als gebraucht wird, bei Flaute zu wenig. Könnte überflüssiger Strom massenhaft gespeichert und in Mangelzeiten angezapft werden, wäre dieses Problem kein Problem mehr.

Bereits seit fast 150 Jahren gibt es Redox-Flow-Batterien

Die Lösung dafür sieht Marcel Aumer in einer fast 150 Jahre alten Technologie. 1879 wurde in den USA eine Batterie zum Patent angemeldet, die elektrische Energie in flüssigen Elektrolytlösungen speicherte, die in zwei getrennten Behältern gelagert und über eine galvanische Zelle in Strom zurückverwandelt werden konnten. 140 Jahre später erforscht unter anderem das Fraunhofer Institut, ob sich Redox-Flow-Batterien als Energiegroßspeicher der Zukunft eignen.

Tanks für 260 Millionen Liter Elektrolytflüssigkeit unter der Erde

Aumer ist sich da bereits sicher. Er will in Laufenburg 960 doppelwandige Tanks mit 260 Millionen Liter Elektrolytflüssigkeit bauen. 240 Meter lang und 80 Meter breit soll die Riesenbatterie werden, 30 Meter in die Höhe ragen und 25 Meter tief in den Untergrund reichen. „Ich brauche große Tanks. Je größer, umso länger kann ich Energie speichern“, sagt Aumer.

Die Batterie soll fünfmal so viel Leistung haben wie ein Wasserkraftwerk

Welche Elektrolytflüssigkeit verwendet werden soll, das will Aumer noch testen. „Wir haben genügend Zeit zu forschen.“ Im Sommer 2028 soll die Batterie ans Netz gehen und es dann auf mehr als 500 MW Leistung und über 1,2 GWh Kapazität bringen. Zum Vergleich: Das Wasserkraftwerk Laufenburg kommt auf 106 MW Leistung, seine Turbinen versorgen etwa 200.000 Haushalte mit Strom.

Das ehemalige Swissgrid-Gebäude im Schweizer Laufenburg. Von hier aus wurden bis 2018 das Schweizer und große Teile des europäischen ...
Das ehemalige Swissgrid-Gebäude im Schweizer Laufenburg. Von hier aus wurden bis 2018 das Schweizer und große Teile des europäischen Stromnetzes geregelt. Jetzt soll hier ein KI-Rechenzentrum eingerichtet werden. | Bild: Vonberg, Markus

Laufenburg bietet sich in Aumers Augen als Standort für die Riesenbatterie an, weil hier ein großes Schaltfeld betrieben wird. Bis 2018 regelte die Swissgrid von ihrer Laufenburger Schaltzentrale aus die Stromversorgung in der Schweiz und im südlichen Europa. Der richtige Ort, um einer Batterie zu bauen, die im großen Stil Strom aus dem Schweizer und europäischen Netz aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben soll. Quasi nebenher soll ein 20.000 Quadratmeter großes KI-Rechenzentrum betrieben und dessen Abwärme als Fernwärme an Industriebetriebe und Kommunen in der Schweiz und Deutschland weitergegeben werden und klimaschädliches Gas ersetzen.

Woher soll das Geld kommen? Hier bleibt Aumer unkonkret

„Wir sind kein großer Energiekonzern und treten viele auf die Füße“, sagt Aumer über Flexbase, die Firma, die er gründete, um seine Pläne zu realisieren. Auf Brantners Frage, woher die finanziellen Mittel kommen sollen, antwortet Aumer: „Das wird mit Private Equitiy aus der DACH-Region finanziert.“ Konkreter will er nicht werden.

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