Auch wenn es zuletzt ruhig um die Initiatorinnen des Kirchenstreiks innerhalb der katholischen Seelsorgeeinheit Mittlerer Hochrhein St. Verena vom Mai 2019 geworden ist, setzen sie ihren Weg konsequent fort. Nach wie vor geht es Ulrika Schirmaier und Karin Höhl mit ihrer Aktion „Kirche – Frauen – Zukunft“ darum, Veränderungen in der katholischen Kirche anzustoßen und die Verantwortlichen zum Umdenken zu bewegen.

Aufmerksam verfolgten die beiden Frauen aus Lauchringen zuletzt aus der Ferne die sogenannte Synodalversammlung, die im September in Frankfurt am Main getagt hatte. Dabei ging es unter anderem um eine Reform der katholischen Sexualethik sowie um die Rolle der Frau in der Kirche.

Die Ergebnisse der jüngsten Synodalversammlung waren am Rande auch Thema bei einer Veranstaltung im Priesterseminar „Collegium Borromaeum“ in Freiburg, an der Schirmaier und Höhl kürzlich teilnahmen. Anlass war die Verabschiedung von Religionslehrern, Gemeindereferenten und Priestern aus dem Gebiet der Erzdiözese Freiburg, wie Ulrika Schirmaier im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt.

Sie selbst hatte sich aus familiären Gründen entschieden, vorzeitig den Schuldienst zu verlassen. Zwei Jahrzehnte hatte die Verwaltungsangestellte in Teilzeit als Religionslehrerin an der Waldshuter Heinrich-Hansjakob-Schule gearbeitet. Zur offiziellen Verabschiedung in Freiburg nahm sie Karin Höhl mit.

Erzbischof wollte Unterschriften nicht entgegennehmen

Dort trafen die beiden Frauen nun im vierten Anlauf und mit dreijähriger Verspätung auf den Freiburger Erzbischof Stephan Burger. 2019 hatten Schirmaier und Höhl gemeinsam mit ihrer Mitstreiterin Gertrud Bernauer-Eckert 5000 Unterschriften gesammelt. Die Forderung der Petition lautete, Frauen Zugang zu allen kirchlichen Diensten und Ämtern zu gewähren.

Dreimal hatten die drei Lauchringerinnen daraufhin bei Erzbischof Burger angefragt, ob sie ihm die Petition persönlich überreichen könnten. Dreimal hatte der Geistliche dies aus Zeitgründen abgelehnt, wie Schirmaier damals gegenüber dieser Zeitung erklärt hatte. Schließlich übergaben sie die Unterschriften dem damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, im September 2019 in Fulda.

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„Er hat genau gewusst, wer ich bin“, sagt Ulrika Schirmaier nun über ihre erste Begegnung mit dem Freiburger Erzbischof. Sie und Höhl waren in den vergangenen Jahren häufig mit ihren Aktionen in der Presse präsent. 2021 sprachen die beiden Anhängerinnen der Reformbewegung „Maria 2.0“ im Fernsehen über ihre Erfahrungen mit der katholischen Kirche.

Stephan Burger sei in Freiburg auf die Lauchringerinnen zugegangen, berichtet Schirmaier. Die Frauen und der Priester seien sich in dem kurzen Gespräch einig gewesen, dass die Zusammenarbeit von Laien und Bischöfen auf Augenhöhe gestaltet werden muss.

Ulrika Schirmaier und Karin Höhl betonen: „Es muss offen, ehrlich und respektvoll miteinander diskutiert werden, damit das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit in die Kirchenführung wiederhergestellt wird und die frohe Botschaft wieder im Mittelpunkt steht.“

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Die Ergebnisse der Synodalversammlung stimmen die Lauchringerinnen zum Teil positiv. „Es geht wirklich was. Auch im Kirchenrecht“, findet Schirmaier. Sie habe den Eindruck, dass die Bischöfe langsam erkennen würden, dass sie die Probleme innerhalb der katholischen Kirche nicht länger aussitzen können.

Während die Reform der kirchlichen Sexuallehre an der erforderlichen Zweidrittelmehrheit gescheitert ist, wurde in Frankfurt ein 32-seitiges Argumentationspapier zugunsten der Priesterweihe von Frauen verabschiedet. Es soll demnächst dem Papst vorgelegt werden. „Wir hoffen uns hier von Rom ein Überdenken der bisherigen Regelungen zum Priesteramt“, erklären die Initiatorinnen des Lauchringer Kirchenstreiks.

Demnächst wollen Schirmaier und Höhl sich mit Andreas Sturm treffen, den sie 2021 bei der Aufzeichnung der Talkshow, in der sie zu Gast waren, getroffen hatten. Sturm ist der frühere Generalvikar des Bistums Speyer, der inzwischen die katholische Kirche verlassen hat und in Singen Pfarrer einer altkatholischen Gemeinde ist.