Fernsehen, Video, DVD: All das hat die Kinobranche schon gebeutelt. Aktuell heißt die Kampfansage Streaming. Aber Bernd Gschöpf sagt: „Streaming schadet uns nicht.“ Und: „Film wirkt im Streaming nicht.“
Es sind kühne Sätze. Aber ein Kinobetreiber wie er muss Optimismus verbreiten. Die Botschaft: Ich glaube ans Kino und an all das, was es ausmacht – Gemeinschaftsgefühl, große Leinwand, Supersound.
Hochauflösende 4K-Projektoren – das ist der neueste Trend. Im Saal 1 seines Rheinfelder Kinos läuft schon einer. Noch 2025 oder nächstes Jahr sollen Saal 2 und 3 dran sein – Kostenpunkt etwa 150.000 Euro. Der Kinobetreiber: „Man muss etwas unternehmen.“
Bernd Gschöpf betreibt seit 2014 das „Rheinflimmern“ in Rheinfelden und seit 2018 das „Albrecht Kino“ in Waldshut. In Rheinfelden sind es drei Säle mit 134, 69 und 65 Plätzen, in Waldshut zwei mit 191 und 85.

Verein übernimmt das Kino „Scala“
Den Betrieb des Schopfheimer Kinos „Scala“ hat ein Verein Mitte 2023 übernommen. Das 1960 am Bahnhof erbaute Haus hatte nach dem Rückzug der bisherigen Betreiber, Klaus und Marion Wursthorn, vor dem Aus gestanden. Die Besitzer der Liegenschaft hätten sie am liebsten verkauft. Doch der Deal mit einem Investor zwecks Neubebauung des Areals platzte – glückliche Fügung für die 300 Schopfheimer Cineasten, die sich binnen kurzer Zeit im Verein sammelten.

300 mal 50 Euro Jahresbeitrag – ein gutes Startgeld für die Wiesentäler Kinofreunde und ein gutes Polster für die erste Zeit nach Übernahme.
150 Plätze zählt der Saal dort, denn auch das „Scala“ hat 1991 eine Schrumpfkur erlitten: Das 1960 erbaute, mit 360 Plätzen üppige Ursprungskino wurde auf den früheren Balkon zurückgebaut.
Kino in Bad Säckingen nur noch mittwochs
So ist das Bad Säckinger „Gloria“ mit mehr als 600 Sitzplätzen das letzte aus der glorreichen Zeit, das noch den alten Flair der 50er atmet und laut Betreibern mit 36 Quadratmetern Fläche über „die größte Leinwand in ganz Südbaden“ verfügt. Aber Kino findet im „Gloria“, wo die Live-Events auf der Bühne lange schon im Vordergrund stehen, nur noch an Mittwochabenden statt.
Gezeigt werden eher Arthaus-Filme. Und die Zahl der Zuschauenden hält sich mit aktuell durchschnittlich etwa 50 so in Grenzen, dass auch hier meist der Balkon für sie ausreicht, wo sie auch am liebsten sitzen. „Wir haben ein kleines, aber sehr treues Stammpublikum“, sagt Jochen Frank Schmidt, der Intendant des Hauses.
Ausblick auf die 2025er-Filme und weitere Adressen

Als die „Scala“-Freunde am 29. September 2023 mit „Barbie“ ihren ersten Film zeigten, war Corona schon weit weg. Den Vergleich zu Vor-Pandemie-Zeiten können sie nicht ziehen, Gschöpf aber schon. Er hat das Virus und die Politik zu dessen Eindämmung voll zu spüren bekommen.
Den Lockdown 2020 hat er auch dazu genutzt, Umbauten in Rheinfelden vorzunehmen, wo seit 1979, seit der Aufteilung des großen Einzelsaals in drei kleinere, diese untereinander nicht schalldicht waren, sondern man den Film vom Saal nebenan mitgehört hat. Das hing mit den großen analogen 35-mm-Projektoren zusammen. Durch die digitale Vorführtechnik konnten die Umbauten dann vorgenommen werden. „Mit 200 000 Euro ist es heftig gewesen“, sagt Gschöpf. 1,8 Millionen Euro, sagt er, habe er seit der Übernahme in seine beiden Betriebe investiert – für bequeme Sessel, neue Projektoren, modernen Sound und größere Leinwände. Finanziert teils mit Fördergeldern, teils mit Eigenmitteln und Darlehen.
Zahlen unter Vor-Corona-Niveau
Corona vorbei – und die Leute gehen wieder mehr ins Kino. Aber auf Vor-Pandemie-Niveau sind die Zahlen noch lange nicht. Es gab sogar für 2024 gegenüber dem Vorjahr eine leichte Delle nach unten. Hollywoodstreik, kein US-Blockbuster am Start – für Gschöpf die Hauptgründe.
So mancher Streifen wird heutzutage exklusiv für Netflix und Co produziert und gelangt erst gar nicht mehr in die Lichtspielhäuser. Oder, falls doch, schrumpft die Zeitspanne zwischen Kino- und Streamingstart teils auf einige Wochen zusammen – das sogenannte Kinofenster.
Gschöpf aber sagt: „Wir buchen keine Filme, die unter drei Monaten Kinofenster haben.“ Doch auch dieses will gut genutzt sein, um möglichst viel an der Kasse einspielen zu können. Die Verleiher bestimmen, wie lange und wie oft Gschöpf einen Film zeigen muss. Dem Kinobetreiber vom Hochrhein verlangt das viel Logistik ab: Welcher Film soll wo laufen? Im großen Saal? Oder reichen die kleinen? Ist es ein Erwachsenenfilm für abends? Oder ist er als Familienfilm besser in der Nachmittagsvorstellung platziert? Hier kommt ihm seine Erfahrung zugute. Er ist seit 1986 im Kinogewerbe.
Ohne Snacks und Getränke geht es nicht
Wie viele Besucher Geschöpf 2024 in seinen beiden Kinos zählte, will er nicht verraten. Aber er sagt: „Hätte ich 70.000 pro Jahr und Kino, könnte ich allein vom Ticketverkauf leben.“ So ist der Verkauf von Snacks und Getränken für ihn unverzichtbar. Da muss er dann auch konsequent sein und unterbinden, dass Kinogänger beides von zu Hause mitbringen – auch damit, dass er Schließfächer bereithält, worin Taschen und Rucksäcke während der Vorstellung deponiert werden müssen. Gut – bei Ticketpreisen von 11 Euro regulär und 14 Euro für 3D-Vorstellungen könnte so mancher geneigt sein, bei Popcorn und Cola sparen zu wollen.
Weniger finanziellen Druck hat da sicher das „Scala“, wo das Ticket regulär acht Euro kostet und die Tüte Popcorn wie alle Snacks gerade mal zwei Euro. Erwirtschaftet werden müssen hier nur die Miete, Sachkosten und finanzielle Rücklagen für anstehende Investitionen. Diese waren noch bescheiden – jüngst 4000 Euro für eine neue Leinwand. 60 bis 70 der aktuell 325 Vereinsmitglieder leisten als Freiwillige unentgeltlich Dienst, ob an der Kinokasse oder im Vorführraum – aus Idealismus und Liebe zum Kino.

Ihr Mietvertrag für das „Scala“ wurde jüngst verlängert, läuft jetzt erst einmal bis Ende 2026.
Dass sie als kleines Landkino einen neu startenden Mainstream-Film wie etwa „Vaiana 2“ oder „Mufasa“ erst mit etwa vier bis sechs Wochen Wartezeit laufen lassen können, störe sie nicht, sagt Vereinssprecher Thomas Peither. Sie wissen: Unsere Fans wandern nicht nach Rheinfelden, Lörrach oder Freiburg ab, wo der Streifen schon früher lief. Die kommen selbst dann noch ins „Scala“, wenn sie den Film schon zu Hause im Streaming sehen könnten – vorausgesetzt sie haben überhaupt ein Abo.