Niederschläge sind seit vielen Wochen Mangelware, die Folgen für die Natur sind unübersehbar: Auf den Feldern vertrocknen die Pflanzen, Wiesen und Weiden sind braun, die Bäume verlieren vorzeitig ihr Laub.

In der benachbarten Schweiz hat sich die Lage in der Landwirtschaft in einigen Kantonen bereits derart zugespitzt, dass Viehbestände teils deutlich dezimiert werden, aus Sorge, im Winter nicht genug Futter zu haben, wie Schweizer Medien berichten. Doch wie sieht es diesseits des Rheins aus?

Bis zu 50 Prozent weniger Grünfutter

Die Lage sei auch im Kreis Waldshut prekär, daran lassen weder der Bezirksgeschäftsführer des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands, Mathias Fievet, noch Bio-Landwirt und BLHV-Kreisvorsitzender Oswald Tröndle einen Zweifel: „Die Landwirte verzeichnen beim Grünfutter Ernteausfälle von 50 Prozent“, so Fievet.

„Wenn, wie in diesem Jahr, mit Beginn der Hauptwachstumsphase die Niederschläge ausbleiben, ist das beinahe eine Horrorvorstellung“, führt Tröndle im Gespräch mit unserer Zeitung näher aus. In seinem Fall führe dies unter anderem dazu, dass die Milchkühe derzeit im Stall bleiben müssen, weil sie auf der Weide schlicht zu wenig Futter finden.

Darüber hinaus sei auch die Versorgung von Weidetieren mit Tränkewasser vielerorts problematisch, wie Tobias Herrmann, Sprecher des Landratsamts Waldshut auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt: „Viele Quellen stehen nicht mehr für die Weidetiere zur Verfügung.“ Dies ist auf das Sinken des Grundwasserspiegels zurückzuführen.

Futterzukauf nicht unproblematisch

Vielerorts werden wegen Einbußen beim Grünfutter bereits Wintervorräte angegriffen.
Vielerorts werden wegen Einbußen beim Grünfutter bereits Wintervorräte angegriffen. | Bild: Baier, Markus

Aufgrund der aktuellen Verhältnisse werden bereit die Reserven für den Winter angegriffen. Statt frischem Gras erhalten die Tiere Heu und Silage. Unterdessen seien auch die Ernteerträge beim Mais ähnlich katastrophal wie beim Grünfutter. Beim Getreide seien die Bauern „mit einem blauen Auge davon gekommen“, so Tröndle.

Dass gerade die Grünfutterernte vergangenes Jahr überdurchschnittlich gut ausgefallen ist, komme den Bauern jetzt zugute, sagt Mathias Fievet. Und ein gewisser Optimismus sei auch vorhanden, dass sich die Lage auf den Wiesen und Weiden im Herbst noch verbessert, wenn erst einmal ergiebigere Regenfälle einsetzen: „Trotz allem ist mit Engpässen zu rechnen.“

Denn der Zukauf von Futter stelle die Betriebe vor erhebliche Herausforderungen. Das gelte für Bio-Höfe, die laut Oswald Tröndle inzwischen immerhin ein Viertel des gesamten Hofbestands im Kreis ausmachten, noch wesentlich mehr als für die konventionelle Landwirtschaft: „Bio-Futter muss eben noch höhere Anforderungen erfüllen.“

Verringerung des Viehbestands als Ultima Ratio

Insofern sei auch hier die Reduzierung des Viehbestandes durchaus eine Option – wenngleich eine, die wohl jeder Landwirt allenfalls als „allerletzte Lösung“ in Betracht ziehe, wie Tröndle darstellt: „Es ist ein Teufelskreis: Wenn wir weniger Futter haben, können wir den Fortbestand des Hofs nur dadurch sichern, indem wir den Viehbestand verkleinern. Aber weniger Tiere bedeuten auch, dass die Existenzgrundlage reduziert wird.“ Das gelte für ihn als Milchvieh-Bauern noch viel stärker als für andere Sparten der Landwirtschaft.

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Aus der Praxis seien nur Einzelfälle bekannt, in denen die Tierbestände als letzte Maßnahme aufgrund von Futtermangel verringert werden, so Herrmann. Allerdings gebe es auch keine Meldepflicht oder ähnliches für die Schlachtung gesunder Tiere.

Laut Mathias Fievet behelfen sich die Landwirte vielmehr dadurch, dass sie, bereits geplante Schlachtungen vorzuverlegen, um die Lage zu entschärfen.

Folgen und Perspektiven der jetzigen Lage?

Freilich: Noch lassen sich längst nicht alle Konsequenzen der aktuellen Trockenheit oder des Klimawandels absehen. Dass am Ende aber auch der Verbraucher die Probleme zu spüren bekommen werde, sei indes durchaus zu erwarten, sagt Oswald Tröndle. Zumal: „Weltweit geht die Milchproduktion zurück. Allein dieses Jahr gibt es einen Rückgang von etwa zwei Prozent.“

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Das habe sich bereits in gestiegenen Preisen bemerkbar gemacht. Weitere Preissteigerung werden sich nicht vermeiden lassen – nicht nur wegen des Klimawandels: „Auch wir leiden unter drastischen Energiekostensteigerungen“, so Tröndle. Je nach Größe des Hofs geht es um Zusatzkosten im fünfstelligen Bereich. Irgendwie müsse das kompensiert werden.

Zumindest zeichne sich bislang aller widrigen Rahmenbedingungen zum Trotz noch kein Hofsterben ab, so der BLHV-Kreisvorsitzende. Die Quote der aufgegebenen Höfe bewege sich seit Jahren im unteren einstelligen Bereich. Und auch in der heutigen Zeit komme es vereinzelt durchaus vor, dass Betriebe reaktiviert werden – ein Indiz, dass auch junge Leute noch eine Zukunft für die Landwirtschaft sehen.

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